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Grossdemonstrationen in Paris und Rom gegen Gewalt an Frauen

Zehntausende Menschen haben am Samstag in Frankreich und Italien gegen Gewalt an Frauen und gegen Diskriminierung demonstriert. Die Proteste fanden in Paris und rund 30 weiteren französischen Städten statt sowie in Rom.

Agentur
sda
23.11.19 - 22:08 Uhr
Politik

Allein in Paris gingen nach einer von mehreren Medien in Auftrag gegebenen unabhängigen Zählung 49'000 Menschen unter dem Motto #noustoutes (Wir alle) auf die Strasse. Landesweit gab es rund 30 Kundgebungen. Die Teilnehmer wollten unter anderem auf die hohe Zahl sogenannter Femizide aufmerksam machen - Tötungen von Frauen wegen ihres Geschlechts.

Die Veranstalter ihrerseits sprachen am Samstag von 100«000 Demonstranten allein in Paris. Es habe sich um den "grössten Marsch der französischen Geschichte" gegen sexistische und sexualisierte Gewalt gehandelt, erklärte eine der Organisatorinnen, Caroline De Haas. Landesweit seien 150»000 Menschen auf die Strasse gegangen. Zu den Protesten hatten knapp 70 Organisationen, Parteien, Gewerkschaften und Verbände aufgerufen.

Die Kundgebungsteilnehmer in Paris forderten einen besseren Schutz für Frauen. Auf Schildern war unter anderem «Brecht das Schweigen, nicht die Frauen» oder «Aggressoren, Stalker, ihr seid erledigt, die Frauen sind auf der Strasse» zu lesen.

Die Organisatoren hatten auf Facebook zuvor ein schärferes Vorgehen des Staates bei Verbrechen gegen Frauen gefordert. «Mit diesem Marsch werden wir die Behörden zu angemessenen Massnahmen zwingen», hiess es in dem Onlinedienst.

Justizministerin: Staat hat versagt

Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AFP hat es in diesem Jahr mindestens 116 Femizide in Frankreich gegeben, im gesamten vergangenen Jahr waren es 121. Experten des Europarates hatten Frankreich in dieser Woche einen Mangel an Schutzunterkünften und zu laxe Gesetze vorgeworfen.

Die französische Justizministerin Nicole Belloubet hatte das Versagen der öffentlichen Einrichtungen eingeräumt. «Unser System schafft es nicht, diese Frauen zu schützen», sagte Belloubet. Die französische Regierung will am Montag Ergebnisse eines Runden Tisches gegen häusliche Gewalt vorstellen.

Zehntausende auch in Rom

Auch Italien machte am Samstag gegen Gewalt an Frauen mobil: Eine Grossdemonstration mit mehreren Zehntausend hauptsächlich weiblichen Teilnehmerinnen fand in Rom im Rahmen des jährlichen Aktionstages zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen statt. Tausende Menschen versammelten sich auf der zentralen Piazza della Repubblica und schwenkten Plakate mit Slogans für die Sicherheit der Frauen.

Seit Jahresbeginn wurden nach jüngsten Angaben 94 Frauen in Italien ermordet, die meisten davon von Ehemännern oder Lebensgefährten. Damit bestätigte sich ein negativer Trend, der bereits 2015 begonnen hatte, wie aus einem Bericht des Instituts Eures hervorgeht. 2018 waren 142 Frauen ermordet worden, eine mehr als 2017.

Während Männer meist mit Schusswaffen getötet werden, sind es bei Frauenmorden Messer. Alle drei Tage wird eine Frau in Italien ermordet. Drei von vier Femiziden finden zu Hause statt.

Organisiert wurde die Demonstration in Rom zum vierten Jahr in Folge von italienischen Frauenverbänden. Sie klagen auch über Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt und einen Mangel an Kinderbetreuung. Sie fordern mehr Halbtags-Jobs und Unterstützung für Familien sowie Chancengleichheit und ein Ende des sexistischen Umgangs mit Frauen.

Seit 1981 jährlich

Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen thematisiert wird und die die allgemeine Stärkung von Frauenrechten zum Ziel haben.

Dabei kommen vor allem Themen wie Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Beschneidung von Frauen, häusliche Gewalt, Zwangsheirat, vorgeburtliche Geschlechtsselektion, weibliche Armut und Frauenmorde zur Sprache.

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Dieses Problem besteht nicht nur in Frankreich oder Italien, sondern dürfte ein weltweites sein. Trotz aller Appelle und Aufrufe, dürfte dies ein " Kampf" gegen Windmühlen sein. Der Staat hat überhaupt nicht so viele Kräfte, um allen Vergehen an Frauen, nach zu gehen. Dürfte dies auch nur die Spitze eines Eisberges sei,, welche sich an die Öffentlichkeit wendet, um nach Hilfe zu rufen. Eine Problematik, welche nicht erst seit heute oder gestern besteht.

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