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Südafrikas Präsident: Gewalt im Lande wurde geplant und koordiniert

Die tagelangen Proteste und Plünderungen in Teilen Südafrikas mit 121 Toten sind nach Angaben von Präsident Cyril Ramaphosa durch Hintermänner koordiniert worden. Ziel sei eine Destabilisierung der Wirtschaft gewesen, sagte Ramaphosa am Freitag. Anders als angenommen sei die Gewalt nicht ethnisch bedingt.

Agentur
sda
16.07.21 - 16:03 Uhr
Politik
ARCHIV - Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nimmt an einem Treffen in Pretoria teil. Foto: Christoph Soeder/dpa
ARCHIV - Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nimmt an einem Treffen in Pretoria teil. Foto: Christoph Soeder/dpa
Keystone/dpa/Christoph Soeder

In einem durch drei Armee-Panzer gesicherten Einkaufszentrum in der Hafenstadt Durban verurteilte er am Freitag die Gewalt als Angriff auf die Demokratie. «Es ist offenkundig, dass zu all diesen Zwischenfällen und Plünderungen angestiftet wurde; es gab Leute, die sie geplant, die sie koordiniert haben», sagte der 68-Jährige. Demnach wurden einige identifiziert. Sie werden gesucht. Details zu den mutmasslichen Hintermännern wurden nicht bekannt. «Wir werden keine Anarchie und Unruhe in unserem Land gestatten», betonte er.

Mit Blick auf die Opferzahlen hätte die Situation durchaus schlimmer ausgehen können, sagte Ramaphosa. «Ja, wir hätten besser sein können, aber wir waren überwältigt von der Situation.» Oberstes Ziel der Polizei sei gewesen, weitere Verluste an Menschenleben zu vermeiden.

In dem bei Johannesburg gelegenen Township Alexandra warnte der Streitkräfte-Chef, General Rudzani Maphwanga, nach der demonstrativen Landung eines schweren Transporthelikopters: «Wir werden Gewalt mit Gewalt beantworten; wir werden keine ökonomische Sabotage erlauben.»

Südafrikas Regierung hat weitere 25 000 Soldaten mobilisiert, um die gewalttätigen Proteste in den betroffenen Provinzen KwaZulu-Natal und dem Ballungsgebiet um die Städte Pretoria und Johannesburg (Gauteng-Provinz) zu beenden. Es handelt sich um einen der grössten Militäreinsätze seit Bestehen eines demokratischen Südafrikas.

Laut Ramaphosa kamen allein in KwaZulu-Natal 95 Menschen ums Leben. Am Vortag waren landesweit offiziell 117 Tote bekanntgegeben worden - 91 davon in der Küstenprovinz, wo es in der Nacht zu Freitag noch Berichte über vereinzelte Übergriffe gab. Dort verschärfen sich die Versorgungsengpässe. Ein Problem sei die Sperrung wichtiger Transportrouten, warnten Verbraucherorganisationen. Die strategisch wichtige Autobahn zwischen Durban und Johannesburg wurde im Laufe des Tages wieder geöffnet. Raffinerie-Schliessungen führten zu langen Schlangen vor Durbans wenigen offenen Tankstellen. Die Regierung warnte vor Hamsterkäufen und verbot das Befüllen von Benzinkanistern.

Da auch Drogerien und Kliniken geplündert wurden, sind Medikamente knapp. Nach Angaben der Molkerei-Organisation Sampro müssen Landwirte zudem Milch vernichten, da kein Transport von den Ställen möglich ist.

Die Proteste richteten sich zuerst gegen die Inhaftierung des aus KwaZulu-Natal stammenden Ex-Präsidenten Jacob Zuma, der eine 15 Monate lange Haftstrafe wegen Missachtung der Justiz antreten musste. Den Protesten folgten dann grossflächige Ausschreitungen.

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