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Weniger Lohn für Chefs bundesnaher Betriebe - SBB-Chef Topverdiener

Die Topsaläre bei Betrieben des Bundes sinken weiter. Zum ersten Mal seit langem hat der bestverdienende Spitzenkader, SBB-Chef Andreas Meyer, weniger als eine Million Franken verdient. Er erhielt im vergangenen Jahr 987'442 Franken.

Agentur
sda
21.06.19 - 15:49 Uhr
Politik
SBB-Chef Andreas Meyer bleibt der Topverdiener bei den bundesnahen Betrieben, auch wenn er zum ersten Mal seit langem weniger als eine Million Franken ausbezahlt bekam. (Archiv)
SBB-Chef Andreas Meyer bleibt der Topverdiener bei den bundesnahen Betrieben, auch wenn er zum ersten Mal seit langem weniger als eine Million Franken ausbezahlt bekam. (Archiv)
KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD

2017 waren ihm noch 1«007»235 Franken aufs Konto überwiesen worden, wie das am Freitag vom Bundesrat veröffentlichte Kaderlohnreporting zeigt. Schon damals hatte Meyer eine Einbusse von rund gut 40'000 Franken hinnehmen müssen.

Grund für den Rückgang bei der Entlöhnung ist die Reduktion der Boni für alle Mitglieder der Konzernleitung auf 40 Prozent des fixen Lohnanteils. Gleichzeitig wurden die Fixgehälter erhöht.

Der Rückgang ist weiter zu relativieren, weil Umlagerungen von früheren Lohnbestandteilen in die Pensionskasse gemacht wurden. Die Entlöhnung inklusive berufliche Vorsorge für den SBB-Chef ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 gestiegen.

Ruoff erhält Jahreslohn

Ähnlich kompliziert ist die Situation bei der Schweizerischen Post. Dort gab es im vergangenen Jahr einen Wechsel an der Spitze. Ulrich Hurni übernahm nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff im Juni 2018 interimistisch die Führung. Diese gab er im April 2019 an Roberto Cirillo ab.

Trotzdem erhielt Ruoff 2018 wegen ihrer sechsmonatigen Kündigungsfrist einen Jahres-Fixlohn von 620«000 Franken ausbezahlt. Über die Freigabe der Boni in Höhe von insgesamt 453»280 Franken wird erst nach Abschluss der Untersuchungen des Bundesamtes für Polizei zu den Verletzungen des Subventionsrechts im Postauto-Skandal entschieden.

Beim aufgeführten Betrag handelt es sich um das Maximum, welches ausbezahlt werden könnte. Erhält Ruoff diesen, wäre sie im vergangenen Jahr mit einer Entlöhnung von total 1,1 Millionen Franken sogar die Topverdienerin gewesen.

Mehr Geld für Suva-Chef

Einfacher ist die Statistik der Postfinance zu lesen. Deren Chef Hansruedi Köng bekam im vergangenen Jahr 828'977 Franken ausbezahlt - Fixlohn und Boni zusammengezählt. Das war leicht weniger als im Jahr 2017.

Zu den weiteren Topverdienern gehören weiter Ruag-CEO Urs Breitmeier (776«795 Franken) und Suva-Chef Felix Weber (613»375 Franken). Während Breitmeiers Lohn im Vergleich zum Vorjahr weiter sank, verdiente Weber 25'000 Franken oder 4 Prozent mehr.

Über eine halbe Million Franken erhielten auch die Chefs der Finma, von Skyguide und der SRG. Trotz Sparprogramm in seinem Unternehmen liess sich SRG-Generaldirektor Gilles Marchand mehr auszahlen als im Vorjahr. Das Plus lässt sich aber teilweise damit erklären, dass die Boni von 2017 erst im April 2018 ausbezahlt wurden.

Bundesrat begrenzt Boni

Die Entlöhnung des obersten Kaders der Unternehmen und Anstalten des Bundes gibt regelmässig Anlass zu Debatten in der Öffentlichkeit und auch im Parlament. 2016 hatte der Bundesrat beschlossen, die Betriebe an die kürzere Leine zu nehmen.

So wurden etwa die Boni und Nebenleistungen im Verhältnis zum Fixlohn begrenzt: Der variable Lohnanteil - also der Bonus - der einzelnen Geschäftsleitungsmitglieder darf höchstens 50 Prozent des fixen Lohnanteils betragen, die Nebenleistungen dürfen nicht mehr als zehn Prozent ausmachen. Die Auswirkungen davon werden teilweise erst im laufenden Berichtsjahr ersichtlich.

Im vergangenen Jahr sind die Löhne für die Topkader insgesamt bei rund einem Viertel der bundesnahen Unternehmen und Anstalten gestiegen, wie eine Auswertung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergab. Bei den übrigen Betrieben ist das Salär mehr oder weniger gleich geblieben oder gesunken.

Geschlechteranteil geritzt

Das Kaderlohnreporting gibt nicht nur Aufschluss über die Entlöhnungen, sondern auch über den Geschlechteranteil in den Verwaltungs- und Institutsräten. Der Bund hat für die Zusammensetzung eine Zielquote von mindestens 30 Prozent für beide Geschlechter definiert. Der Wert bezeichnet den Ende 2020 zu erreichenden Stand.

Neun bundesnahe Betriebe haben diese Quote im vergangenen Jahr nicht erreicht. Darunter sind grosse Unternehmen wie Skyguide, Finma oder Postfinance. Weitere sind meilenweit vom Zielwert entfernt, wie die Zahlen zeigen. Im Verwaltungsrat der Identitas AG, die im Auftrag des Bundes die Tierverkehrsdatenbank betreibt, beträgt der Frauenanteil nur gerade 10 Prozent. Bei der Produktionsfirma TPC sitzt gar keine Frau im obersten Leitungsorgan.

Immerhin 16 Betriebe erreichen den vom Bundesrat geforderten Geschlechteranteil. Die Entwicklungsgesellschaft Sifem unterschreitet als einziger Betrieb den Männerzielwert. Seit 2017 sind Verwaltungsrat die weiblichen Mitglieder erstmals und mit 71,4 Prozent sehr deutlich in der Mehrheit.

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