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Vor Vereidigung von neuer Regierung in Israel droht Gewalt

Vor der geplanten Vereidigung einer neuen Regierung in Israel mehren sich Anzeichen für eine mögliche Eskalation der Gewalt in der kommenden Woche. Am Donnerstag ist in Jerusalems Altstadt ein Flaggenmarsch nationalistischer Israelis geplant, der auch durch das muslimische Viertel führt. Der Vize-Gouverneur Jerusalems der Palästinensischen Autonomiebehörde, Abduallah Siam, warnte nach Angaben der Nachrichtenagentur Wafa am Samstag vor einer «Explosion» in der Stadt.

Agentur
sda
05.06.21 - 14:49 Uhr
Politik
ARCHIV - Anhänger des scheidenden rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu üben nach Medienberichten massiven Druck aus, um die geplante Regierung von acht Parteien aus allen politischen Lagern zu verhindern. Foto: Maya Alleruzzo/Pool…
ARCHIV - Anhänger des scheidenden rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu üben nach Medienberichten massiven Druck aus, um die geplante Regierung von acht Parteien aus allen politischen Lagern zu verhindern. Foto: Maya Alleruzzo/Pool…
Keystone/Pool AP/Maya Alleruzzo

Der letzte Flaggenmarsch anlässlich des Jerusalem-Tags war am 10. Mai wegen Raketenangriffen der im Gazastreifen herrschenden Hamas auf die Stadt abgebrochen worden. Hamas nannte den Angriff eine «Botschaft» und Reaktion auf Israels Vorgehen auf dem Tempelberg und in dem Viertel Scheich Dscharrah. Die von EU und Israel als Terrororganisation eingestufte islamistische Gruppierung hatte im Fall neuer «Verstösse» Israels in Jerusalem mit neuen Angriffen gedroht.

Israel hatte den arabisch geprägten Ostteil Jerusalems 1967 erobert. Die Palästinenser sehen ihn als künftige Hauptstadt, Israel beansprucht dagegen ganz Jerusalem als Hauptstadt.

Anhänger des scheidenden rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu üben nach Medienberichten massiven Druck aus, um die geplante Regierung von acht Parteien aus allen politischen Lagern zu verhindern. Der Vorsitzende der ultrarechten Jamina-Partei, Naftali Bennet, ist der designierte Ministerpräsident.

Der bisherige Oppositionsführer Jair Lapid hatte am Mittwochabend verkündet, eine Koalition gebildet zu haben. Im Kabinett sollen Politiker vom rechten bis zum linken Spektrum und eine arabische Partei sitzen. Die geplante Koalition hat nur eine hauchdünne Mehrheit von 61 der 120 Parlamentarier. Sie befürchtet mögliche Abtrünnige. Die Koalitionspartner fordern, eine für die Vereidigung notwendige Abstimmung im Parlament so schnell wie möglich durchzuführen. Damit wird am Mittwoch oder erst am darauffolgenden Montag gerechnet.

Die jüngste Eskalation der Gewalt zwischen Israel und militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen hatte Koalitionsverhandlungen des Anti-Netanjahu-Lagers zunächst unterbrochen. Während des elftägigen bewaffneten Konflikts im Mai starben in Israel 13 Menschen und im Gazastreifen 254 Menschen.

Die Hamas hat nach Medienberichten mit neuen Protesten an der Grenze zu Israel gedroht, sollten Millionenzahlungen für Gaza aus Katar nicht bis Ende der Woche wieder aufgenommen werden. Israel hatte im Rahmen der Waffenruhe am 21. Mai gefordert, das Geld dürfe nicht mehr direkt an die Hamas, sondern nur noch über die Palästinensische Autonomiebehörde ausgezahlt werden. Israelische Minister hatten zudem bekräftigt, Israel werde künftig auf jeden Angriff aus dem Palästinensergebiet deutlich härter reagieren als zuvor. Finanzminister Israel Katz sagte, Jihia al-Sinwar, Hamas-Chef im Gazastreifen, werde für jeden Angriff «mit seinem Kopf bezahlen».

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Selbst wenn diese Koalition gelänge, das gewünschte Gemeinschaftsgefühl würde sich bei der vorhandenen Gemengelage nicht einstellen. Chaos würde einsetzen, denn in Israel geht es nicht um Auseinandersetzungen wie bei anderen sich nicht wohl gesinnten Staaten. Hier geht es um die Existenz eines Landes.
Es kann nur um weitere Annäherungen zu den umliegenden muslimischen Staaten gehen, und B. Netanjahu hat hier schon einiges voran gebracht.
Weiter so und keine irrsinnigen Experimente wagen.

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