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Hunderte bei Kundgebung für Journalisten in Moskau festgenommen

Bei einer nicht genehmigten Solidaritätskundgebung für den russischen Enthüllungsjournalisten Iwan Golunow in Moskau sind am Mittwoch hunderte Menschen festgenommen worden. Darunter war auch Kremlkritiker Alexej Nawalny.

Agentur
sda
12.06.19 - 22:26 Uhr
Politik
Die Sicherheitskräfte gehen gegen die Demonstranten vor.
Die Sicherheitskräfte gehen gegen die Demonstranten vor.
Keystone/EPA/YURI KOCHETKOV

Das bestätigte seine Sprecherin über den Kurznachrichtendienst Twitter. Nawalny wurde aber noch am Abend wieder auf freien Fuss gesetzt. «Ich hoffe, der Rest der Festgenommenen wird jetzt ebenfalls freigelassen», schrieb er weiter.

Hunderte Menschen waren am Mittwoch bei Protesten in der russischen Hauptstadt festgesetzt worden. Viele von ihnen konnten am Abend wieder nach Hause gehen. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 1200 Menschen an der Kundgebung, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete.

Unter den Festgenommenen waren auch Journalisten. Der Kameramann von Fernsehen SRF wurde von der Polizei eine halbe Stunde lang in einem vergitterten Fahrzeug festgehalten, wie die Sendung «Tagesschau» am Abend berichtete

Auf Bildern ist zu sehen, wie Russlands führender Oppositioneller Nawalny von Polizisten in einen Polizeibus gezogen wird. Er war in den vergangenen Jahren schon mehrfach festgenommen worden.

Der Aktivist schrieb nach seiner Festnahme auf Twitter: «Es macht Sinn, die Machthaber sind höllisch erschrocken wegen der fantastischen und einmütigen Solidaritätsbekundung in der Golunow-Sache.»

Journalist frei

Golunow hatte zuvor noch vor ungenehmigten Protesten gewarnt. Der Reporter war wegen eines mutmasslichen Drogendelikts festgenommen worden. Allerdings stellte sich das Verfahren als inszeniert heraus. Der russische Innenminister Wladimir Kolokolzew hatte ihn mangels Beweisen wieder auf freien Fuss setzen lassen.

Golunow hatte für sein Internetportal «Medusa» etwa enthüllt, wie Polizei und Geheimdienstler sich im Beerdigungsgeschäft bereicherten.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, die willkürlichen und oft brutalen Verhaftungen seien «ein Beispiel für die grausame Unterdrückung, die die Demonstranten erst auf die Strasse brachte».

Die Menschenrechtskommissarin des Europarats rief die russischen Behörden auf, die festgenommenen Demonstranten wieder freizulassen. Russland müsse sich beim Umgang mit Protesten an internationale Menschenrechtsstandards halten, erklärte Dunja Mijatovic.

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