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Preisüberwacher fordert Bedingungen für ÖV-Hilfe-Paket des Bundes

Preisüberwacher Stefan Meierhans befürchtet, dass Millionen Steuergelder für die ÖV-Branche verpuffen. Die Corona-Hilfe dürfe nur gesprochen werden, wenn die ÖV-Angebote den geänderten Bedürfnissen angepasst würden, sagt er vor dem Parlamentsentscheid nächste Woche.

Agentur
sda
04.09.20 - 08:17 Uhr
Politik
Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert von der ÖV-Branche eine Gegenleistung für das 300-Millionen-Franken-Hilfepaket des Bundes. (Archivbild)
Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert von der ÖV-Branche eine Gegenleistung für das 300-Millionen-Franken-Hilfepaket des Bundes. (Archivbild)
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Das Parlament entscheidet nächste Woche über den Vorschlag des Bundesrats, den ÖV mit rund 300 Millionen Franken zu unterstützen.«Ich bin erstaunt, dass man einfach dreistellige Millionenbeträge durchwinken will. Warum verbindet man das nicht mit einer Erwartung?», sagt Meierhans in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem «Blick».

Die vielen Steuergelder, die gesprochen werden, sollten an eine Bedingung geknüpft werden, fordert er. «Der öffentliche Verkehr könnte beispielsweise dazu verpflichtet werden, sich auf die geänderten Lebensrealitäten auszurichten und neue flexible Angebote zu schaffen.»

Statt jeden Tag zu pendeln, würden Arbeitnehmer womöglich künftig vermehrt von zu Hause aus arbeiten, sagt der Preisüberwacher. «Die ÖV-Branche sollte sich auf diese neuen Realitäten ausrichten und flexible Angebote bereitstellen.»

Homeoffice-GA

So schlägt er zum Beispiel ein «Homeoffice-GA» mit zwei oder drei Tagen freier Fahrt pro Woche vor. So könnten GA-Besitzer, die wegen des Coronavirus' mehr im Homeoffice sind und sich fragen, ob sich eine Erneuerung des Abonnements überhaupt noch lohnt, bei der Stange gehalten werden.

Allerdings sei die ÖV-Branche noch nicht bereit für die Welt nach Corona, kritisiert Meierhans. «Die technischen Möglichkeiten übersteigen heute den Gestaltungswillen der Branche.»

Das Tarifsystem sollte so funktionieren, wie wenn man zum Metzger geht, fordert er. «Man bestellt etwas und erhält, was man will - und am Ende bezahlt man dafür. Beim ÖV muss man für Leistungen im Voraus zahlen - besonders, wenn man ein Abo hat. Die Kunden übernehmen damit ein Risiko und haben Pech, wenn Leistungen gestrichen werden.»

Flexiblere Angebote würden auch helfen, das Auslastungsproblem der ÖV-Branche zu lösen, ist der Preisüberwacher überzeugt. «Wenn man mit attraktiven Angeboten mehr Kunden gewinnt, hilft das, die sowieso anfallenden Fixkosten zu decken.»

Heute liege die durchschnittliche Auslastung der Züge bei rund 30 Prozent. «Wenn man die Kosten auf mehr Schultern verteilen kann, hilft das, die Preise attraktiv gestalten zu können. Deshalb sind niederschwellige Angebote wie Sparbillette im Freizeitverkehr und für Gelegenheitsfahrer so interessant. Sie führen zu Mehrverkehr zur richtigen Zeit.»

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