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Fast 100 Tote bei Anschlag mit Sprengstofflaster in Mogadischu

Bei einem der verheerendsten Sprengstoffanschläge der vergangenen Monate sind am Samstag in Somalias Hauptstadt Mogadischu knapp 100 Menschen getötet und Dutzende andere verletzt worden.

Agentur
sda
28.12.19 - 15:14 Uhr
Politik

«Wir haben mittlerweile fast 100 Menschen, die bei diesem schrecklichen Attacke getötet wurden», sagte Polizeioffizier Ahmed Bashane der Nachrichtenagentur DPA. Die Zahl der Toten stieg ständig.

Bis zum Mittag seien allein ins städtische Medina-Spital 73 Tote und Dutzende Verwundete gebracht worden, sagte der Leiter des städtischen Medina-Hospitals, Mohamed Yusuf. Aus dem Dahir-Elmi-at-Shafi-Hospital wurden acht Tote und Dutzende Verwundete gemeldet.

Mogadischus Bürgermeister Omar Mohamed Filish hatte bereits kurz nach der Explosion von 90 Verletzten gesprochen, darunter auch viele Schüler und Studenten. Unter den Toten sind nach Polizeiquellen auch fünf Polizisten sowie auch drei türkische Staatsbürger. Bei ihnen handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um Strassenbau-Ingenieure.

«Barbarischer» Anschlag verurteilt

Sowohl die Europäische Union (EU) wie auch Russland verurteilten den «barbarischen Anschlag». Der blutige Angriff von Extremisten habe offenbar darauf abgezielt, die Lage in Somalia zu destabilisieren, erklärte das Aussenministerium in Moskau. Russland werde die Regierung Somalias weiterhin bei ihren Bestrebungen um eine Aussöhnung des Landes und bei den Vorbereitungen von Wahlen unterstützten.

«Unsere Haltung ist klar», betonte EU-Ratspräsident Charles Michel über den Kurznachrichtendienst Twitter, «Europa wird Afrika im Kampf gegen den Terrorismus weiter unterstützen.» Somalias Präsident Mohamed Abdullahi Farmajo rief die Bevölkerung zum Zusammenhalt beim Kampf gegen «die Feind der Menschenwürde» auf und erklärte: «Das einzige Ziel, das die Terroristen in unserem Land entwickelt haben, ist das wahllose Töten unschuldiger Menschen.»

Zahlreiche Gebäude beschädigt

Augenzeugen sprachen von einem Bild der Verwüstung, nachdem ein offensichtlich mit Sprengstoff beladener Lastwagen an einem Kontrollpunkt in einem belebten Stadtviertel während des morgendlichen Berufsverkehrs in die Luft geflogen war.

Die Explosion ereignete sich in der Nähe einer Steuerbehörde. Ein Zusammenhang ist aber noch unklar. Über dem Ort der Explosion stand weithin sichtbar eine grosse Rauchwolke. Durch die Wucht der Detonation wurden auch zahlreiche Gebäude beschädigt. Noch Stunden später suchten Anwohner dort nach Opfern.

«Die Gegend war voller Menschen, die zur Schule oder zum Einkaufen in die Stadt fuhren, als sich der schreckliche Anschlag ereignete», sagte Regierungssprecher Mukhtar Omar.

Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden durch die Explosion am frühen Morgen auch zwei Minibusse mit Schulkindern an Bord schwer beschädigt. Augenzeugen berichteten von aufgerissenen Karosserien und völlig zerfetzten Fahrzeugen. Verzweifelt versuchten einige der Helfer, Verwundete auf Eselskarren oder Fahrrädern in die nächstgelegenen Spitäler zu bringen.

Obwohl es zunächst keine Bekennerschreiben gab, wird hinter dem Anschlag die terroristische Al Shabaab vermutet. Sie bekämpft die von der Uno und Soldaten der Afrikanischen Union (AU) unterstützte Regierung Somalias und will ein islamistisches Regime errichten.

US-Armee unterstützt Regierung

Somalia, das am Horn von Afrika liegt, leidet seit Jahren unter Unruhen und Unsicherheit. 1991 stürzten mehrere Milizen gemeinsam Diktator Siad Barre, kämpften dann aber gegeneinander. Die mit der Extremistenorganisation Al-Kaida verbündete Al-Shabaab hat nicht nur in Somalia, sondern auch in Kenia und Uganda mehrfach Attentate verübt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie sich dazu nicht bekennt.

Beim bislang schwersten Anschlag der Islamisten wurden im Oktober 2017 in Mogadischu fast 600 Menschen getötet. Damals war ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in der Nähe eines Tanklastwagen explodiert.

Die US-Streitkräfte unterstützen die Regierung im Kampf gegen Al-Shabaab mit Luftangriffen und bilden Soldaten aus.

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