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Wichtiger Anführer der Protestbewegung in Myanmar festgenommen

Das Militär in Myanmar hat einen der wichtigsten Anführer der Protestbewegung gegen die neue Junta festgenommen.

Agentur
sda
15.04.21 - 13:20 Uhr
Politik
Ein Polizeifahrzeug steht auf einer Straße in Yangon. Foto: --/AP/dpa
Ein Polizeifahrzeug steht auf einer Straße in Yangon. Foto: --/AP/dpa
Keystone/AP/--

Wai Moe Naing sei am Donnerstag in der nördlichen Stadt Monywa während einer Kundgebung auf seinem Motorrad absichtlich von einem Auto der Einsatzkräfte angefahren und anschliessend inhaftiert worden, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt gelten drei Männer als Anführer des Widerstands im früheren Birma - neben Wai Moe Naing sind das Ei Thinzar Maung aus der grössten Stadt Yangon und Tayzar San aus Mandalay.

Wai Moe Naing sei immer sehr vorsichtig gewesen, um eine Festnahme zu verhindern, sagte der Zeuge, der anonym bleiben wollte. «Alle anderen Demonstranten haben ihn immer gut beschützt.» Nun habe das Militär aber zivile Autos benutzt, um ihn zu verfolgen. So sei es Soldaten am frühen Nachmittag gelungen, den 26-Jährigen festzunehmen. «Wir machen uns so grosse Sorgen um ihn», hiess es.

Seit dem Putsch von Anfang Februar gibt es immer wieder Berichte über schwere Folter bei Verhören. Mehrere Festgenommene haben die Haft nicht überlebt. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sitzen derzeit mehr als 3000 Junta-Gegner sitzen in Haft. Den Angaben zufolge wurden seit dem Umsturz mindestens 715 Menschen getötet, darunter etwa 50 Kinder.

Die landesweiten Demonstrationen gegen die Generäle dauerten derweil an. In Mandalay ging die Armee mit Gewalt gegen einen Protest von Vertretern des Gesundheitswesens vor. Lokalen Medienberichten zufolge wurden etwa 20 Teilnehmer festgenommen. Zuvor hatte die Militärführung Haftbefehle gegen 20 Ärzte ausgestellt, einige von ihnen prominente Vertreter des Gesundheitssystems im Kampf gegen das Coronavirus. Viele Ärzte weigern sich seit dem Putsch, in staatlich kontrollierten Krankenhäusern zu arbeiten und sind im Untergrund tätig.

«Als das Militär kam, sind die Demonstranten in alle Richtungen geflohen», sagte ein Journalist aus Mandalay. Dabei hätten die Einsatzkräfte auch geschossen, mehrere Menschen seien verletzt worden. Mindestens ein Mensch soll gestorben sein.

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Es ist nicht ungewöhnlich, dass in Ländern wie Myanmar das Militär in die Wirtschaft investiert. Das kennt man auch aus Taiwan oder Südkorea, oder während der Militärdiktaturen aus Brasilien und Argentinien. In der Regel sind das zunächst direkte Zulieferer, kann aber auch andere Branchen umfassen. So betreibt z. B. das ägyptische Militär nicht nur Banken sondern sogar Hotels. Daher sollte man beim nächsten Tauchurlaub in Ägypten darauf achten, A. as-Sissi nicht unbedingt Geld in die Kasse zu spülen.

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