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Coronavirus breitet sich rasant aus - 1981 neue Fälle in China

Die aus China stammende Lungenkrankheit breitet sich rasant aus: Die Infektionen und Todesfälle erlebten bis Freitag den grössten Anstieg innerhalb eines Tages.

Agentur
sda
31.01.20 - 10:52 Uhr
Politik
Ein Arzt behandelt einen Coronavirus-Patienten auf der Isolierstation in einem Spital in der am schlimmsten betroffenen chinesischen Stadt Wuhan.
Ein Arzt behandelt einen Coronavirus-Patienten auf der Isolierstation in einem Spital in der am schlimmsten betroffenen chinesischen Stadt Wuhan.
KEYSTONE/EPA/zyf SH

Die Zahl der Patienten mit dem neuartigen Coronavirus kletterte um 1981 auf 9692, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg um 42 auf 213.

Die US-Regierung rief ihre Staatsbürger in aller Deutlichkeit dazu auf, nicht mehr nach China zu reisen. Auch sollten Amerikaner in China die Ausreise erwägen. Der US-Reisehinweis für China wurde auf die höchste von vier Warnstufen hochgesetzt: «Nicht reisen.»

Auch das deutsche Auswärtige Amt rät von Reisen nach China ab. «Verschieben Sie nach Möglichkeit nicht notwendige Reisen nach China», heisst es in neuen Reisehinweisen. Vor einem Besuch in der schwer betroffenen Provinz Hubei wird ausdrücklich gewarnt.

Viele Airlines wie auch die Lufthansa haben ihre Flüge nach China bereits ausgesetzt. Aus diesem Grund kündigte Peking eine Rückholaktion für im Ausland gestrandete Landsleute an, die aus Wuhan stammen.

Ausserhalb der Volksrepublik sind schon mehr als 120 Infektionen in rund 20 Ländern festgestellt worden. In Deutschland bestätigte das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstagabend einen fünften Fall. Der Patient ist ein Mitarbeiter der Firma Webasto, bei der auch die vier zuvor bekannten Infizierten beschäftigt sind. Die Ansteckung ging von einer Kollegin aus China aus, wo jetzt jede Provinz und Region betroffen ist.

Mehr Infektionen als bei Sars-Pandemie

Mit fast 10'000 Fällen weltweit zählt der Ausbruch der «akuten Atemwegserkrankung», wie sie offiziell genannt wird, schon deutlich mehr Infektionen als vor 17 Jahren die ebenfalls von China ausgegangene Sars-Pandemie mit - laut WHO - 8096 Infektionen. Durch das «Schwere Akute Atemwegssyndrom» (Sars) 2002/2003 waren 774 Menschen gestorben.

Der neue «2019-nCoV»-Erreger ist eine Variante des damaligen Sars-Virus. Vermutlich stammt auch er von Wildtieren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte am Donnerstagabend die Ausbreitung des Virus zu einer «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite». Die 190 Mitgliedsländer werden damit von der WHO empfohlene Krisenmassnahmen untereinander koordinieren.

Noch sei die Zahl der Infektionen ausserhalb Chinas relativ gering, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus nach der Sitzung eines Expertenausschusses in Genf, auf der die Notlage ausgerufen wurde. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen Gesundheitssystem anrichten würde.

«Wir sitzen alle im selben Boot», sagte Tedros. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. «Das ist die Zeit für Fakten, nicht für Angst.»

In einer Reaktion zeigte sich Chinas Aussenministerium zuversichtlich, die Ausbreitung der Lungenkrankheit in den Griff kriegen zu können. «Wir sind absolut zuversichtlich und in der Lage, den Kampf gegen diese Epidemie zu gewinnen», sagte Aussenamtssprecherin Hua Chunying in Peking. China werde auf «transparente und verantwortungsvolle Weise» die betroffenen Parteien stets umgehend informieren.

Rückführung von Ausländern

Das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) bemüht sich um eine organisierte Ausreise für Schweizer Staatsangehörige, die wegen des Coronavirus aus China in die Schweiz zurückkehren wollen. Auch die USA, Japan, Deutschland und andere Länder haben bereits Staatsbürger aus Wuhan geholt oder planen Rückholaktionen.

Ein vom britischen Aussenministerium gechartertes Flugzeug flog Dutzende Menschen am Freitag aus Wuhan aus. An Bord waren 110 Passagiere, darunter 83 Briten.

Südkorea holte am Freitag eine erste Gruppe von Landsleuten aus Wuhan heim. In Seoul landete ein Charter-Flugzeug mit mehr als 350 Südkoreanern, die unter Quarantäne gestellt werden. Weitere 350 Südkoreaner warten noch darauf, auch ausgeflogen zu werden. Auch Japan flog weitere 149 Staatsbürger aus.

Die Behörden in Vietnam verhängten wegen des neuen Virus einen zeitweiligen Einreisestopp für chinesische Touristen - sie sollen keine Visa mehr bekommen. Auf den Philippinen, wo es einen Fall gibt, verordnete Präsident Rodrigo Duterte einen Einreisestopp für Besucher aus den betroffenen Regionen Chinas.

Täglich über tausend Nachweise

Die Elf-Millionen-Stadt Wuhan und die umliegende Provinz Hubei sind besonders schwer von der Epidemie betroffen. Rund 45 Millionen Menschen sind dort praktisch von der Aussenwelt abgeschottet, indem Verkehrsverbindungen gekappt wurden.

Die Zahl der nachweislich Erkrankten steigt in China jetzt jeden Tag um mehr als Tausend. Vor gut zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden. Reisende aus China haben das Virus ins Ausland getragen, wo es jetzt wie in Deutschland oder Frankreich auch zu Ansteckungen kommt.

Betroffen sind auch Thailand, Japan, Singapur, Australien, Hongkong, Malaysia, die USA, Finnland, aber auch Indien und die Philippinen. Das Virus ist tückisch, weil Infizierte schon ansteckend sind, selbst wenn sie keine Symptome zeigen und nicht wissen, dass sie erkrankt sind.

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