×

Medien: Lukaschenko lässt Flugzeug landen und Journalisten verhaften

Behörden in der autoritär regierten Republik Belarus haben nach Berichten von Staatsmedien in Minsk ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius (Litauen) zur Landung gebracht. An Bord war auch der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch, der nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna in Minsk festgenommen wurde.

Agentur
sda
23.05.21 - 16:42 Uhr
Politik
Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus, besucht einen orthodoxen Ostergottesdienst. (Archivbild) Foto: Maxim Guchek/POOL BelTa/AP/dpa
Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus, besucht einen orthodoxen Ostergottesdienst. (Archivbild) Foto: Maxim Guchek/POOL BelTa/AP/dpa
Keystone/POOL BelTa/AP/Maxim Guchek

Oppositionelle sprachen am Sonntag von einem beispiellosen Eingriff in den internationalen Luftraum. Auch der oppositionelle Nachrichtenkanal Nexta (Gesprochen Nechta) bestätigte die Festnahme seines Mitbegründers und früheren Redakteurs. Lukaschenko habe unter Verstoss gegen alle Gesetze ein Flugzeug «gekapert», kritisierte der Kanal. Eine Stellungnahme der Fluggesellschaft gab es zunächst nicht.

Die Behörden in Belarus hatten Nexta als extremistisch eingestuft. Der Kanal hatte im vergangenen Jahr nach der umstrittenen Präsidentenwahl immer wieder zu Massenprotesten gegen Lukaschenko aufgerufen. Der Blogger Protassewitsch gehört zu den vielen international zur Fahndung ausgeschriebenen Oppositionellen, denen Lukaschenko selbst den Kampf angesagt hat.

Der Geheimdienst KGB hatte den Journalisten auf eine Liste mit Menschen setzen lassen, denen die Beteiligung an terroristischen Handlungen vorgeworfen werde, wie das Portal tut.by bei Telegram berichtete. Nach Angaben der Staatsagentur Belta hatte Lukaschenko nach einem Alarm über einen Sprengsatz an Bord der Maschine selbst das Kommando gegeben, das Flugzeug in Minsk landen zu lassen.

Zur Begleitung sei auch ein Kampfjet vom Typ MiG-29 aufgestiegen, wie der Flughafen bestätigte. Flughafensprecher teilten in Staatsmedien mit, dass die Piloten an Bord der Passagiermaschine um die Landeerlaubnis gebeten hätten. Später habe sich die Information über die mutmassliche Bombe als Fehlalarm herausgestellt. Der Schichtleiter des Airports, Maxim Kijakow, sagte im Staatsfernsehen, dass die 123 Passagiere im Transbereich auf ihren Weiterflug warteten.

Litauens Präsident Gitanas Nausėda forderte die sofortige Freilassung des Aktivisten Protassewitsch. «Das ist ein nie dagewesener Vorfall (...) Das Regime von Belarus steht hinter dieser abscheulichen Aktion», schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR