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«Nicht gemachter 
Unterhalt ist eine 
andere Art Schulden»

Im Finanzrating hat die Gemeinde Glarus Nord gut abgeschnitten. Im Interview nimmt Gemeindepräsident Thomas Kistler Stellung.

Fridolin
Rast
14.09.19 - 04:30 Uhr
Politik
Thomas Kistler.Friedli Zarina.
Der Gemeindepräsident Thomas Kistler über die Finanzierung von Glarus Nord.
SASI SUBRAMANIAM

Herr Kistler, der Kanton vergibt im Finanzrating der Gemeinde Glarus Nord ein «gut», mit «problematisch in einzelnen Kennzahlen». Was sagen Sie dazu als Gemeindepräsident?


Thomas Kistler: Das ist eine Beurteilung nach dem Finanzhaushaltsgesetz, und so stimmt sie wohl. Ich würde mich aber dagegen wehren, wenn ein negatives Ergebnis aus der betrieblichen Tätigkeit als «strukturelles Defizit» gewertet würde. Dafür gibt es überhaupt keinen Grund, denn Pacht-, Baurecht- und Mieteinnahmen sind ebenfalls ganz normale und nicht spekulative Erträge. Die Kennzahlen zu den Schulden sind noch sehr gut. Und nicht gemachte finanzielle Schulden – sprich Investitionen und Unterhalt im Tiefbau wie auch an den Gebäuden – werden rasch zu Infrastrukturschulden, die wir den Nachkommen aufbürden würden. 


Das Rating weist auf bisher steigende Steuereinnahmen hin. Rechnen Sie damit, dass das so weitergeht?


Detailinformationen zu den Steuern hat nur der Kanton. Wir rechnen aber auch damit, dass die Steuereinnahmen 2019 noch etwas höher werden könnten, als wir sie budgetiert haben. Über 2019 hinaus sind aber die Steuern selber unsicher und die möglichen Zuzüger, die Steuern zahlen, ebenfalls. Über eine Steuererhöhung diskutiert der Gemeinderat noch. Dass wir uns eine Bausteuer überlegen, ist angesichts der hohen Investitionen klar.


Da geht es um viel Geld: Wie kann die Gemeinde diese Investitionen stemmen?


Es geht um drei Arten von Investitionen: Einmal kostet der Sonderfall Lintharena allein 18 Millionen Franken, diese Sanierung ist nötig und beschlossen. Dann haben wir den Sonderfall, dass die Gemeinde massiv wächst. Die zusätzlichen Einwohner machen Investitionen in die Schulhäuser nötig. Zum Dritten sehen wir grossen Nachholbedarf bei den Infrastrukturen. Schon im Vorfeld der Gemeindefusion hat man nötige Investitionen zurückgestellt, und nachher hat man nochmals nicht viel erneuert, bis die Gemeinde eine Übersicht hatte. Da schieben wir einen riesigen Investitionsstau vor uns her und müssen unbedingt aufholen. Investieren wir nicht, so hinterlassen wir den Nachkommen Schäden im Boden. Doch jede geplatzte Leitung, jede Einzelreparatur kommt viel teurer als eine geplante und koordinierte Erneuerung von Wasser-, Abwasser-, Strom- und Datenleitungen samt der Strasse selbst. Koordination spart hier sehr viel Geld.


Was muss sich in der Finanzpolitik der nächsten Jahre ändern?


Der  Kanton tendiert dazu, immer mehr Aufgaben an die Gemeinden zu delegieren, etwa beim ÖV als aktuelles Beispiel. Dagegen müssen wir uns wehren. Schwierig ist auch, dass Glarus Nord ähnlich wie Glarus Süd sehr grosse Lasten zu tragen hat. Die flächenmässige Ausdehnung ist auch bei uns sehr gross. Damit sind grössere Aufgaben verbunden bei Wald, Alpen, Naturgefahren, Bergstrassen. (fra)

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Und wie ist es mit der Parkplatzordnung in Niederurnen und speziell an der Ziegelbrückstrasse ?Passiert da nichts.Können da weiterhin Anhänger ,Wohnwagen usw über Monate +Jahre stehen bleiben ohne etwas zu bezahlen.

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