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Bolsonaro offen für Amazonas-Gespräche bei Entschuldigung Macrons

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist im Falle einer Entschuldigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron bereit zu Gesprächen über die von den G7-Staaten zugesagten Amazonas-Hilfen. Der Élysée-Palast in Paris wollte die Äusserung nicht kommentieren.

Agentur
sda
27.08.19 - 21:03 Uhr
Politik
Schwer beleidigt: Bevor er wieder mit sich reden lässt, will der brasilianische Präsident Bolsonaro eine Entschuldigung vom französischen Präsidenten Macron.
Schwer beleidigt: Bevor er wieder mit sich reden lässt, will der brasilianische Präsident Bolsonaro eine Entschuldigung vom französischen Präsidenten Macron.
KEYSTONE/AP/ERALDO PERES

«Zuerst muss Herr Macron seine gegen meine Person gerichteten Beleidigungen zurücknehmen», sagte Bolsonaro am Dienstag gegenüber Journalisten in Brasília.

Der französische Präsident habe ihn einen «Lügner» genannt und behauptet, die Souveränität Brasiliens über den Amazonas sei «eine offene Frage», klagte Bolsonaro. Diese Worte müssten widerrufen werden, bevor «irgendetwas von Frankreich angenommen» oder miteinander gesprochen werden könne.

Die G7-Staaten hatten Brasilien angesichts der verheerenden Amazonas-Waldbrände 18 Millionen Euro an Soforthilfen zugesagt. Damit sollten vor allem Löschflugzeuge finanziert werden, sagte Macron am Montag beim Gipfeltreffen von sieben wichtigen Industrieländern im französischen Biarritz.

Die brasilianische Regierung lehnte die Hilfen aber ab. Das Geld solle vielmehr dazu verwendet werden, die Wälder in Europa wieder aufzuforsten, hiess es.

Die brasilianische Regierung hatte Macron in den vergangenen Tagen wiederholt scharf angegriffen, weil der französische Präsident die Amazonas-Waldbrände auf die Tagesordnung des G7-Gipfels gesetzt hatte.

«Kolonialistische Mentalität»

Bolsonaro warf Macron eine «kolonialistische Mentalität», eine «Instrumentalisierung» der Amazonas-Waldbrände sowie einen «sensationsgierigen Ton» vor. Der ultrarechte Politiker schreckte selbst vor einer sexistischen Attacke gegen Macrons Ehefrau Brigitte nicht zurück.

Bolsonaro gab zu, eine unvorteilhafte Aufnahme der «Première dame» im Online-Dienst Facebook belustigt kommentiert zu haben. Er werde sich zu einer «familiären Frage» jedoch nicht weiter äussern und drohte den Journalisten mit Gesprächsabbruch, sollten sie insistieren.

Bolsonaros Kabinettschef Onyx Lorenzoni setzte die Attacken gegen Macron fort. «Macron schafft es nicht mal, einen vorhersehbaren Brand in einer Kirche zu verhindern, die Teil des Welterbes ist, und er will uns Lektionen für unser Land erteilen?», sagte Lorenzoni am Montag in Anspielung auf das Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame im April.

«Brasilien ist eine demokratische und freie Nation und hatte niemals koloniale und imperialistische Verhaltensweisen, wie es vielleicht das Ziel des Franzosen Macron ist», sagte Lorenzoni.

Lob von Trump

Von US-Präsident Donald Trump erhielt Bolsonaro derweil Unterstützung - und Lob dafür, dass er «sehr hart» daran arbeite, die Brände zu bekämpfen. Bolsonaro leiste «einen grossartigen Job für das brasilianische Volk - nicht leicht», schrieb Trump am Dienstag auf Twitter. Er sagte Bolsonaro und Brasilien «die volle und komplette Unterstützung der USA» zu.

Der brasilianische Präsident hatte Ende vergangener Woche den Einsatz von Soldaten zum Kampf gegen die Waldbrände angeordnet. Dies geschah allerdings erst, nachdem Brasilien wegen der Feuer unter starken internationalen Druck geraten war.

Zuvor hatte Bolsonaro das Ausmass der Brände noch zu relativieren versucht. Er ist eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet und hält - ähnlich wie Trump - nichts von den Warnungen vor dem menschengemachten Klimawandel. Umweltschützer machen Bolsonaro dafür verantwortlich, dass die Brände im Amazonasgebiet in diesem Jahr massiv zugenommen haben.

In dem ökologisch für die ganze Welt wichtigen Gebiet lodern derzeit tausende grosse Waldbrände. Nach jüngsten Angaben des brasilianischen Forschungsinstituts Inpe gab es in Brasilien seit Jahresbeginn mehr als 80'000 Feuer, davon mehr als die Hälfte im Amazonasbecken.

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