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Tichanowskaja: Kein Belarusse ist vor Lukaschenko sicher

Ein Jahr nach Beginn der Proteste in Belarus (Weissrussland) hat Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja an die Gefahren für Belarussen auf der ganzen Welt erinnert.

Agentur
sda
08.08.21 - 05:29 Uhr
Politik
ARCHIV - Swetlana Tichanowskaja, Oppositionsführerin aus Belarus, spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Mindaugas Kulbis/AP/dpa
ARCHIV - Swetlana Tichanowskaja, Oppositionsführerin aus Belarus, spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Mindaugas Kulbis/AP/dpa
Keystone/AP/Mindaugas Kulbis

«Im Moment kann sich niemand sicher fühlen, auch ich nicht», sagte Tichanowskaja der Deutschen Presse-Agentur. Die Bürgerrechtlerin verwies unter anderem auf den Fall des Exil-Belarussen Witali Schischow, der kürzlich in der Ukraine tot aufgefunden wurde.

«Ich weiss nicht, wie lang der Arm des Regimes reicht», sagte die 38-Jährige, die im August 2020 bei der Präsidentenwahl anstelle ihres inhaftierten Mannes kandidiert hatte. Jeder könne dem «Repressionsapparat» des autoritären Machthabers Alexander Lukaschenko zum Opfer fallen, meinte Tichanowskaja. Das habe zuletzt auch der Fall der belarussischen Olympia-Sportlerin Kristina Timanowskaja gezeigt, die laut eigener Aussage nach kritischen Äusserungen von den Behörden aus Tokio entführt werden sollte.

Tichanowskaja war im Trio mit Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa international bekannt geworden. Nach der weithin als gefälscht geltenden Abstimmung am 9. August 2020 floh sie ins EU-Land Litauen. Auch Zepkalo flüchtete. Kolesnikowa wurde verhaftet und steht derzeit in Minsk vor Gericht. Ihr drohen bis zu zwölf Jahre Haft.

Der 66 Jahre alte Langzeitmachthaber Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen im Amt bestätigen lassen. Monatelange friedliche Massenproteste nach der Wahl liess er teils brutal niederschlagen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Bei den Demonstrationen gab es mehrere Tote, Hunderte Verletzte und Tausende Festnahmen.

Die EU hatte zuletzt umfangreiche Sanktionen unter anderem gegen die für Belarus wichtige Kali- und Düngemittelindustrie verhängt. Auch die USA, Kanada und Grossbritannien beschlossen Strafmassnahmen. Russland hingegen unterstützt Lukaschenko mit Milliardenkrediten.

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