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UN: Schwarze sind vielerorts Opfer von strukturellem Rassismus

Die UN-Menschenrechtsbüro in Genf wirft Ländern vor allem in Europa und in Nord- und Lateinamerika Rassismus gegen Menschen mit afrikanischen Wurzeln vor.

Agentur
sda
28.06.21 - 15:34 Uhr
Politik
ARCHIV - Demonstranten halten während eines Protestes zettel mit dem Porträt von George Floyd, des in Minneapolis nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorbenen Mannes afroamerikanischer Abstammung, in die Höhe. Foto: Christine T. Nguyen/Minnesota Public…
ARCHIV - Demonstranten halten während eines Protestes zettel mit dem Porträt von George Floyd, des in Minneapolis nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorbenen Mannes afroamerikanischer Abstammung, in die Höhe. Foto: Christine T. Nguyen/Minnesota Public…
Keystone/Minnesota Public Radio/AP/Christine T. Nguyen

Jahrhundertelange Gewalt und Diskriminierung hätten staatliche Strukturen hervorgebracht, in denen Schwarze durch Polizei und Ämter, Gesetze, Verordnungen und Einstellungen systematisch benachteiligt werden, hiess es am Montag in einem mit Spannung erwarteten Bericht. Dieser strukturelle Rassismus werde bis heute weitgehend abgestritten. Länder müssten sich den Folgen des Sklavenhandels und des Kolonialismus endlich stellen und um Wiedergutmachung kümmern.

«Der jetzige Zustand ist unhaltbar», sagte die Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. «Ich rufe alle Länder auf, Rassismus nicht mehr abzustreiten, sondern abzubauen.» Kleine Anpassungen reichten nicht, Systeme müssten grundlegend reformiert werden.

Der Bericht geht auf einen Beschluss des UN-Menschenrechtsrats nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen Amerikaners George Floyd zurück. Floyd starb im Mai 2020 nach einer Festnahme, bei der ein Polizist mehr als neun Minuten auf dem Hals des am Boden liegenden Mannes kniete. Der Polizist wurde wegen Mordes zweiten Grades zu mehr als 22 Jahren Haft verurteilt. In zu vielen ähnlichen Fällen werde aber kaum jemand zur Rechenschaft gezogen, heisst es in dem Bericht.

In vielen Ländern seien Menschen mit afrikanischen Wurzeln sozial, wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt. Vor allem in Nord- und Lateinamerika und Europa lebten unverhältnismässig viele von ihnen in Armut und hätten es schwer, grundlegende Menschenrechte wie etwa auf Bildung, Gesundheitsdienste, Arbeit, angemessenen Wohnraum und sauberes Wasser durchzusetzen.

Stereotype entstünden teils schon in der Kindheit, wenn Lehrerinnen und Lehrer Kindern mit afrikanischen Wurzeln weniger zutrauten als anderen und sie auf Bildungswege lenkten, die ihnen weniger Chancen einräumen. Wenn es um Leistung gehe, würden Schwarze oft nur in Bereichen wie Sport, Musik und Tanz erwähnt.

Als herabwürdigend wird in dem Bericht eine Aussage von Ex-US-Präsident Donald Trump kritisiert, der Teilnehmer an Protesten gegen Rassismus als «kranke und geistesgestörte Anarchisten und Agitatoren» bezeichnet hatte.

Es gebe in verschiedenen Ländern Wiedergutmachungsinitiativen, aber nicht genug, heisst es in dem Bericht.

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