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Mehr Frauen in Schulbüchern und ein neues Elektroflugzeug in den Sonntagszeitungen

Mehr Frauen in Schulbüchern, Gewalt an jedem vierten Fussballspiel und ein neues Schweizer Elektroflugzeug: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Agentur
sda
16.06.19 - 04:29 Uhr
Politik
Für die Gleichstellung: In Geschichtsbüchern an Schweizer Schulen sollen Frauen im selben Umfang wie Männer abgebildet werden. (Symbolbild)
Für die Gleichstellung: In Geschichtsbüchern an Schweizer Schulen sollen Frauen im selben Umfang wie Männer abgebildet werden. (Symbolbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

«SonntagsBlick»:

In Schweizer Schulbüchern sollen mehr Frauen abgebildet werden. Die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) schreibt laut «SonntagsBlick» in einem Papier von Mitte Mai, dass der «Sichtbarkeit der Frauen unter anderem auch in den Lehrmitteln grosse Aufmerksamkeit geschenkt werden muss». Unterzeichnet ist das Schreiben von EDK-Präsidentin Silvia Steiner. Es richtet sich an eine Gruppe von Bundesparlamentarierinnen sowie an verantwortliche Stellen der Sprachregionen und Kantone, die dort für Lehrpläne und Lehrmittel zuständig sind. Die Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich startete eine unverbindliche Sammlung mit rund 40 bedeutenden Frauen, die in Schulbücher aufgenommen werden könnten. Diese reicht von der letzten Äbtissin des Fraumünsterklosters in Zürich, Katharina von Zimmern (1478-1547), über die Pädagogin Anna Pestalozzi (1738-1815), die Autorin Annemarie Schwarzenbach (1908-1942), die Frauenrechtlerin Iris von Roten (1917-1990) bis zur Slam-Poetin und Kabarettistin Hazel Brugger. «Wir müssen die Geschichtsschreibung vervollständigen. Die weiblichen Vorbilder müssen genauso wie die männlichen im Schulunterricht ein Thema sein», sagte Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung, der Zeitung.

«SonntagsZeitung»:

Für die Gleichstellung sollen die politischen Parteien bei den Nationalratswahlen künftig immer gleich viele Frauen und Männer als Kandidaten aufstellen. Dies fordern die Grünen in einer parlamentarischen Initiative einen Tag nach dem Schweizer Frauenstreik, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Eingereicht wurde der Vorstoss von der Grünen Aargauer Nationalrätin Irène Kälin. Im Bundeshaus sind heute rund 28 Prozent der Parlamentarier weiblich. Ein ähnliches Rezept wie die Grünen propagiert die GLP. Sie will mehr Frauen ins Bundeshaus bringen, indem sie finanzielle Anreize schafft. Parteien respektive deren Bundeshausfraktionen sollen nur Geld erhalten, wenn sie mit ausgewogenen Listen zu den Parlamentswahlen antreten. GLP-Parteipräsident Jürg Grossen will die Forderung nächste Woche als parlamentarische Initiative einreichen. «Mehr Frauen im Parlament wird die Gleichstellung in Gesellschaft und Wirtschaft voranbringen», sagte Grossen. Bürgerliche Politikerinnen und Politiker können den meisten Forderungen dem Bericht zufolge jedoch kaum etwas abgewinnen. Sie wehren sich unter anderem gegen starre Quoten bei Wahlen als Einschränkung der Demokratie.

«Le Matin Dimanche»/«SonntagsZeitung»:

