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Schock über Suizidversuch von Gefangenem in Gerichtssaal in Belarus

Im autoritär geführten Belarus hat der Suizidversuch eines politischen Gefangenen im Gerichtssaal Entsetzen ausgelöst. Stepan Latypow sei «ein neues Opfer des Regimes - und mit jedem Tag werden es mehr», schrieb Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.

Agentur
sda
02.06.21 - 13:20 Uhr
Politik
ARCHIV - Stepan Latypow im September 2020 in Minsk. Foto: Ulf Mauder/dpa
ARCHIV - Stepan Latypow im September 2020 in Minsk. Foto: Ulf Mauder/dpa
Keystone/dpa/Ulf Mauder

Am Dienstag hatten unabhängige belarussische Medien Videos veröffentlicht, wie Latypow am Hals blutend aus einem Minsker Gerichtsgebäude getragen wurde. Zuvor hatte er über Folter im Gefängnis berichtet. Man habe ihm gedroht, auch gegen seine Familie und Nachbarn vorzugehen, wenn er sich nicht schuldig bekenne, erzählte er verzweifelt.

Latypow wurde zunächst in ein Krankenhaus gebracht. Mittlerweile sei sein Zustand aber stabil, er sei nicht mehr in der Klinik, berichteten Medien unter Berufung auf Latypows Angehörige. Der 41-jährige Baumpfleger war im vergangenen September festgenommen worden, als er versuchte, Sicherheitskräfte am Übermalen eines regierungskritischen Wandbilds zu hindern.

Die belarussische Justiz wirft ihm unter anderem die Gefährdung der öffentlichen Ordnung vor. Menschenrechtler stufen ihn hingegen als politischen Gefangenen ein. Latypow hatte während der Massenproteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko im vergangenen Jahr auch eigene kritische Videos veröffentlicht.

Bei den Demonstrationen waren etwa 30 000 Menschen zumindest vorübergehend festgenommen worden. Viele sitzen bis heute in Haft. Menschenrechtler berichten immer wieder über Folter von Gefangenen. Die EU hat nach der weitgehend als gefälscht geltenden Präsidentenwahl im vergangenen August Sanktionen gegen Belarus verhängt.

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