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Erdogan löst mit Gedichtzitat Krise zwischen Iran und Türkei aus

Ein von dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorgetragenes Gedicht hat eine diplomatische Krise zwischen dem Iran und der Türkei ausgelöst. In dem Gedicht «Aras, Aras» wird auf die Teilung des Siedlungsgebietes der Aseris entlang des Flusses Aras Bezug genommen, der heute die iranisch-aserbaidschanische Grenze bildet. Der Iran sah darin einen Angriff auf seine Souveränitätsrechte über seine Nordprovinzen. Das Thema beschäftigte am Samstag die Titelseiten der iranischen Zeitungen.

Agentur
sda
12.12.20 - 19:26 Uhr
Politik
HANDOUT - Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht während einer Videokonferenz zu Mitgliedern seiner Regierungspartei. Foto: ---/Turkish Presidency/ AP/dpa
HANDOUT - Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht während einer Videokonferenz zu Mitgliedern seiner Regierungspartei. Foto: ---/Turkish Presidency/ AP/dpa
Keystone/Turkish Presidency/ AP/---

Die Grenze wurde nach der Niederlage Persiens gegen Russland 1828 im Frieden von Turkmantschai festgelegt. Das Gebiet im Norden des Flusses wurde damals Russland zugesprochen, das Gebiet südlich blieb bei Persien.

Erdogan hatte in seine Rede bei der aserbaidschanischen Siegesparade nach dem Krieg gegen Armenien um Berg Karabach am Donnerstag in Baku aus dem Gedicht zitiert. Aus Protest dagegen bestellte das iranische Aussenministerium am Freitag den türkischen Botschafter in Teheran ein. Daraufhin reagierte die Türkei mit den Einbestellung des iranischen Botschafter wegen Beleidigung Erdogans.

«Wusste er (Erdogan) denn nicht, dass er mit diesem Gedicht die Souveränität des Irans infrage stellt», fragte Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif. «Keiner» dürfe so über die iranischen Provinzen Ost- und West-Aserbaidschan sowie Ardabil sprechen. Alle drei Provinzen seien «eine iranische Festung und ein unzertrennlicher Teil des Landes».

Erdogans Sprecher Fahrettin Altun entgegnete am Samstag: «Wir verurteilen die aggressiven Bemerkungen zu unserem Präsidenten und unser Land unter dem Vorwand eines Gedichtes.» Die iranische Regierung versuche, den Kontext der Verse zu verzerren.

Im Iran leben mehr als 11 Millionen Aseris in den Provinzen Ost- und West-Aserbaidschan, Ardabil im Nordosten des Landes sowie Sandschan, Hamedan und Ghaswin in West- und Zentraliran. Neben persisch sprechen sie Aseri, das der türkischen Sprache ähnlich ist. Viele Aseris im Iran sind erfolgreiche Geschäftsleute und die meisten Supermärkte in Land werden von ihnen geführt. Ernsthafte Diskussionen im Iran über einen Anschluss der Aseri-Provinzen an die Republik Aserbaidschan gibt es nicht.

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Es wird böse enden mit R. Erdogan, wie mit allen Despoten. Spätestens wenn die Ökonomie am Ende ist, wird es gewaltig knallen. Zumindest diesen Schluss kann man aus der Geschichte ziehen. Bleibt da nur noch die grosse Frage: Wo kann man Geld darauf setzen, wo R. Erdogan zwischenzeitlich noch einen neuen Krieg anzetteln wird?

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