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Armenien gibt mehr als 120 Orte in Karabach an Aserbaidschan ab

Im Konflikt mit Aserbaidschan um die Südkaukasusregion Berg-Karabach gibt Armenien die Kontrolle über mehr als 120 Ortschaften ab.

Agentur
sda
23.11.20 - 15:59 Uhr
Politik
Angehörige besuchen die Gräber der Opfer des Konflikts in der Region Berg-Karabach. Foto: Sergei Grits/AP/dpa
Angehörige besuchen die Gräber der Opfer des Konflikts in der Region Berg-Karabach. Foto: Sergei Grits/AP/dpa
Keystone/AP/Sergei Grits

Die armenische Regierung veröffentlichte am Montag eine Liste mit insgesamt 121 Städten und Dörfern, die in die aserbaidschanische Kontrolle übergehen. Teils hatte Armenien die Kontrolle über die Orte zuletzt bei Kämpfen verloren, teils kommt es zu einer kampflosen Übergabe.

Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan hatte in der Nacht zum 10. November unter Vermittlung des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev ein Abkommen über das Ende der Kämpfe unterzeichnet. Aliyev feierte das als «grossen Sieg». Paschinjan hingegen sieht sich bei Protesten in Armenien mit Rücktrittsforderungen konfrontiert, weil er die «Niederlage» und den Verlust der Gebiete zu verantworten habe.

Berg-Karabach ist seit Jahrzehnten zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft. In dem neuen Krieg, der am 27. September begonnen hatte, holte sich Aserbaidschan weite Teile des Anfang der 1990er verlorenen Gebiets zurück. Das Land sah sich dabei von seinem «Bruderstaat» Türkei unterstützt. Armenien sieht Russland als seine Schutzmacht.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow mahnte bei einem Treffen am Samstag mit Aliyev in Baku, dass in Karabach die Bedingungen geschaffen werden müssten, damit Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Ethnien friedlich zusammenleben könnten. In der Vergangenheit war es zu Konflikten zwischen christlichen Karabach-Armeniern und muslimischen Aserbaidschanern gekommen. In Karabach sind rund 2000 russische Friedenssoldaten zur Kontrolle der Waffenruhe stationiert.

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Das ist natürlich bitter für die Armenier, weil dieses Abkommen einer Kapitulatiion gleichkommt. Es ist aber nun mal vorbei. Arzach konnte nicht gegen den von allen Seiten angreifenden und technologisch überlegenen Gegner verteidigt werden. Jetzt kommt es darauf an, für die armenische Seite das Maximale bei den Verhandlungen herauszuholen. Vielleicht wird ja nicht alles christlich-armenische Erbe sofort zerstört. Mal sehen, wie sich die Jihadisten aus Syrien in der Kathedrale dort benehmen.

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