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Sekteninfo 2020 mit vielen Corona-Verschwörungsmythen konfrontiert

Im Coronajahr 2020 ist die Sekteninformationsstelle Infosekta mit vielen Verschwörungsmythen rund um das Virus konfrontiert worden. Insgesamt verzeichnete die Fachstelle gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um drei Prozent auf 2900 Anfragen.

Agentur
sda
04.06.21 - 11:49 Uhr
Politik
Sorgt für vier Prozent der Anfragen bei Infosekta: Scientology, hier das Beratungszentrum in Basel. (Archivbild)
Sorgt für vier Prozent der Anfragen bei Infosekta: Scientology, hier das Beratungszentrum in Basel. (Archivbild)
KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

In 760 Facebook-Veröffentlichungen informierte Infosekta über neue Entwicklungen in der Weltanschauungszene, wie die Stelle am Freitag mitteilte. Die meisten Anfragen gingen wegen der Zeugen Jehovas ein (18 Prozent), gefolgt von Scientology (4 %).

69 Prozent der Ratsuchenden fragten wegen unzähliger Gruppen und Einzelanbietern aus der evangelikalen Szene, der Esoterik mit Lebensberatung oder Geistheilung, psychologischen Angeboten und anderem an. 73 Prozent der Kontakte stammten von Privaten, namentlich besorgten Angehörigen. Die Fragen betrafen 340 Gruppen.

Fragmentierter Markt

Darin widerspiegelt sich eine zunehmende Fragmentierung des Weltanschauungsmarkts und der Wandel der religiösen Landschaft, wie Infosekta konstatiert. So betrafen die Anfragen wegen evangelikaler Gruppen etwa Christ Embassy von Pastor Oyakhilome, GPMC Thun, Lighthouse Chapel International, Life Kingdom Church oder You Church und ferner die Organische Christus-Generation von Ivo Sasek.

In der Kategorie Esoterik gaben Angebote wie Access Consciousness, die Anastasia-Bewegung, Christina Meier (von Dreien), das Internationale Lichtnahrungs-Zentrum, Oliver Brecht alias Geistheiler Sananda oder die Germanische Neue Medizin Anlass zu Beratungen.

47 Prozent der Beratungen liessen sich dem christlichen Glauben zuordnen, 26 Prozent entfielen auf Esoterik. 22 Prozent hatten säkulare Gruppen oder Angebote zum Thema, drei Prozent neu-hinduistische. Der Rest entfiel auf diverse Vereinigungen.

Noch vor 30 Jahren betrafen die Anfragen hauptsächlich «klassische» Problemgruppen wie Zeugen Jehovas, Kinder Gottes, Vereinigungskirche, Scientology, Fiat Lux und Guru-Bewegungen wie etwa Hare Krischna. 2010 setzte die stärkere Fragmentierung ein.

Verschwörungsmythen schiessen ins Kraut

Die Covid-19-Pandemie verunsicherte die Gesellschaft und Einzelne. Auf diesem Nährboden schossen Verschwörungsmythen und Radikalisierungen wie Pilze aus dem Boden. Entsprechend stiegen die Anfragen aus diesen Problemkreisen. Zunehmend wandten sich Angehörige an Infosekta, weil ein Familienmitglied in einen Verschwörungsglauben abrutschte und die Familie daran zu zerbrechen drohte.

Die Informationsstelle wurde dabei mit Überzeugungen konfrontiert, wonach mit der Impfung ein Überwachungs-Chip implantiert wird, Geimpfte Nanopartikel ausstrahlen, Geheimgruppen nach der Weltherrschaft streben, China oder Ausserirdische die Macht übernehmen und vieles mehr.

Konfrontiert mit solchen Mythen kämen Angehörige schnell in eine Situation, in denen sie mit sachlichen Gesprächen nicht mehr weiterkommen, schreibt Infosekta.

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