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Panne verhindert Ergebnisse der Vorwahlen in Iowa

Gewinner gesucht. Die ersten Vorwahlen der Demokraten in Iowa endeten in einem Desaster für die Partei. Die Wahlnacht endete ohne Ergebnisse, weil eine technische Panne die Erfassung der Ergebnisse aus den Parteiversammlungen verhinderte.

Südostschweiz
04.02.20 - 08:18 Uhr
Politik

von Thomas J. Spang

Als letzter Kandidat trat der gefühlte Sieger der Caucuses vor seine Anhänger. Jedenfalls verbreitete Pete Buttigieg den Eindruck, er wisse mehr, als seine Mitbewerber. «Wir wissen, wenn alles vorüber ist, dass Iowa die Nation geschockt hat», verkündet der Bürgermeister aus dem Midwest-Staat Indiana vor seinen Anhängern. «Alle Indikatoren deuten darauf hin, dass wir siegreich nach New Hampshire ziehen».

Das einzige Problem an der Rede «Mayor Petes» bestand darin, dass er seine Behauptung mit keiner einzigen Zahl untermauern konnte. Das lag an einer Panne bei der Erfassung der Ergebnisse aus den fast 1.700 Parteiversammlungen. Die hatten pünktlich gegen 19 Uhr Ortszeit in Schulen, Turnhallen, Kirchen, Gemeindezentren und Wohnhäusern begonnen. Nach zwei Stunden hatten die Wähler entschieden. Die Ergebnisse waren für 22 Uhr erwartet worden.

Während die Kandidaten, ihre Wahlkampfteams und die großen Fernsehsender, die alle live aus Iowa berichteten, immer ungeduldiger wurden, teilte die Partei mit, es gebe «Unstimmigkeiten«, die bei einer «Qualitätskontrolle» überprüft werden müssten. Später versicherte Sprecherin Mandy McClure, es handele sich lediglich um ein formales Problem. «Das war kein Hackerangriff.»

Buttigieg mutmasslich stark

Jedenfalls schien das Problem ernst genug zu sein, bis in die Nacht hinein nicht ein einziges Ergebnis zu veröffentlichen. Was den Sieger oder die Siegerin von Iowa um den politischen Rückenwind brachte, der den ersten Bundesstaat mit Vorwahlen so wichtig für die Kandidaten macht. 

Das gilt insbesondere für Buttigieg, der alles auf Iowa gesetzt hat. Der schwule Wunderjunge aus Southband im US-Bundesstaat Indiana musste in seiner gefühlten politischen Heimat zeigen, dass er gewinnen kann. Mindestens im Wettbewerb mit den anderen moderaten Kandidaten.

Wenn der Eindruck aus den Caucuses nicht trügt, hat er sich gegen Vizepräsident Joe Biden durchgesetzt. Der konnte sich vielerorts nicht einmal für die zweite Runde des zweistufigen Caucus-Prozesses qualifizieren. Auffällig schnell waren die Anwälte Bidens dabei, umfassende Aufklärung zu verlangen bevor irgendein Ergebnis veröffentlich wird. Team Biden spielt auf Zeit.

Biden schneidet wohl schlecht ab

Biden kann mit einer Verzögerung der Bekanntgabe des Wahlsiegers den Effekt eines schlechten Abschneidens in Iowa minimieren. Hartnäckig hielten sich Spekulationen, dass er aus dem Führungsquartett an letzter Stelle landete. Darauf deutete auch hin, dass er als erster vor seine Anhänger trat. «Wir haben unseren Teil an Delegierten gewonnen», versicherte er, während Ehefrau Jill ein wenig betreten ins Publikum schaut. »Und sind auf ein langes Rennen eingestellt.»

Elizabeth Warren, die mit Bernie Sanders um die Führung auf der Linken rang, gab sich vor ihren Anhängern ebenfalls kämpferisch. «Es ist zu knapp, um ein Ergebnis anzurufen», sagte die Senatorin, die in den vergangenen Tagen Rückenwind verspürt hatte. «Aber ich kann Euch sagen, was ich weiß: Als die Baby-Tochter eines Hausmeisters bin ich froh heute nacht auf dieser Bühne zu stehen.« 

Während Warren sich als lagerübergreifende Kompromiss-Kandidatin anbot, blieb Bernie Sanders als zweiletzter Redner der Wahlnacht bei seinem Thema. «Der Wechsel kommt», projizierte er wie Mayor Pete die Aura des Siegers. Iowa habe an die Nation ein klares Signal gesandt: «Heute ist der Anfang vom Ende Donald Trumps». Er werde die Wahlen gewinnen, weil die Amerikaner müde von der Ungerechtigkeit und Ungleichheit in dem Land seien. «Ich habe das Gefühl, wir haben hier eine gute Nacht gehabt.»

Wahlbeteiligung hinter Erwartungen zurück

Es blieb unklar, wie stark die Empörung über das Impeachment im Senat die Demokraten mobilisiert hat. Die Partei teilte mit, die Wahlbeteiligung liege «in dem Bereich der von 2016». Vor vier Jahren hatten 171'000 Wähler an den Vorwahlen teilgenommen. Damit bliebe die Partizipation um mehrere zehntausend Stimmen hinter den Erwartungen zurück.

Die Nachwahlumfragen zeigen, dass deutlich mehr Frauen (58 Prozent) als Männer (42 Prozent) an den Caucuses teilnahmen. Die Wählerschaft war zu 91 Prozent weiß und etwa ein Drittel beteiligte sich zum ersten Mal. Ganz besonders am Herzen lagen den Wählern die Gesundheitsversorgung, das Klima und das Auseinanderklaffen der Wohlstandsschere.

Während der selbsterklärte Wahlsieger Buttigieg in seiner Rede Anleihen bei Barack Obama machte, der in Iowa 2008 seinen Siegeszug antrat, konnte der Wahlkampfmanager Donald Trumps seine Schadenfreude nicht verbergen. Das «Caucus-Durcheinander» sei eine historische Blamage, meint Brad Parscale. «Verständlich, dass die Leute Zweifel an der Integrität der Ergebnisse haben.»

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