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Sozialhilfequote in Graubünden und Glarus weiter tief

Erstmals seit zehn Jahren wurden in der Schweiz 2018 weniger Sozialhilfebezüger gezählt: Sowohl die reine Anzahl wie deren Verhältnis zur Einwohnerzahl - die Sozialhilfequote - gingen zurück. Letztere sank gemäss Bundesamt für Statistik BFS von 3,3 auf 3,2 Prozent. Graubünden und Glarus haben weiterhin tiefe Quoten zu verzeichnen.

Südostschweiz
26.12.19 - 04:30 Uhr
Politik
2018 ist die Sozialhilfequote erstmals seit zehn Jahren zurückgegangen, wenn auch nur um 0,1 Prozentpunkte. (Archivbild)
2018 ist die Sozialhilfequote erstmals seit zehn Jahren zurückgegangen, wenn auch nur um 0,1 Prozentpunkte.
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

272'700 Personen haben in der Schweiz im Jahr 2018 mindestens einmal eine finanzielle Leistung der wirtschaftlichen Sozialhilfe erhalten, 5600 weniger als im Vorjahr. In acht Kantonen - darunter auch  Glarus - war gemäss BFS-Tabelle eine leichte Zunahme zu verzeichnen. In Glarus stieg die Quote von 1,8 auf 1.9 Prozent an. Weitere Kantone, in denen die Sozialhilfequote gestiegen ist, sind Schwyz, Schaffhausen, Appenzell Ausserrhoden, Tessin, Wallis, Genf, Jura. Prozentual auf gleicher Stufe wie im Vorjahr verharrt der Kanton Graubünden. 1,4 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner mussten auf Unterstützung zurückgreifen. 

49'300 oder 28,1 Prozent aller Dossiers konnten abgelöst werden, das heisst mehr als ein Viertel der Sozialhilfebezüger konnten wieder auf eigenen Beinen stehen. Paare mit einem oder zwei Kindern haben die höchste Chance, sich durch Verbesserung der Erwerbssituation von der Sozialhilfe abzulösen, da potentiell zwei erwachsene Personen ein Erwerbseinkommen erzielen können.

Je besser die Ausbildung, desto höher ist die Chance, von der Sozialhilfe wegzukommen. Das gilt aber nicht bei den über 56-Jährigen. Von ihnen finden auch bei hohem Ausbildungsstand wegen der schlechten Arbeitsmarktchancen nur 3,7 aus der Mühle der Sozialhilfe heraus, drei Mal weniger als bei den 26- bis 35-Jährigen. Die tiefsten Ablösequoten weisen Alleinlebende und Einelternfamilien aus.

Allgemein haben Kantone mit städtischen Zentren überdurchschnittliche Sozialhilfequoten, während ländlich geprägte Kantone tiefe Quoten ausweisen. Hohe Anteile an Sozialhilfebezügern haben beispielsweise Neuenburg, Basel-Stadt, Genf, Waadt und Bern. Die niedrigsten verzeichnen die Urkantone und Appenzell Innerrhoden.

Mehr Sozialfälle in Städten als in Dörfern

Es gilt ungefähr: Je grösser die Gemeinde, desto höher die Sozialhilfequote. In Städten mit 100000 Einwohnerinnen und Einwohnern oder mehr liegt die Sozialhilfequote bei 5,8% und auch bei Städten mit 50000 bis 99'999 Einwohnerinnen und Einwohnern ist sie mit 5,3% erhöht.

Hingegen liegt sie bei Gemeinden mit weniger als 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern unter dem schweizerischen Gesamtwert. Insbesondere Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern verzeichnen mit 1,8% eine unterdurchschnittliche Sozialhilfequote.

Ein erhöhtes Risiko, Sozialhilfe beziehen zu müssen, haben Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Geschiedene und Personen ausländischer Staatsangehörigkeit. Minderjährige weisen eine Sozialhilfequote von 5,2 Prozent auf, Ausländerinnen und Ausländer 6,1 Prozent. Geschiedene 5,5 Prozent.

Weniger Asylsuchende, mehr Flüchtlinge

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Rückgang des Sozialhilferisikos laut BFS bei Personen im Alter zwischen 18 und 35 sowie bei Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit am stärksten ausgeprägt. In den letzten drei Jahren lässt sich der Rückgang in der Sozialhilfe vor allem bei Asylsuchenden feststellen - von 35800 im Jahr 2016 auf 18200 Personen im Jahr 2018. Das ist freilich vor allem den fallenden Zahlen der neuen Asylgesuche geschuldet.

Gestiegen ist hingegen die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden, welche als Flüchtlinge mit Asyl oder als vorläufig aufgenommene Personen in der Schweiz leben, und zwar von 21900 beziehungsweise 22800 Personen im Jahr 2016 auf 31900 beziehungsweise 31800 Personen im Jahr 2018. (kup/sda)

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