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Palast für Putin? - Nawalny hält den Kremlchef für luxussüchtig

Mit Schmiergeldern in rauen Mengen soll sich der russische Präsident Wladimir Putin nach Recherchen seines Widersachers Alexej Nawalny einen riesigen Palast bauen lassen haben.

Agentur
sda
20.01.21 - 17:13 Uhr
Politik
Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Videokonferenz. Foto: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Videokonferenz. Foto: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Keystone/Pool Sputnik Kremlin/AP/Mikhail Klimentyev

In einem Video zeigt der 44-Jährige Luftaufnahmen des gigantischen Anwesens an der sonnigen Schwarzmeerküste - mit Parkanlagen, einer Kirche, einem Hubschrauberlandeplatz, einer Brücke und einer Orangerie. Der zweistündige Film hat es in sich - und er ist ein Gruss aus dem Gefängnis in Moskau, in dem Nawalny seit seiner Rückkehr aus Deutschland festgehalten wird.

In den fünf Monaten in Deutschland, wo sich Nawalny von einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholte, dachte er offenbar oft an den russischen Präsidenten. Er machte von dort aus Putin nicht nur verantwortlich für das Attentat und nannte ihn einen «Mörder». Nawalny fuhr auch nach Dresden, wo Putin zu DDR-Zeiten als KGB-Offizier in trauter Zusammenarbeit mit der Stasi kommunistischen Idealen diente.

Anhand der Spuren, die Putin dort hinterliess, und mit Fotos zeichnet Nawalny in seinem neuen Film nach, wie Putin die Geheimdienstfreunde von einst bis heute begleiten - und ihn zum «reichsten Mann der Welt» gemacht hätten. Und er nennt ihn mit Blick auf die Palastbilder vom Schwarzen Meer einen «Zaren», der jedes Mass verloren habe, sich selbst bereichere und seine Freunde durch das Stehlen öffentlicher Gelder zu abhängigen Dienern mache. «Aus einem einfachen sowjetischen Offizier ist ein Irrer geworden, der Geld und Luxus scheffelt», sagt Nawalny.

Rund 22 Millionen Mal wurde das Video bis zum Mittwochnachmittag aufgerufen. Es läuft viral im Netz - die kremlkritischen Medien in Russland kennen kein anderes Thema als die Rückkehr Nawalnys und sein neues Video. Die Staatsmedien schweigen zwar. Aber Putins Sprecher Dmitri Peskow sah sich unter dem Druck einmal mehr genötigt, Stellung zu nehmen zu dem rätselhaften Palast.

Es sei «Nawalnys alte Schallplatte», alles «Unsinn», der Präsident und der Kreml hätten damit nichts zu tun, betonte Peskow. Und überhaupt wolle der Kreml dazu nichts mehr sagen. Doch bleibt auch nach Peskow Stellungnahme die seit Jahren gestellte Frage offen, wem der Palast denn nun gehört.

Seit Monaten halten sich Spekulationen, dass sich Putin viel häufiger am Schwarzen Meer aufhalte als in Moskau. Es gab Berichte über Bewegungen staatlicher Flugzeuge. Peskow meinte dazu, dass Flüge der russischen Führung geheim seien. Putin selbst sagte im Dezember zu den Berichten um seine Person, es handele sich um gezielte Indiskretionen, die durch die westlichen Geheimdienste gestreut würden. Auch Nawalny sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten. Er weist das zurück - und nennt sich einen echten Patrioten, weshalb er auch weiter kämpfe gegen Putin.

Der Putin-Gegner rekonstruiert anhand zahlreicher erstmals so gezeigter Dokumente die verschleierten Besitzverhältnisse zu dem grössten Privatanwesen in Russland. Der streng bewachte und weiträumig umzäunte Palast mit mehr als 17 500 Quadratmetern Fläche liegt in einer Weinbauregion nahe der Stadt Gelendschik. Ein Tunnel führe zum Strand, heisst es. Den Recherchen zufolge waren zeitweise «kleine Beamte» aus der Präsidialverwaltung als Eigentümer eingetragen.

Das Grundstück mit dem Palast im italienischen Design sei fast 40 Mal so gross wie Monaco, heisst es. Die Kosten sollen bei rund 100 Milliarden Rubel (1,3 Milliarden Euro) liegen. In dem Video werden Grundrisse des Palastes gezeigt: unter anderem mit Saunen, Wellness- und Massagebereich und mit einer Waffenkammer samt Kalaschnikow-Sturmgewehren.

«Putin lebt in extremem Luxus. Er lebt das Leben eines arabischen Scheichs und eines Menschen, der mit einem Blick Sachen in Gold verwandeln kann», sagt Georgi Alburow, der massgeblich an den Recherchen beteiligt war. Die verzweigten Firmengeflechte und die häufigen Besitzerwechsel liessen keinen anderen Schluss zu, als dass Putin der wahre Besitzer des Palastes sei. Alburow meint im Internet-Kanal Doschd, dass das wichtigste Ergebnis der Recherche sei, dass Putin wegen der Aufmerksamkeit dort nie werde leben können.

