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Prozess gegen Deutsche wegen Terrorvorwürfen in Türkei begonnen

Der Prozess wegen Terrorvorwürfen gegen die in der Türkei festgehaltene Deutsche Gönül Örs hat in der Türkei begonnen.

Agentur
sda
16.06.20 - 10:51 Uhr
Politik
Die seit mehr als einem Jahr in der Türkei festgehaltene Kölnerin Gönül. Sie steht ab Dienstag (16.06.2020) wegen Terrorvorwürfen vor Gericht. Foto: Mirjam Schmitt/dpa
Die seit mehr als einem Jahr in der Türkei festgehaltene Kölnerin Gönül. Sie steht ab Dienstag (16.06.2020) wegen Terrorvorwürfen vor Gericht. Foto: Mirjam Schmitt/dpa
Keystone/dpa/Mirjam Schmitt

Die Anwältin der Angeklagten, Ayse Celik, forderte am Dienstag vor dem Gericht im Istanbuler Viertel Caglayan den sofortigen Freispruch ihrer Mandantin aus Köln. Die Zuschauer im Gerichtssaal, darunter Beobachter aus dem deutschen Konsulat, mussten wegen der Corona-Regeln zwei Sitzplätze Abstand halten.

Örs (38), die unter Hausarrest steht und eine elektronische Fussfessel tragen muss, war ebenfalls anwesend. Sie hatte eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um aus dem westtürkischen Manisa anreisen zu können. Am Montag hatte Örs der dpa gesagt: «Sie wollen aus mir eine Terroristin machen, das bin ich aber nicht.» Örs hat die deutsche und türkische Staatsbürgerschaft.

Der Kölnerin wird der Anklageschrift zufolge zweifache Terrorpropaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, Freiheitsberaubung unter Gewaltanwendung oder Täuschung und «Entführung oder Beschlagnahmung» von Beförderungsmitteln vorgeworfen.

Örs war im Mai 2019 in die Türkei gereist, um ihre wegen Terrorvorwürfen verurteilte Mutter - die Sängerin Hozan Cane (Künstlername) - in der Haft zu besuchen. Örs wurde selbst festgenommen, erhielt zunächst eine Ausreisesperre und sass dann drei Monate in Istanbul in Untersuchungshaft. Bei ihrer Entlassung Anfang Dezember wurde sie unter Hausarrest gestellt.

Hintergrund der Anklage ist eine Protestaktion im Jahr 2012 auf einem Schiff in Köln. In Deutschland wurde nach Angaben der Anwältin eine Ermittlung gegen Örs in diesem Fall eingestellt. Die türkische Ermittlungsakte stütze sich auf damalige Informationen eines BKA-Kontaktbeamten.

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