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Irans Aussenminister: Israel steckt hinter Angriff auf Atomanlage

Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif hat den Cyberangriff auf die Atomanlage Natans als Terrorakt bezeichnet und Israel dafür verantwortlich gemacht. In der Anlage im Zentraliran werden unter anderem neue Zentrifugen für die Urananreicherung hergestellt.

Agentur
sda
12.04.21 - 09:56 Uhr
Politik
ARCHIV - Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nimmt an einer Kabinettssitzung teil. Foto: -/Iranian Presidency/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
ARCHIV - Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nimmt an einer Kabinettssitzung teil. Foto: -/Iranian Presidency/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
Keystone/Iranian Presidency/-

«Die Zionisten (Israelis) wollen mit diesen Terroroperationen die nuklearen Errungenschaften des Irans und die Atomverhandlungen (in Wien) sabotieren», sagte Sarif am Montag im Parlament. Beides werde aber nicht passieren. «Unsere Rache ist, dass wir in beiden Bereichen erfolgreich weitermachen werden», so der iranische Chefdiplomat laut staatlicher Nachrichtenagentur IRNA.

Israel hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäussert. Der israelische Generalstabschef Aviv Kochavi sagte am Sonntag nach Medienberichten bei einer Gedenkzeremonie für gefallene Soldaten auf dem Herzlberg in Jerusalem: «Die Aktivitäten der israelischen Armee im Nahen Osten bleiben den Feinden nicht verborgen. Sie beobachten uns, sehen unsere Fähigkeiten, und erwägen ihre Schritte vorsichtig.»

Israel betrachtet das iranische Atomprogramm als eine ernsthafte Gefahr, denn der Iran verfügt über Raketen mit einer Reichweite bis zu 2000 Kilometern, die jeden Ort Israels treffen könnten. Würden die Raketen mit Atomsprengköpfen ausgerüstet, wäre Israels Existenz ernsthaft bedroht. Teheran betont, keine Atomsprengköpfe zu besitzen und die Raketen nur im Falle eines Vergeltungsschlags einzusetzen.

Nach dem Cyberangriff auf die Atomanlage Natans am Sonntag gab es, wie schon bei einem ähnlichen Angriff am gleichen Ort im letzten Sommer, zunächst unterschiedliche Angaben. Die iranische Atomorganisation AEOI sprach zunächst von einem harmlosen Stromausfall in einer der Werkstätten ausserhalb der Anlage. Dann aber bezeichnete AEOI-Chef Ali Akbar Salehi den Vorfall als einen «nuklearen Terrorakt», gab aber keine Details an.

Die genaue Ursache des Angriffs sowie Ausmass der Schäden werden noch untersucht. Aber laut Aussenminister Sarif wurden bei dem Sabotageakt nur die Produktionslinie der älteren Zentrifugen beschädigt. «Dafür sind unsere Anlagen voll mit neueren Zentrifugen», so der Minister. In der Natans-Anlage wird unter anderem eine neue Generation von Zentrifugen hergestellt, mit denen der Iran den Urananreicherungsprozess - derzeit bei 20 Prozent - beschleunigen und erhöhen kann.

Laut AEOI Sprecher Behrus Kamalwandi wurde bei dem Vorfall in Natans niemand verletzt. Später wurde aber berichtet, dass der Sprecher bei der Besichtigung der Anlage gestürzt sei und mit Verletzungen am Bein und Kopf ins Krankenhaus musste.

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Es ist natürlich sehr bequem, wenn man alles was im eigenen Land nicht ganz rund läuft, direkt Israel in die Schuhe schieben kann.
Es gab einen Kurzschluss in der Elektrik? Israel war es.
Es hat seit 4 Wochen nicht mehr geregnet? Israel war es.
Da man jedoch nicht davon ausgehen kann dass iranische Ingenieure übermässig kompetenter sind als z. B. europäische Ingenieure, kann man einen Konstruktionsfehler nicht ausschliessen.
Und selbst wenn es ein Cyberangriff war, so sollte man auch im Iran allmählich gelernt haben, dass man die Anhänge in Mails von nigerianischen Prinzen nicht öffnet. Denn vom Himmel fallen Viren wie das Stuxnet nicht. Wie bei Corona auch muss man sich damit erstmal infizieren.

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