Die Schweizer Armee will auch Transmenschen rekrutieren. Sie hat dafür kürzlich die Dienststelle «Diversity Swiss Army» geschaffen, wie die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» berichten. Als Transgender werden Menschen bezeichnet, die sich nicht - oder nicht nur - mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt notiert wurde. Das neue Büro beschäftigt sich mit sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität von Armeeangehörigen. Es arbeitet mit dem Rekrutierungskommando, dem medizinischen Dienst und den Juristen der Streitkräfte zusammen. Obwohl ein Reglement bei Transsexualität nach wie vor eine Untauglichkeit für Militär und Zivilschutz vorsehe, wolle die Armee Transmenschen die Türen offen halten, heisst es im Bericht. Attestiere ein Facharzt einem Stellungspflichtigen Stressresistenz und Unterordnungsfähigkeit, stehe der Aufnahme einer transsexuellen Person in die Armee nichts entgegen. Jährlich ist die Armee mit durchschnittlich 18 Transsexualität-Diagnosen konfrontiert. Bei der traditionellen Rekrutenbefragung werden ab 2020 die 50'000 stellungspflichtigen Männer sowie 3000 Frauen zudem Auskunft über ihr gefühltes Geschlecht geben. Neben Mann und Frau kann in der breit angelegten Befragung künftig auch «andere» als Geschlecht angekreuzt werden.

«NZZ am Sonntag»:

In der abgelaufenen Fussballsaison ist es in der höchsten Schweizer Liga bei jedem vierten Match zu Gewalt gekommen. Dies geht laut einem Bericht der «NZZ am Sonntag» aus einem Reporting hervor, für das die Polizei erstmals alle Zwischenfälle während den 404 Spielen der beiden höchsten Ligen und des Cups erfasst hat. Am Rand von 68 Spielen kam es demnach in irgendeiner Form zu Gewalt. Vor allem in den Zügen zur An- und Abreise der Fans ereigneten sich Zwischenfälle. «Viele Züge sind rechtsfreie Zonen», wird Markus Jungo, Leiter der Polizeilichen Koordinationsstelle Sport, im Bericht zitiert. «Da ist die Situation katastrophal.» So würden Fans während der Durchfahrt durch die Bahnhöfe brennende Fackeln und Knallpetarden auf die Perrons und in die Fussgängerunterführungen werfen. Dem Reporting zufolge zündeten Fans an 76 Prozent aller beurteilten Fussballspielen Fackeln, sogenannte Pyros, was gemäss dem Sprengstoffgesetz verboten ist. Die Details der Analyse sollen in zwei Wochen veröffentlicht werden. Sportministerin Viola Amherd (CVP) will die Fussballklubs stärker in die Pflicht nehmen. «Man muss mit den Klubs das Gespräch suchen und ihnen Deutsch und deutlich sagen: Ihr habt auch eine Verantwortung», sagte die Bundesrätin der Zeitung. Man könne das Hooligan-Problem nicht auf den Staat abschieben.

«SonntagsZeitung»:

Die Reitschule in Bern ist zu einem Hotspot der Kriminalität geworden. Das zeigen laut der «SonntagsZeitung» Zahlen aus Polizeiberichten der vergangenen zwei Jahre, in die das Blatt aufgrund des Öffentlichkeitsgesetzes Einsicht erhalten hat. Aufgelistet sind Vorgänge im alternativen Kulturzentrum selber, auf dem Vorplatz und in der benachbarten Schützenmatte. 710 Mal hat die Polizei demnach Personen angehalten, 326 Menschen wurden festgenommen. 290 Vermögensdelikte hat die Polizei registriert, also Raub, Taschendiebstahl oder Entreiss-Diebstahl. 481-mal haben Personen gegen das Betäubungsmittelgesetz verstossen. Dabei wurden 1150 Gramm Cannabis, 670 Gramm Kokain und 20 Gramm Heroin sichergestellt. In 120 Fällen wurden Polizisten daran gehindert, ihrer Arbeit nachzugehen. In der ganzen Stadt Bern wurde gemäss Polizeistatistik 228-mal eine «Hinderung einer Amtshandlung» registriert. Die Reitschule ist damit für über die Hälfte dieser Fälle verantwortlich. Die Mediengruppe der Reitschule weist die Polizeiberichte zurück. Die Kantonspolizei vermische alle Ereignisse auf dem Areal und schiebe der Reitschule die Hauptverantwortung zu. Diese sei als Kulturzentrum aber nicht zuständig für alle sozialen Herausforderungen dieses Brennpunktes.

