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WWF: Viele Wildtierarten sind weiterhin bedroht

Die Bestände von Feldhamstern, Lemuren oder Stören sind nach Angaben der Umweltorganisation WWF rückläufig und die Bedrohungen verstärken sich. Der Verlust von Lebensraum, Klimawandel und Wilderei setzen diesen und anderen Tierarten zu.

Agentur
sda
30.12.20 - 14:25 Uhr
Politik

Innert 50 Jahren haben die Populationen von mehr als 4000 untersuchten Arten von Fischen, Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien um über zwei Drittel (68 Prozent) abgenommen, wie der WWF in einem Bericht schreibt. Die Schweiz weise im Vergleich mit andern OECD-Ländern den höchsten Anteil bedrohter Arten auf. Der WWF bezieht sich dabei auf den Umweltbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Die Internationale Rote Liste führt den Europäischen Feldhamster seit 2020 in der Rubrik «vom Aussterben bedroht». Sein Lebenskampf steht laut dem WWF stellvertretend für den tausender heimischer Tierarten und Pflanzen, die unter den Folgen der intensiven Landwirtschaft leiden.

Von den rund 100 heute noch lebenden Lemur-Arten sind gut 90 Prozent in ihrer Existenz bedroht. Ihre Wälder werden gerodet und Lebensräume in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Auch die Jagd auf die Tiere lässt die Bestände schrumpfen.

Störe und Tintenfische gefährdet

Seit 2020 gilt der Schwertstör als ausgestorben. Weitere Störarten könnten folgen, denn 85 Prozent von ihnen sind bedroht. Dammbauten versperren ihnen den Weg zu ihren Laichgebieten. Zudem werden Störe wegen ihres Fleisches und ihrer Eier (Kaviar) weltweit gefangen.

Auch auf die Tintenfische wächst der Druck durch die Fischerei. Im Indischen Ozean nahm die Zahl der unregulierten Tintenfischereien in den letzten fünf Jahren um 830 Prozent zu. Tintenfische spielen als Beutetier des Thunfischs eine entscheidende Rolle. Der WWF fordert daher ein nachhaltiges Fischereimanagement, nicht nur für Tintenfische.

Auch Gewinner

Zu den Gewinnern des Jahres 2020 zählt der WWF Nashörner in Afrika, Wisente (europäische Bisons), Seegurken und Kegelrobben. Durch Lebensraumschutz, Umsiedlungsprogramme und Anti-Wilderei-Arbeit konnte der Bestand des Spitzmaulnashorns in Afrika seit Mitte der 1990er Jahre von 2400 Tieren auf 5600 anwachsen.

Vor fast 100 Jahren starb der letzte freilebende Wisent im Kaukasus. Dank internationaler Zuchtprogramme und langjähriger Wiederansiedlung kehren die Tiere wieder zurück. Der Bestand in drei Wiederansiedlungsgebieten hat sich seit 2016 von 105 auf 160 Tiere erhöht.

Positiv für das Ökosystem Meer

Seegurken gelten in Asien als Delikatesse. Nachdem ihre Bestände lokal um bis zu 90 Prozent eingebrochen waren, wurden drei besonders wertvolle Arten in das Artenschutzabkommen der Uno aufgenommen. Seither wird ihr Fang reguliert und die Überfischung gestoppt.

Das dürfte laut WWF positive Folgen für das Ökosystem Meer haben. Denn die Seegurken wirken der durch die Klimakrise bedingten Versauerung entgegen. Wie ein Staubsauger nehmen sie Sedimente auf, scheiden diese als gereinigten Sand aus und erhöhen so den pH-Wert am Meeresgrund.

Auch die Bestände der Kegelrobben in der Ostsee erholen sich. Dort wurden Anfang der 1980er Jahr nur noch 2500 Tiere gezählt, seit 2019 sind es 38'000.

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