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Frauenstreiktag soll zur Erholung nach Corona-Krise genutzt werden

Ein Jahr nach dem zweiten Frauenstreik mit hunderttausenden Teilnehmerinnen sollen sich die Frauen in diesem Jahr am 14. Juni 2020 von der zusätzlichen Belastung durch die Corona-Krise erholen. Ihren Forderungen sollen sie aber um 15.24 Uhr mit Lärm Ausdruck geben.

Agentur
sda
02.06.20 - 09:42 Uhr
Politik
Vor einem Jahr zogen am 14. Juni hunderttausende Frauen für Lohngleichheit durch die Strassen. In diesem Jahr ist eine solche  Aktion wegen der Coronakrise nicht möglich. Doch die Forderungen bleiben di gleichen. (Archivbild)
Vor einem Jahr zogen am 14. Juni hunderttausende Frauen für Lohngleichheit durch die Strassen. In diesem Jahr ist eine solche Aktion wegen der Coronakrise nicht möglich. Doch die Forderungen bleiben di gleichen. (Archivbild)
KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Denn zu diesem Zeitpunkt würden Frauen aufgrund der Lohnunterschiede eigentlich nicht mehr entlöhnt, teilte die Organisation Frauenstreik Schweiz am Dienstag mit. Der Frauenstreik 2019 sei zwar historisch gewesen. Doch die Gründe für den Ausstand wie Lohnungleichheit, alltäglicher Sexismus, sexuelle Gewalt und Homo- und Transfeindlichkeit blieben bestehen.

Durch die Corona-Krise seien diese Missstände noch verschärft und die «gesellschaftlichen Zumutungen» sichtbar geworden: So habe sich un- und unterbezahlte Mütterarbeit zum 24-Stunden-Job entwickelt - mit Home-Office, Home-Schooling und Elternbetreuung. Personen in systemrelevanten Pflegeberufen seien in 13-Stunden-Schichten im Einsatz gewesen, ohne Lohnerhöhung oder Gefahrenzulage.

Detailhandelsangestellte im Verkauf oder im Onlinehandel - Bereiche mit einem hohen Migrantinnenanteil - hätten nicht nur für tiefste Einkommen gearbeitet sondern seien unter mangelhaften Sicherheitsbedingungen auch zusätzlichen Risiken ausgesetzt gewesen. Und zudem habe die häusliche Gewalt in der Isolation zugenommen.

«Protestreiche Erholung»

Die wertvolle und essentielle tägliche Arbeit der Frauen sei zehrend und kenne keine Pausen. Durch die Pandemie sei die Erschöpfung der Frauen verstärkt und die Organisation der Familie erschwert worden. Deshalb sei es in diesem Jahr nicht möglich, dass hunderttausende Frauen auf die Strasse gingen.

Stattdessen sollten sich die Frauen und die Trans- und Intersexuellen am 14. Juni von diesen erschöpfenden Zuständen «protestreich» zu erholen. Ausserdem würden in allen Kantonen Aktionen in Kleingruppen durchgeführt. Um 15.24 Uhr ruft die Koordination Frauenstreik die Frauen dann dazu auf, überall in der Schweiz Lärm zu machen und so ihren Forderungen Ausdruck zu geben.

Bei einem dezentral organisierten Frauenstreik am 14. Juni 2019 hatten landesweit mehrere hunderttausend Frauen bei Strassenprotesten gleiche lange Spiesse im gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Leben gefordert. In praktisch allen Städten und vielen grösseren Gemeinden fanden Kundgebungen statt.

Der 14. Juni ist ein Schlüsseldatum für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz. 1981 hiess das Volk den entsprechenden Verfassungsartikel gut. 1991 legten eine halbe Million Frauen die Arbeit nieder, angeführt von den Gewerkschaften.

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