«SonntagsZeitung»:

In der Schweiz steht ein neues Stromflugzeug vor der Einführung. Das elektrisch angetriebene Flugzeug des Schweizer Luftfahrtpioniers André Borschberg soll bald in Produktion gehen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Am kommenden Freitag will der Solar-Impulse-Pilot das Trainingsflugzeug H55 mit Elektroantrieb am Flughafen Sitten «enthüllen». Dabei handelt es sich um eine zweiplätzige Maschine, die bei Flugschulen und zum Training von Piloten zum Einsatz kommen soll. Produziert werden soll die Maschine vom tschechischen Familienunternehmen BRM Aero, einem Hersteller von Kleinflugzeugen des Typs Bristell. Das Schweizer System baut dem Bericht zufolge auf den Erfahrungen mit dem Solarflugzeug Solar Impulse auf. André Borschberg und der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard schafften in den Jahren 2015 und 2016 in mehreren Etappen die erste Weltumrundung mit einem Solarflugzeug. Stromflugzeuge sind punkto Umweltbelastung gegenüber Maschinen mit herkömmlichen Antrieben nicht nur beim Schadstoffausstoss im Vorteil. Sie verursachen auch deutlich weniger Lärm.

«NZZ am Sonntag»:

Nach einem der grössten Schweizer Bergstürze seit 130 Jahren im bündnerischen Bondo mit acht toten Wanderern wird niemand juristisch belangt. Die Bündner Justiz hat die Untersuchung zum Vorfall im Sommer 2017 eingestellt, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Am Mittwoch sei eine entsprechende Verfügung erlassen worden, sagte der zuständige Staatsanwalt Maurus Eckert der Zeitung. «Das Ereignis war nicht vorhersehbar, weshalb niemandem Fahrlässigkeit angelastet werden kann.» Die Einstellung der Untersuchung ist noch nicht rechtskräftig. Beim Bergsturz im Bergell kamen am 23. August 2017 acht Wanderer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ums Leben. Sie befanden sich auf Fusswegen am Piz Cengalo, als drei Millionen Kubikmeter Felsmassen ins Tal donnerten. Die Staatsanwaltschaft Graubünden klärte deshalb ab, ob die Berggänger ausreichend vor der Gefahr gewarnt worden waren. Im Raum stand der Straftatbestand der fahrlässigen Tötung. Ein Bergsturz zeichnete sich am Piz Cengalo seit Jahren ab. Der Berg wurde schon lange überwacht. Das Dorf Bondo und die benachbarten Siedlungen werden Schritt für Schritt wieder Instand gestellt. Die Bündner Regierung genehmigte hierfür knapp zwölf Millionen Franken.

«SonntagsBlick»:

Die Basler Polizei hat mehrere Schweizer Rechtsextreme vorübergehend festgenommen, die Gewalt gegen Ausländer geplant haben sollen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen Rassendiskriminierung, wie der «SonntagsBlick» berichtet. Auch der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) wurde eingeschaltet. Die betroffenen Personen sind wieder auf freiem Fuss, wie Peter Gill, Sprecher der Staatsanwaltschaft von Basel-Stadt, erklärte. Weitere Angaben zu den laufenden Ermittlungen machte er nicht. Die Festgenommenen gehören laut der Zeitung der Neonazi-Gruppe «White Resistance» an, über die der «SonntagsBlick» bereits vor einem Monat berichtet hatte. Der Zirkel bildete sich demnach wenige Tage nach dem Anschlag im neuseeländischen Christchurch. Kern der Gruppe seien drei Männer und eine Frau im Alter zwischen Mitte 30 und 46 aus den Kantonen Bern und Basel-Stadt. Sie hätten sich über einen verschlüsselten Chat auf Facebook organisiert und Mordfantasien gegen Juden, Schwarze und Muslime geäussert. «Sobald mir formiert sind, wärde mr schweiz weit Terror verbreite», hiess es in den Chats. Oder: «Mir rotten alles us.» Am 13. April sollen sich mindestens fünf Mitglieder der Gruppe in Basel getroffen haben, um ihre Gewaltpläne vom Internet in die Realität zu tragen.

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