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Regierung bestätigt: Schiessplatz Rossboden macht zu viel Lärm

Wie steht es um den Schiesslärm auf dem Churer Rossboden? Das wollte Grossrat Andri Perl von der Bündner Regierung wissen. Diese hat nun Stellung genommen.

Südostschweiz
13.01.20 - 13:44 Uhr
Politik
Militär Chur Rossboden Waffenplatz Schiessen Soldaten
Der Waffenplatz Chur hat Lärmgrenzwerte überschritten.
PATRICK KUONI

Zurzeit läuft eine Unterschriftensammlung für eine Initiative, die den Schiesslärm auf dem Waffenplatz Rossboden in Chur in den Fokus stellt. SP-Grossrat Andri Perl hat sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt und der Regierung einige Fragen gestellt. In einer Mitteilung geht die Bündner Regierung nun darauf ein und zeigt die Situation rund um den Schiesslärm in Chur auf.

Schiesslärm hat zugenommen

2014 sei eine Lärmberechnung auf dem Schiessplatz Rossboden/Rheinsand in Chur durchgeführt worden, heisst es in dem Schreiben. Gemäss diesen Berechnungen seien die massgebenden Grenzwerte überschritten worden. Die Regierung erklärt, dass man sich aufgrund der Weiterentwicklung der Armee auf wenige, dafür gut ausgebaute Ausbildungsorte und bundeseigene Waffen- und Schiessplätze konzentriert habe. Dadurch gebe es bei gewissen Einrichtungen eine höhere Belegung und Auslastung – und damit auch mehr Lärm. Davon sei auch Chur betroffen.

Die Grenzwerte für den Schiesslärm militärischer Anlagen werden vom Bund geregelt. Festgehalten sind sie in der Lärmschutzverordnung.

In Chur sowie im Rest der Schweiz ist das Eidgenössische Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) für Anlagen der Landesverteidigung zuständig. Das VBS kontrolliert die Grenzwerte für militärischen Schiesslärm und ist zuständig für die Einhaltung dieser Vorgaben.

Das VBS ist verpflichtet, bei Waffen-, Schiess- und Übungsplätzen, welche die Grenzwerte überschreiten, zu handeln. Bis 2025 müssen demnach alle nötigen Sanierungen und Schallschutzmassnahmen durchgeführt werden, wie es heisst.

Verschiedene Lösungen

Dennoch: Es besteht die Möglichkeit, dass in Chur gar nicht saniert wird. Um die Belastung durch Schiesslärm zu vermindern, könnte die Regierung jetzt beim VBS die Einhaltung der Grenzwerte einfordern. Die Regierung ist aber der Ansicht, dass eine solche Forderung weniger sinnvoll ist. Sie geht davon aus, dass sie keine spezifische Antwort erhält, sondern auf die laufende Sanierungsfrist hingewiesen wird.

Falls eine vollständige lärmtechnische Sanierung nicht möglich ist, kann das VBS laut Mitteilungen Erleichterungen ermöglichen. Dementsprechend würden allfällige Überschreitungen der Belastungsgrenzwerte geduldet werden. Denn in einem solchen Fall würde man von einem «überwiegenden Interesse der Gesamtverteidigung» ausgehen. Dies ist nur möglich, solange der Schiessplatz Rossboden als militärische Anlage betrieben wird. 

Wirtschaftlicher Aspekt

Die Regierung weist darauf hin, dass das VBS seit rund 15 Jahren verschiedene Lärmschutzmassnahmen getroffen hat. Der Schiess- und Waffenplatz Rossboden sei ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für Chur und Umgebung. Eine Schliessung des Waffenplatzes würde laut Regierung volkswirtschaftliche Konsequenzen mit sich ziehen. (amp)

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Herzlichen Dank, Herr SP-Grossrat Andri Perl.
Übrigens, was unternehmen die anderen Grossräte/Parteien – das könnten sich die WählerInnen fragen.
Zur Antwort der Regierung:
1) Dass der Waffenplatz Chur (auch für Felsberg) zu viel emittiert, ist eh klar.
2) Dass das Militär Lärm einschränken darf (wie denn, angesichts Ausbau?), aber nicht muss, ist auch klar.
https://www.beobachter.ch/burger-verwaltung/schiesslarm-die-panzerfaust…
3) Das Trumpfargument «Gesamtverteidigung» (deshalb quasi alles erlaubt) selbst ist aber umstritten:
https://wecollect.ch/de/campaign/kampfjets/
► Leserbrief-Silvio Peder behauptet in der SO (29.10.2019), der Waffenplatz inklusive Jets-Lärm sei friedenssichernd. Ich behaupte das Gegenteil: Diese obsolete VBS-Beschäftigungstherapie lenkt sogar ab, Gefahren vorzubeugen, dazu bräuchte es nämlich primär DENKEN statt BÖLLERN (siehe meine Kommentare seit Jahren zur globalen Bedrohungslage von Europa, noch gravierender als das Klima).
4) Dass die Regierung auch heute noch uns (vgl. SO-Bericht über Landflucht, dass das Gebiet Landquart bis Bonaduz/Thusis wohl zugebaut werde; verdichtetes Wohnen beim Waffenplatz) den lebensverderbenden Lärm als «wirtschaftlich» verkauft (am besten gleich als Gesundheitstourismus, der in GR seit über fünf Jahren offiziell gehypt wird, aber von dem ich null sehe, DER wäre auch eine Anfrage an die Regierung wert), finde ich den Gipfel des Kanonenrohrs: «Eine Schliessung des Waffenplatzes würde laut Regierung volkswirtschaftliche Konsequenzen mit sich ziehen.» Die "volkswirtschaftlichen Konsequenzen" des Lärms für den Kantons-Hotspot Chur sowie den eh unbezahlbaren Lebensqualitätsverlust, hat das die Regierung ebenfalls schriftlich dargelegt?
Siehe meine Kommentare:
https://www.suedostschweiz.ch/aus-dem-leben/2019-11-26/gislers-spargeln…
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2019-11-14/schiesslaerm
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2018-08-10/waffenplatz-chur
https://www.suedostschweiz.ch/aus-dem-leben/2017-07-07/was-ist-mit-dies…
So ähnlich würde Chur bei mir aussehen:
https://i.ytimg.com/vi/AWP9S2ZgNyQ/maxresdefault.jpg

Erinnert mich an die Leute, die an den Flughafen zügeln und sich dann über den Fluglärm aufregen.
Das Militär ist schon länger in Chur als dessen älteste Bewohner.

Eigentlich ist die lösung ganz einfach. Man verlegt die infanterie nach wangen an der aare und die retungssoldaten kommen nach chur. Weniger schiesslärm.

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