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Kritik an Chinas Sicherheitsgesetz für Hongkong: Sanktionen gefordert

China hat seine umstrittenen Pläne für ein Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong verteidigt. Der Sprecher des Aussenministeriums, Zhao Lijian, sprach am Montag in Peking von einer «rein inneren Angelegenheit», in die sich niemand einmischen dürfe.

Agentur
sda
29.06.20 - 14:06 Uhr
Politik
dpatopbilder - Bereitschaftspolizisten verhaftet eine Demonstrantin während einer Demonstration im Einkaufsviertel Causeway Bay. Foto: Vincent Yu/AP/dpa
dpatopbilder - Bereitschaftspolizisten verhaftet eine Demonstrantin während einer Demonstration im Einkaufsviertel Causeway Bay. Foto: Vincent Yu/AP/dpa
Keystone/AP/Vincent Yu

Mit einer Verabschiedung durch den Ständigen Ausschuss des Volkskongresses wurde bis Dienstag gerechnet. Das Gesetz richtet sich vor allem gegen Aktivitäten, die Peking als subversiv ansieht oder die auf eine Unabhängigkeit Hongkongs abzielen könnten. Es soll auch «heimliche Absprachen» mit Kräften im Ausland bestrafen.

Die prodemokratische Opposition in Hongkong befürchtet, das neue Gesetz ziele auf sie ab. Es ist der bisher weitestgehende Eingriff Pekings in die Autonomie der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Kritiker befürchten ein Ende des Grundsatzes «ein Land, zwei Systeme», nach dem die frühere britische Kronkolonie seit der Rückgabe 1997 unter chinesischer Souveränität regiert wird.

Mit dem Gesetz, das als Anhang ins Grundgesetz des autonomen Territoriums aufgenommen werden soll, umgeht die kommunistische Führung das Hongkonger Parlament.

Der Hongkonger Aktivist Joshua Wong gab auf Twitter Befürchtungen wieder, dass er und der kritische Verleger Jimmy Lai sofort nach Erlass des Gesetzes festgenommen werden könnten. Er wies auf die Möglichkeit hin, dass Verdächtigte nach dem Gesetz auch nach Festlandchina überstellt werden können, wo willkürliche Haft, geheime Prozesse oder durch Folter erzwungenen Geständnisse drohten. «Während Hongkong am Rande des Zusammenbruchs steht, rufe ich die Welt auf, stärker vorzugehen, um China zu drängen, das Gesetz zurückzuziehen.»

Seit einem Jahr demonstrieren Menschen in Hongkong gegen den Einfluss Pekings oder Polizeibrutalität. Die Demonstranten fordern auch freie Wahlen, wie es ihnen einst in Aussicht gestellt worden war. Aus Sicht Deutschlands und der anderen sechs Mitglieder der Gruppe der grossen Industrienationen (G7) steht das Gesetz nicht im Einklang mit dem Grundgesetz Hongkongs und der Verpflichtung Pekings aus der chinesisch-britischen Vereinbarung zur Rückgabe Hongkongs.

Im Gegenzug für Visaeinschränkungen der USA für Funktionäre, die mitverantwortlich gemacht werden, dass die Autonomie Hongkongs untergraben wird, kündigte Pekings Aussenamtssprecher eigene Beschränkungen Chinas für Amerikaner an, die «unerhörtes Verhalten» in Bezug auf Hongkong an den Tag legten.

Reporter ohne Grenzen äusserte «grosse Sorge» über die Auswirkungen des Gesetzes auf die Arbeit von Journalisten. Es könnte dem chinesischen Regime Mittel an die Hand geben, «unter dem Anschein der Legalität unliebsame Journalistinnen und Journalisten in Hongkong zu schikanieren», sagte Geschäftsführer Christian Mihr. Die grosse Mehrheit der 114 in China inhaftieren Medienschaffenden sitze wegen angeblicher Verbrechen gegen die nationale Sicherheit im Gefängnis.

Das Gesetz soll den Erwartungen nach diesen Mittwoch in Kraft treten. Am 1. Juli jährt sich die Rückgabe Hongkongs an China zum 23. Mal. Traditionell kommt es am Jahrestag zu grossen Demonstrationen. Die Polizei hat unter Hinweis auf die Corona-Pandemie und «anhaltende soziale Unruhe» Protestmärsche untersagt - erstmals seit 17 Jahren.

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