Nach Darstellung Nawalnys handelt es sich um den grössten Korruptionsskandal der russischen Geschichte. Für den Bau seien Dutzende Hektar Wald gerodet worden, die einzigartige Küstenlandschaft sei zerstört worden, sagt der Umweltschützer Dmitri Schewtschenko im Internet-Kanal Doschd. Ein solcher Landraub samt schwerer Eingriffe in die Natur sei nur mit Hilfe staatlicher Stellen möglich. Schwetschenko erzählt, er sei selbst früher auf dem Gelände gewesen.

Der Film gilt als Antwort Nawalnys auf seine Inhaftierung und die Verfolgung durch den Kreml. Der Regierungsgegner war am Montag nach seiner Rückkehr nach Russland in einem umstrittenen Eilverfahren in einer Moskauer Polizeistation zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Hinter dem Vorgehen der Justiz und hinter dem Mordanschlag vom 20. August sieht er ein «Killerkommando» des Inlandsgeheimdienstes FSB unter Putins Befehl. Putin und der FSB weisen die Anschuldigungen zurück. Für diesen Samstag haben Nawalnys Anhänger zu Protesten aufgerufen - für eine Freilassung des Kremlgegners und gegen Putin.

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CIA Nawalny betrachte ich für Europa als letaler als das angeblich eingesetzte höchstwirksame Gift gegen Nawalny, der paradoxerweise vitaler scheint als mancher Sportler.
Tatsache ist, dass seit langem eine Hetze der USA gegen Opfer Russland . . .
(Russlands Land, Bodenschätze, Wasser, das den USA ausgeht, und primär: Russland ist einzige Hürde zum US-Planetalleineigentum: wenn Russland fällt, gibt es keine Zuflucht mehr bzw.: Frieden in Europa haben wir nicht trotz sondern wegen Russland; was sich bei logischer historischer Betrachtung sehr leicht feststellen lässt, aber eben, Kognitive Dissonanz und US-Propaganda wirken, über die sogar der Tages-Anzeiger 2009 erschrak: https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27-000-prberater-polieren-… Ein Chefredaktor beklagt den immensen Einfluss des amerikanischen Verteidigungsminsteriums auf seine Journalisten. Jetzt ist ihm der Kragen geplatzt: Er enthüllt schier unglaubliche Fakten über die PR-Arbeit des Pentagons)
. . . läuft, so wie damals gegen die Indianer (oder gegen das Opfer Vietnam, das Opfer Chile alias lupenrein demokratisch gewählter Arzt Dr. med. Allende, etc. etc.), wobei Europa nicht erkennen will, dass es nur die Rolle des nützlichen Idioten einnimmt für die USA, sich verheizen lässt, wie es in der ganzen US-Historie als Muster altbekannt ist, so man denn die Augen öffnen will.
Beispiel für das konzertierte Mobbing:
ZDF 19. Jan. 2021:
Putins Russland
Vom Spion zum Präsidenten
22:25 • Dokumentation
Putins Russland
Gegner im Visier
23:10 • Dokumentation
Putins Russland
Der ewige Präsident
23:55 • Dokumentation
Putin erklärte (wie ich finde zu recht), wohl kein Land der Erde hätte Atombomben eingesetzt. Die USA warfen die zwei Atombomben sogar, als er Krieg bereits entschieden war und zudem auf Zivilisten zu In-Vivo-Forschungszwecken, erklärten anschliessend sofort die Gebiete zur Sperrzone, wo ihr Personal alles "wissenschaftlich" analysierte und vermass).
Wieso sehe im US-besetzten Deutschland (nicht-souverän, kein Friedensvertrag nach 2WK, eine US-Historikerin sagte, das Errichten von US-Militärbasen sei Ziel und „Beute“ von US-Interventionen) nicht Dokus über die Millionen Toten und Invaliden weltweit made by USA? Insbesondere über die betroffenen Kinder etwa im Irak damals (über die US-Aussenministerin Albright – mit der Joschka Fischer dick im Geschäft ist, die Deutschen Grünen betrachte ich als die schlimmsten Kriegstreiber ¬– im TV-Interview sagte, das US-Ziel sei diese Opfer wert gewesen) und aktuell im Jemen:
https://www.infosperber.ch/politik/welt/24-millionen-kinder-im-jemen-vo…
https://de.euronews.com/2018/10/15/krieg-in-jemen-5-2-millionen-kinder-…
https://www.youtube.com/watch?v=nl3SE0s2dFs
https://www.tt.com/artikel/30773314/huthi-rebellen-auf-us-terrorliste-u…

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