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Wie viel Nähe ist zu nah?

Die Pfarrpersonen der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden haben an einer Arbeitstagung über Grenzen und Grenzverletzungen diskutiert.

Südostschweiz
04.02.21 - 04:30 Uhr
Politik
Sexuelle Übergriffe betreffen Frauen, ebenso wie Männer – auf Täter - sowie auf Opferseite. Das Bild dient als Symbolbild.
Sexuelle Übergriffe betreffen Frauen, ebenso wie Männer – auf Täter - sowie auf Opferseite. Das Bild dient als Symbolbild.
SYMBOLBILD/PIXABAY

«Kirchliche Arbeit ist ohne Nähe nicht denkbar. Doch wie viel Nähe ist zu nah?» Diese Frage richtete Kursleiterin Karin Iten am Dienstag an der per Zoom durchgeführten Pfarrerweiterbildung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wie die Evangelisch-reformierte Landeskirche in einer Mitteilung schreibt, wurden die Pfarrpersonen einerseits mit Fallbeispielen für die Grenzen der Integrität sensibilisiert. Andererseits wurde aufgezeigt, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Abhängigkeitsverhältnissen geschützt werden können. Sexuelle Übergriffe betreffen Frauen ebenso wie Männer – sowohl auf Täter- wie auf Opferseite, heisst es in der Mitteilung weiter. Der Austausch unter den Pfarrpersonen habe aufgezeigt, wie sehr solches Erleben Betroffene verunsichere und alle in Mitleidenschaft ziehe. Es handle sich dabei nicht um ein spezifisch kirchliches, sondern um ein allgemein gesellschaftliches Problem.

Wie die Präventionsfachfrau Iten weiter ausführte, können Grenzverletzungen auch Teams stark verunsichern. Zum Beispiel Leiterteams von Freizeiten für Kinder oder Jugendliche. Bei Irritationen und Vermutungen gerieten diese in ein Dilemma zwischen ihrem Schutzauftrag für die Teilnehmenden und der Fürsorgepflicht gegenüber der beschuldigten Person. Iten unterscheidet dabei klar zwischen einem grauen und einem roten Bereich, wobei rot für alle Fälle steht, bei denen ein Verdacht auf eine Straftat besteht. «Hinschauen genügt nicht», führte sie aus, denn Manipulationen seien von aussen nur selten als solche erkennbar. Es brauche Teamkultur, Feedback und Gefässe der Reflexion. Regeln und Standards seien unabdingbar.

Für die Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ist die Pfarrweiterbildung ein erster Schritt, wie sie schreibt. Der Kirchenrat habe die Erarbeitung eines Konzepts in Auftrag gegeben, das den professionellen Umgang mit solchen Fragen gewährleisten soll.

Wahlen und Gesetzberatung

An der ausserordentlichen Synode vom Montag in Chur hatten die Synodalen laut Mitteilung Simona Rauch, Viscosoprano, als Erste Vizedekanin und Christoph Reutlinger, Tschlin, als Quästor gewählt. Richard Aebi, Sargans, ist neu Mitglied der landeskirchliche Rekurskommission. Zudem hatten die Synodalen einen Gesetzesentwurf über die Zulassung zum pfarramtlichen Dienst beraten. (red)

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