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Auch neue Saaten brauchen Pflege

Die Schatz- und die Saatenkorporation Glarus und Riedern sind ziemlich alt. Doch ihren Präsidenten beschäftigen eher jüngere Anliegen.

Marco
Häusler
08.06.19 - 04:30 Uhr
Politik
Präsident der Schatz-und Staatenkorporation Glarus und Riedern: Pankraz Hauser
Präsident der Schatz-und Staatenkorporation Glarus und Riedern: Pankraz Hauser
MARCO HÄUSLER

Dass er Hauser heisst, ist eine der Voraussetzungen. Pankraz Hauser ist seit gut einem Jahr Präsident der Schatz- und der Saatenkorporation Glarus und Riedern. In beiden wird man nicht einfach so Mitglied. Als solches muss man geboren werden, männlich sein, ledig in der Gemeinde Glarus oder verheiratet im Kanton wohnen und zum Nachnamen Freuler, Jakober oder Hauser heissen. Oder einen der 14 weiteren Familiennamen tragen, die sich in der langen Geschichte der Korporationen einst einer der beiden angeschlossen hatten. Zu ihnen zählt heute allerdings keines der insgesamt 55 Mitglieder mehr, weil alle mit solchen Namen verstorben oder weggezogen sind.

Denn in den Korporationen taten sich ursprünglich nur katholische Familien zusammen, um vorwiegend im Norden des damaligen Ortes Glarus Land zu kaufen. Die Schatzkorporation wurde 1828 gegründet, die Saatenkorporation 1844 – beide aus der Not heraus und mit dem Zweck, auch in schlechten Zeiten selbst angebaute Lebensmittel ernten zu können (siehe Artikel unten).

Zügeln verboten

In Glarus ist auch der heute 68-jährige Pankraz Hauser aufgewachsen. Und weil schon sein Vater zur Korporation gehörte, ging das Mitgliedsrecht auf den Sohn über. «Dann war ich jedoch 17 Jahre ausserhalb des Kantons, und dann kann man ja nicht mehr dabei sein.»

Die 16 Jahre nach der Schatz- gegründete Saatenkorporation feiert dieses Jahr ihr 175-jähriges Bestehen (Ausgabe vom 5. Juni). «Lange Jahre hatten die beiden Korporationen offenbar zwar den gleichen Vorstand, führten aber trotzdem separate Jahresversammlungen durch», erzählt Hauser. Aus den Unterlagen gehe zudem hervor, dass die Saaten- ursprünglich Güterkorporation geheissen habe. Später sei dann nach und nach alles zusammengelegt worden.

Reine Männersache

Katholisch muss ein neues Mitglied heute nicht mehr sein. «Das bin ich selbst nicht», sagt Hauser, «die Konfession spielt heute keine Rolle mehr.» Immer noch würden aber nur männliche Nachkommen aufgenommen.

Im Sinne der Gleichstellung müsste das wohl längst geändert werden. In der Schatz- und Saatenkorporation führte aber schon die Möglichkeit zu Schwierigkeiten, bei der Heirat den Familiennamen der Ehefrau annehmen zu können. Noch komplizierter würde es, auch die Stammbäume weiblicher Mitglieder auf ihre Berechtigung zu überprüfen.

So wurde bisher auf eine Statutenrevision verzichtet. Alle Korporationen im ganzen Kanton unterstehen jedoch der Aufsicht des Regierungsrates, der dazu eine umfängliche Verordnung erliess.

Grosses Pfand in der Hand

Hauser beschäftigen zurzeit ganz andere Fragen: «Die Hochspannungsleitung des Wasserkraftwerks Sernf-Niederenbach, die jetzt ins Kraftwerk Netstal führt, soll in den Boden verlegt werden.» Dagegen hat Hauser nichts, auch wenn das unter anderem Land der Korporation betrifft.

Auf solchem steht auch das «Haus Bitzigen», westlich des Restaurants «Bergli». Es liegt in der Landwirtschaftszone wie der ganze, insgesamt rund 175 000 Quadratmeter grosse Besitz beider Korporationen, die zwei Pächter bewirtschaften. Und dieses «Haus Bitzi» ist nicht ans Abwassernetz angeschlossen. Das soll nach Hausers Wunsch jetzt gleich mit dem Verlegen der Stromleitung im Boden geändert werden.

Als eine Art Pfand könnte die Korporation ihren Besitz auch in allfällige Diskussionen um den Verlauf der Strassen einbringen, die in unterschiedlichen Stadien als Umfahrungen von Netstal und Glarus geplant sind – und nach neuen Ideen auch als eine einzige Umfahrung um beide Orte führen könnte.

Gegen Strassen über Korporationsland hätte auch Hauser grundsätzlich nichts einzuwenden. «Aber ich glaube nicht, dass ich noch je damit konfrontiert werde», sagt er dazu.

Gegen eine Besiedelung ihres Gebietes werde sich die Korporation aber auch künftig wehren, wenn entsprechende Begehrlichkeiten laut würden.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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