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Chur ist unzufrieden mit dem Kanton

Der Churer Gemeinderat hat der Landabgabe im Baurecht an die Innoqube Immobilien AG zugestimmt. In diesem Zusammenhang äusserte Stadtpräsident Urs Marti seinen Ärger über den Kanton.

21.06.19 - 04:30 Uhr
Politik
Sorgt für Gesprächsstoff: Das geplante Innovationszentrum der Innoqube Immobilien AG.
Sorgt für Gesprächsstoff: Das geplante Innovationszentrum der Innoqube Immobilien AG.
ARCHIV / YANIK BÜRKLI

Die Innoqube Immobilien AG will auf dem Churer Rossboden ein Innovationszentrum realisieren. Gestern hat das Projekt eine weitere Hürde genommen. Der Churer Gemeinderat beschloss einstimmig, der Gesellschaft die 6493 Quadratmeter Land, angrenzend an das Gebäude von Somedia, im Baurecht abzugeben.

Der Baurechtsvertrag weist eine Laufzeit von 60 Jahren aus, mit einer optionalen Verlängerung um weitere 20 Jahre, sowie einen jährlichen Baurechtszins von brutto 117 500 Franken. Die Grundeigentümerinnen, das sind die Stadt Chur und der Bund, gewähren der Investorin während der ersten fünf Jahre ab Beginn der Zahlungspflicht eine Vergünstigung von 50 Prozent auf den Baurechtszins. Somit wird von der Baurechtsnehmerin vorerst ein jährlicher Zins von 58 750 Franken entrichtet.

Stadtpräsident Urs Marti machte der Legislative das Geschäft mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, Generierung von Steuereinnahmen, Förderung von Jungunternehmen und Entwicklung von zukunftsträchtigen Technologien schmackhaft.

Die Stadt Chur sieht laut Marti sehr viel Potenzial im Innoqube-Projekt. Geplant sind ein Zentrum mit einer Geschossfläche von rund 8500 Qua-dratmetern und Investitionen von über 28 Millionen Franken. Die Landabgabe untersteht dem fakultativen Referendum.

«Sehr enttäuscht vom Kanton»

Doch in seinem Votum ans Ratsplenum liess Marti ebenso durchblicken, dass er über das Verhalten des Kantons bezüglich der Wirtschaftsförderung «sehr enttäuscht» sei. Der Kanton habe sich im «Fall Innoqube» sehr passiv verhalten.

Die Stadt sei im Zuge der Verhandlungen mit den Investoren an das Amt für Wirtschaft und Tourismus getreten. «Wir meinen, solche Projekte sollten Stadt und Kanton gemeinsam unterstützen und fördern. Doch trotz mehrfacher Bemühungen sind wir beim Kanton ungehört geblieben», informierte Marti den Gemeinderat.

Auf Nachfrage dieser Zeitung erwähnte Marti nicht primär eine mögliche finanzielle Unterstützung durch den Kanton, sondern auch die Möglichkeit, vom Netzwerk des Kantons profitieren zu können. «Oder das Öffnen von Tür und Tor bei Hochschulen und die Unterstützung bei der Suche von Mitinvestoren.» Man würde gerne mit dem Kanton am gleichen Strang ziehen, doch «wir haben immer wieder Schwierigkeiten, unsere Agenda mit der Agenda des Kantons abzugleichen», äusserte sich Marti zu dieser Zeitung.

Es sei klar ein Wunsch der Stadt Chur, die Koordination in Sachen Wirtschaftsförderung mit dem Kanton zu verbessern. Diesem Wunsch werde oft nicht entsprochen, mit dem Hinweis, dass solche Abgleiche nicht mit jeder Gemeinde einzeln möglich seien. «Man müsse alle Gemeinden gleich behandeln, erhalten wir dann zur Antwort», so Marti. «Natürlich muss man alle gleich behandeln, aber es sind nicht alle gleich», sagte er dazu.

Eine Antwort, die für die Bündner Stadt mit der grössten Anzahl Arbeitskräften im Kanton darum nicht befriedigend sei. Man sei aus Sicht der Stadt klar der Meinung, dass vor allem auf Stufe Amtschef mehr gemacht werden könnte. Man würde sich wünschen, dass der Kanton mehr die Chancen suche, statt immer wieder Gründe zu suchen, warum etwas nicht möglich sei.

Hans Peter Putzi ist Redaktor. Er spricht für Radio Südostschweiz, manchmal schreibt er auch für die Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch». Besonders gerne recherchiert er, mit Vorliebe in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Sicherheit, Umwelt und Sport. Er ist im hinteren Prättigau aufgewachsen und wohnt seit vielen Jahren im Bündner Rheintal. Mehr Infos

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