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Kundgebungen zum 40. Jahrestag der US-Botschaftsbesetzung

Mit staatlich organisierten Kundgebungen hat der Iran den 40. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran im Zuge der islamischen Revolution gewürdigt. Tausende Schüler und Studenten nahmen am Montag an einer Veranstaltung vor der ehemaligen US-Botschaft teil.

Agentur
sda
04.11.19 - 16:09 Uhr
Politik
Alle Jahre wieder: Protest gegen den "Satan" vor der US-Botschaft in Teheran.
Alle Jahre wieder: Protest gegen den "Satan" vor der US-Botschaft in Teheran.
KEYSTONE/EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

In den Provinzen fanden ähnliche Kundgebungen statt. Mit dem Standard-Slogan «Nieder mit den USA» verurteilten die Teilnehmer die Politik des «Grossen Satans». Die Botschaftsbesetzung wird von den Hardlinern im Land immer noch als revolutionäre Heldentat und als Sieg über den US-Imperialismus gefeiert.

In einer Abschlusserklärung wurde betont, dass die USA ihren Traum begraben sollten, je wieder im Iran Fuss fassen zu können. Teheran werde seinen Anti-USA-Kurs weiterhin fortsetzen und seinem Slogan Unabhängigkeit, Freiheit und Islamische Republik treu bleiben. Am Ende wurde dann noch eine US-Fahne verbrannt. Die Kundgebungen wurden auf mehreren Fernsehkanälen live übertragen.

USA rufen zu Kehrtwende auf

Die USA verurteilten die Besetzung der US-Botschaft und riefen die iranische Regierung zu einer politischen Kehrtwende auf. Die Erstürmung der US-Botschaft damals sei eine dreiste Tat gewesen, hiess es am Montag in einer Erklärung aus dem Weissen Haus.

Weiterhin benutze das iranische Regime unschuldige Zivilisten, um seine fehlgeleitete Aussenpolitik voranzutreiben. Solange Teheran dieses feindliche Verhalten fortsetze, würden scharfe US-Sanktionen verhängt. «Das iranische Regime hat eine Wahl», hiess es weiter. Es könne Frieden wählen anstelle von Geiselnahmen, Ermordungen, Sabotage, Schiffsentführungen und Angriffen auf den internationalen Öl-Handel.

«Spionagenest»

Iranische Studenten hatten die US-Botschaft im November 1979 besetzt, um gegen die Aufnahme des gestürzten Schahs Reza Pahlavi in den USA zu demonstrieren. Die als Geisel genommenen US-Botschaftsangehörigen kamen erst nach 444 Tagen frei. Wegen der Botschaftsbesetzung brachen die USA die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab, die auch vier Jahrzehnte später noch immer nicht wieder aufgenommen wurden. Beide Staaten bleiben verfeindet.

Nach der Besetzung wurde die Botschaft nur noch «Spionagenest» genannt und später in ein Museum umgebaut. Dort soll gezeigt werden, dass das amerikanische Botschaftspersonal den Ort lediglich zu Spionagezwecken genutzt habe.

Viele Reformpolitiker - und sogar damalige Besetzer - sehen dagegen in der Aktion eine grobe Verletzung der internationalen Vorschriften und einen grossen aussenpolitischen Fehler. Dieser habe zu einem globalen Imageschaden für den Iran geführt und dem Land sonst nichts gebracht. Die damaligen Anführer der Studenten, Mohsen Mirdamadi und Ibrahim Asgharsadeh, wurden später regimekritische Aktivisten und mussten sogar kurzfristig ins Gefängnis.

Zwischen 2013 und 2016 sah es kurzfristig nach einer Normalisierung der Beziehungen aus. In der Zeit nahmen beide Seiten auf Aussenministerebene direkte Verhandlungen auf, was letztendlich zu dem Wiener Atomabkommen von 2015 führte. Die Lage änderte sich aber schlagartig mit der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA.

Dieser stieg nicht nur aus dem Atomdeal aus, sondern verhängte auch neue Sanktionen gegen den Iran. Seitdem gelten die Amerikaner erneut als Erzfeinde der Islamischen Republik. Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Chamenei, sprach sich am Sonntag erneut gegen jeglichen diplomatischen Kontakt mit den USA aus.

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Sobald die USA ihre eigene Sicherheit oder die ihrer Verbündeten unmittelbar bedroht sehen, werden sie zuschlagen. Die USA fragen dann zurecht weder die UN noch sonst jemanden um Erlaubnis. Und da der Iran über erhebliches Gegenschlagspotenzial verfügt, wird es dann nicht bei einem eher symbolischen Angriff wie in Syrien (GBU-43/B) blieben.
Ein weiteres Problem für die Mullahs im Iran ist, dass die USA im Moment einen sehr impulsiven "Commander-in-Chief" haben.

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