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Aufruhr über Zeichnung einer französischen Abgeordneten als Sklavin

Die Darstellung einer schwarzen Abgeordneten in Ketten in einem rechtsgerichteten Magazin sorgt in Frankreich für grosse Empörung. Präsident Emmanuel Macron habe die Abgeordnete Danièle Obono am Wochenende angerufen und die Veröffentlichung verurteilt, hiess es aus Élyséekreisen. Das Magazin «Valeurs Actuelles» hatte in seiner jüngsten Ausgabe eine Zeichnung der linken Abgeordneten veröffentlicht, die sie als Sklavin mit Ketten um den Hals darstellt.

Agentur
sda
30.08.20 - 11:06 Uhr
Politik
ARCHIV - Daniele Obono, französische Abgeordnete der Partei Defiant France, bei einer Zeremonie im Hotel des Invalides. Foto: Ludovic Marin/POOL AFP/dpa
ARCHIV - Daniele Obono, französische Abgeordnete der Partei Defiant France, bei einer Zeremonie im Hotel des Invalides. Foto: Ludovic Marin/POOL AFP/dpa
Keystone/POOL AFP/Ludovic Marin

Obono selbst warf dem Magazin die Veröffentlichung «rassistischer Scheisse» vor. «Dieses Bild ist eine Beleidigung meiner Vorfahren, meiner Familie, meiner Fraktion, meiner Partei (...), aber es ist, glaube ich, auch eine Beleidigung der Republik», sagte sie dem Sender BFMTV. Sie erwäge eine Anzeige. Obono erhielt breite Unterstützung aus allen politischen Lagern. Premierminister Jean Castex sagte ihr die Unterstützung der gesamten Regierung zu.

Die Zeichnung sei im Rahmen der traditionellen fiktiven Sommergeschichten erschienen, in denen Charaktere aus der Politik durch die Zeit reisen, verteidigte «Valeurs Actuelles» die Publikation. In der aktuellen Ausgabe reist Obono ins 18. Jahrhundert und erlebt nach Angaben des Magazins «die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei».

Die Darstellung würde nun aus dem Zusammenhang gerissen, hiess es weiter. «Während wir den Anschuldigungen entschieden widersprechen, (...) haben wir auch genug Weitblick, um zu verstehen, dass Danièle Obono durch diese Fiktion persönlich verletzt worden sein könnte. Wir bedauern es und entschuldigen uns bei ihr.» Man verstehe, dass die extrem gewalttätige symbolische Aufladung des Bildes Obono schockiere, so der Vize-Direktor des Magazins, Tugdual Denis.

Macron hatte «Valeurs Actuelles» im vergangen Jahr ein Interview zum Thema Migration gegeben. Kritiker warfen ihm damals vor, damit nach rechts zu blinken.

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