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Druck der Kirche: Rumänien schafft Sexualkunde als Pflichtfach ab

Rumäniens Parlament hat auf Druck der mächtigen Rumänisch-Orthodoxen Kirche am Mittwoch den verpflichtenden Sexualkunde-Unterricht in Schulen abgeschafft. 269 Parlamentarier stimmten dafür, drei dagegen, 35 enthielten sich der Stimme.

Agentur
sda
03.06.20 - 16:57 Uhr
Politik
Nach dem Druck der rumänisch-orthodoxen Kirche wurde in Rumänien der Sexualkunde-Unterricht an Schulen wieder abgeschafft. Foto: Vadim Ghirda/AP/dpa
Nach dem Druck der rumänisch-orthodoxen Kirche wurde in Rumänien der Sexualkunde-Unterricht an Schulen wieder abgeschafft. Foto: Vadim Ghirda/AP/dpa
Keystone/AP/Vadim Ghirda

Sexualkunde soll zwar weiter in den Schulen angeboten werden, jedoch benötigen die Schüler das schriftliche Einverständnis der Eltern für eine Teilnahme. Das Fach wurde zudem umbenannt. Es heisst nicht mehr «Sexualerziehung», sondern «Gesundheitserziehung». 86 Prozent der Rumänen bekennen sich zur orthodoxen Konfession.

Die Volksvertreter änderten damit mit den Stimmen der bürgerlichen Regierungspartei PNL und der Oppositionspartei PSD (Sozialdemokraten) ein Gesetz für verpflichtenden Sexualkundeunterricht. Dieses war im März dieses Jahres von der grün-liberalen Partei USR initiiert und vom Parlament beschlossen worden.

Die orthodoxe Kirchenleitung protestierte daraufhin und nannte die Regelung «ein Attentat auf die Unschuld der Kinder», weil diese über sexuelle Praktiken informiert würden. Die Parteien PSD und PNL argumentierten, verpflichtender Sexualkunde-Unterricht widerspreche dem in der Verfassung verankerten Recht der Eltern, die moralische Erziehung ihrer Kinder zu bestimmen.

Die kleine Partei USR hatte darauf verwiesen, dass Sexualkunde dringend notwendig sei, weil es in Rumänien die meisten minderjährigen Mütter in Europa gebe. 17 981 Mädchen wurden 2019 als Minderjährige schwanger, berichtete der Kinderschutzverein «Salvati Copiii» («Rettet die Kinder»). Von diesen waren 674 jünger als 15 Jahre alt. Fast 13 000 von ihnen waren sogar schon zum zweiten Mal Mutter geworden.

Es gehe im Unterricht um sexuelle Aufklärung, Hygiene, Warnung vor Gefahren des sexuellen Missbrauchs, sexuell übertragbare Krankheiten sowie um den Respekt vor dem anderen Geschlecht, erklärte der USR-Präsident Dan Barna.

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