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Fehlende Projekte und Intransparenz

Die Region Maloja hat die Strategie über die Standortentwicklung in Angriff genommen. Zur überarbeiteten Version gibt es auch Kritik. 

29.09.20 - 04:30 Uhr
Politik

Die Region Maloja hat in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden (AWT) im Jahr 2015 eine regionale Standortentwicklungsstrategie erarbeitet. An der Präsidentenkonferenz der Region Maloja vom 7.  November 2019 wurde eine Überprüfung dieser Strategie beschlossen. Dabei ging es um die Frage, ob die bestehende Strategie weiterhin gültig ist oder es inhaltliche Anpassungen braucht. Zudem sollen die wichtigsten Projekte in der Standortentwicklung der Region Maloja für die nächsten fünf bis zehn Jahre definiert werden. 

Eine Arbeitsgruppe hat mit externer fachlicher Unterstützung die Grundlagen erarbeitet. Bis am 15. September bestand die Möglichkeit, zur überarbeiteten Dokumentation Stellung zu nehmen und neue Ideen einfliessen zu lassen. Davon haben unter anderem die Engadin St. Moritz Tourismus AG (ESTM AG) und der Verein Forum Engadin Gebrauch gemacht.

Wichtige Projekte fehlen

Die ESTM AG unterstützt die Erkenntnis der Arbeitsgruppe, dass der Tourismus das Kerngeschäft des Oberengadins ist. Sie begrüsst gemäss ihrer Stellungnahme auch die hohen Ambitionen für die Weiterentwicklung der Region. «Die Breite der Projekte birgt jedoch die Gefahr der Verzettelung», heisst es weiter. Ein Fokus auf die wichtigsten umzusetzenden Massnahmen sei wichtig. Die ESTM AG sieht die Digitalisierung der destinationsweiten touristischen Dienstleistungskette als einen «elementaren Erfolgsfaktor» für die zukünftige touristische Wertschöpfung.

Laut der ESTM AG fehlen in der überarbeiteten Standortstrategie aber wichtige Projekte, wie die Erstellung von Radwegen, eine ganzjahressichere Strassenverbindung Maloja–Sils oder die Schaffung eines Eventkompetenzzentrums. Der Bau eines Eissportzentrums habe hingegen aus touristischer Sicht keine Priorität.

Mehr Gewicht für Nachhaltigkeit 

Der Verein Forum Engadin stellt bei seiner Stellungnahme den Natur-, Landschafts- und Klimaschutz ins Zentrum. «Der Nachhaltigkeit muss zugunsten einer langfristigen und lebenswerten Region Maloja mehr Gewicht verliehen werden», heisst es in der Vernehmlassung. Alle zur Standortentwicklung vorgeschlagenen Projekte sollen systematisch den ökologischen Fussabdruck berücksichtigen. Die überarbeitete Standortstrategie sei viel zu wertschöpfungsorientiert und könne den zukünftigen Anforderungen nicht genügen.

Forum Engadin kritisiert weiter die Intransparenz der Grundlagen. «Die Umsetzung der meisten Ideen wird in der Standortstrategie nicht konkretisiert», heisst es. Dringend regt Präsident Hansjörg Hosch an, die Vernehmlassungsresultate «sehr transparent und ausführlich zu analysieren, unbequeme Inhalte nicht zu übergehen und die Begründungen zu publizieren».

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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