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Soldatenfriedhof voller «Verlierer»? Trump wehrt sich gegen Artikel

US-Präsident Donald Trump hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach er gefallene US-Soldaten als «Verlierer» bezeichnet haben soll. «Das ist eine Fake-Story von einem Magazin, dass wahrscheinlich nicht mehr lange da sein wird», sagte Trump am Freitag im Weissen Haus.

Agentur
sda
05.09.20 - 00:18 Uhr
Politik
Donald Trump spricht auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Donald Trump spricht auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Keystone/AP/Evan Vucci

Zuvor hatte er bereits getwittert: «Ich habe unsere grossartigen gefallenen Soldaten nie etwas anderes als Helden genannt.» Den Bericht in der Zeitschrift «The Atlantic» nannte Trump «einen schändlichen Versuch, die Wahl 2020 zu beeinflussen».

In dem Bericht hiess es unter Berufung auf vier nicht näher genannte Quellen, Trump habe anlässlich eines geplanten Besuchs eines amerikanischen Soldatenfriedhofs 2018 gesagt: «Warum sollte ich auf diesen Friedhof gehen? Er ist voller Verlierer.»

Trump wies auch zurück, dass er den verstorbenen Senator und Veteranen John McCain als «Verlierer» bezeichnet und sich gegen die Trauerbeflaggung nach dessen Tod gewehrt haben soll. Trump schrieb auf Twitter über seinen früheren innerparteilichen Rivalen: «Ich war nie ein grosser Fan von John McCain.» Er habe aber «ohne zu zögern» Trauerbeflaggung angeordnet und ein Flugzeug nach Arizona geschickt, um den Sarg mit der Leiche McCains nach Washington zu bringen.

Auf dem Rückweg von einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania nach Washington am Donnerstagabend (Ortszeit) äusserte sich Trump bereits empört über den Bericht von «Atlantic»-Chefredakteur Jeffrey Goldberg. «Es ist eine Schande, dass eine Zeitschrift in der Lage ist, so etwas zu schreiben», sagte er. Sollten die in dem Bericht angeführten anonymen Quellen tatsächlich existieren, handele es sich bei ihnen um «Gesindel» und um «Lügner».

Trumps Herausforderer Joe Biden ätzte sogleich auf Twitter: «Herr Präsident: wenn Sie unsere Truppen nicht respektieren, dann können Sie sie auch nicht führen.» Bei einer Pressekonferenz im US-Bundesstaat Delaware fügte er hinzu, die Anschuldigungen seien «abscheulich». Sollten sich diese bewahrheiten, sei einmal mehr klar, dass Trump absolut nicht geeignet sei, Präsident und Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte zu sein. «Es ist krank. Es ist bedauernswert. Es ist so unamerikanisch, es ist so unpatriotisch», sagte Biden. Er tritt bei der Wahl am 3. November gegen den Republikaner Trump an.

Trump war im November 2018 zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs nach Frankreich gereist. Dabei hatte er den Besuch eines US-Soldatenfriedhofs abgesagt. Trump zufolge lag das am schlechten Wetter. Statt mit dem Hubschrauber hätte Trump damals mit dem Auto dorthin fahren müssen. Trump sagte nun, der Secret Service - der für den Schutz des US-Präsidenten zuständig ist - habe das damals aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Eine entsprechende E-Mail zeigte die Sprecherin des Weissen Hauses, Kayleigh McEnany, am Freitag vor Journalisten und verwies auf mehrere Personen, die diese Version bezeugten. Das Magazin sei nicht an der Wahrheit, sondern nur an Propaganda interessiert, sagte McEnany.

«The Atlantic» schrieb dagegen, Trump habe den Besuch damals abgesagt, weil er Angst um seine Frisur gehabt habe und weil er nicht daran glaube, dass es wichtig sei, amerikanische Gefallene zu ehren. Am Tag nach der Absage hatte Trump allerdings einen anderen, näher gelegenen amerikanischen Soldatenfriedhof besucht - ebenfalls bei schlechtem Wetter. In dem heftigen Regen waren damals sowohl Trump als auch seine Haare nass geworden.

Die Anschuldigung, gefallene Soldaten nicht zu ehren, ist für einen prominenten US-Politiker ein schwerer Vorwurf - und erst recht für den Präsidenten, der auch der Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Das Militär geniesst in den USA einen sehr hohen Stellenwert. Unter Angehörigen der Streitkräfte war das Ansehen Trumps zuletzt gesunken, wie eine Umfrage der «Military Times» ergab. Demnach wollten 41,3 Prozent der Befragten für Biden stimmen, 37,4 Prozent für Trump.

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