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Demonstranten fordern Rücktritt von Hongkongs Regierungschefin Lam

In Hongkong kommt es auch nach Aussetzung des umstrittenen Auslieferungsgesetzes erneut zu Protesten. Hunderte von Menschen gingen am Sonntag auf die Strassen, um den Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam zu fordern.

Agentur
sda
16.06.19 - 08:18 Uhr
Politik
Menschen gedenken in Hongkong eines verstorbenen Mannes: Bei den anhaltenden Protesten stürzte der Demonstrant in den Tod.
Menschen gedenken in Hongkong eines verstorbenen Mannes: Bei den anhaltenden Protesten stürzte der Demonstrant in den Tod.
KEYSTONE/AP/VINCENT YU

Zahlreiche Demonstranten waren ganz in Schwarz gekleidet, manche trugen Blumen. Die Organisatoren hofften auf mehr als eine Million Teilnehmer. So viele waren es nach ihren Angaben bereits vergangenen Sonntag gewesen, während die Polizei damals lediglich von 240'000 ausging.

Bei den anhaltenden Protesten stürzte ein Demonstrant in den Tod. Die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungszone teilte auf Anfrage am Sonntag mit, dass es sich um einen Selbstmord gehandelt habe. Wie lokale Medien berichteten, war der Mann am Samstag auf ein Baugerüst an einem Einkaufszentrum geklettert, wo er zunächst Protestbanner gegen das Gesetz für Auslieferungen an China und Regierungschefin Lam anbrachte.

Nachdem er mehrere Stunden auf dem Gerüst ausharrte, kletterte er über die Brüstung und stürzte in die Tiefe. Zuvor versuchten Rettungskräfte den 35-Jährigen zu überzeugen, herunterzuklettern. Auf Fotos ist ein gelbes Luftkissen zu sehen, dass die Feuerwehr vor dem Gerüst entfaltet hatte. Hongkonger legten später Blumen vor dem Einkaufszentrum nieder. Der Demonstrant ist das erste Todesopfer der Proteste, die Hongkong seit Tagen in Atem halten.

Lam hatte am Samstag ein Gesetz auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, das eine Auslieferung von Beschuldigten an China ermöglichen sollte. Dagegen hatte es massive Proteste gegeben. Menschenrechtler werfen China willkürliche Festnahmen, Folter und fehlenden Rechtsbeistand für Angeklagte vor. Als Sonderverwaltungszone geniesst Hongkong einen hohen Grad an Autonomie und hat Freiheiten, die im chinesischen Kernland tabu sind.

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Alles schön und gut, diese Demonstrationen, welche in einer Demokratie "jederzeit" erlaubt sind, solange sie nicht gegen Gesetz und Ordnung verstoßen. Und noch hat man diese Freiheiten in Hongkong. Ganz im Gegensatz zu der Volksrepublik China, wo Demonstrationen in diesem Ausmaß, kaum vorstellbar sind.
Auch wenn die Demonstranten den Rücktritt der Regierungschefin fordern, und dies evtl. durch ihre Proteste auch durchsetzen können, so ändert dies doch nichts an der Tatsache, das der Arm der Volksrepublik sehr weit in die politisch - wie wirtschaftlichen Ebenen von Hongkong hineinreicht, und dieser seinen Einfluss, wie auch immer, geltend machen kann.

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