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Trockene Böden und brennende Bäume

An der diesjährigen Frühlingstagung der Gebäudeversicherung Graubünden stand der Klimawandel, insbesondere die Trockenheit, im Mittelpunkt. Experten sind sich einig: An trockene, heisse Sommer müssen sich Schweizer gewöhnen.

Daria
Joos
16.05.19 - 04:30 Uhr
Politik

Zwar liegt in den Bergen noch viel Schnee. Trotzdem ist der heisse Sommer 2018 noch in aller Erinnerung. Das zeigte sich am Dienstagabend bei der Frühlingstagung der Gebäudeversicherung Graubünden (GVG) im GKB-Auditorium. Vier Experten referierten über das Thema Trockenheit – und keiner liess die Rekordwerte des letzten Jahres unbeachtet.

So bezeichnete etwa Andreas Fischer, Leiter der neuen Schweizer Klimaszenarien CH 2018, das letzte Jahr als aussergewöhnlich. «Diese Entwicklung entspricht ziemlich genau dem, was wir für die Zukunft vorhersagen», sagte er. Verschiedene Klimamodelle seien sich über die Zukunft der Schweiz hinsichtlich Temperatur einig: «Es wird wärmer.» Ohne Klimaschutz 2,5 Grad Celsius wärmer als heute bis Mitte des Jahrhunderts.

Zur Folge hat diese Entwicklung laut Fischer nicht nur trockenere Sommer, sondern auch schneearme Winter, mehr Hitzetage und weniger, aber heftigere Niederschläge. Klimaschutz könne schlimme Auswirkungen verhindern. Anpassung an den Klimawandel sei auf jeden Fall nötig.

Viele Risiken, wenige Chancen

Roland Hohmann, Chef der Sektion Klimaberichterstattung und -anpassung beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), zeigte auf, wo die Chancen und Risiken des Klimawandels liegen. Anhand acht kantonaler Fallstudien hat das Bafu die Risiken des Klimawandels in zwölf Themen unterteilt, wie Hohmann erklärt.

Aus dem Themenbereich «Verbesserung der Standortbedingungen» stellte Hohmann zwei Chancen des Klimawandels vor, die einen potenziellen Bezug zu Graubünden haben. Zum einen könnten Erträge in der Landwirtschaft, zum Beispiel beim Weinbau, zunehmen – «solange genügend Wasser vorhanden ist». Zum anderen könnte der Sommertourismus von den klimatischen Veränderungen profitieren. Graubünden habe hier moderate Chancen.

«Die Risiken überwiegen», betonte Hohmann aber mehrmals. Er erläuterte vier prioritäre Risiken in Bezug auf das Thema Trockenheit und deren Bedeutung für Graubünden.

Bei zunehmender Trockenheit nehmen Ernteeinbussen in der Landwirtschaft zu, wie Hohmann erklärte – in Graubünden allerdings nur gering. Eine weitere Folge der Trockenheit sei die zunehmende Wasserknappheit. Davon sei Graubünden aber nur gering bis moderat betroffen. Ein weiteres Risiko sei die Abnahme der sommerlichen Wasserkraftproduktion. «Expertinnen und Experten gehen hier davon aus, dass das Risi- ko in der ganzen Schweiz moderat steigt.» Auch auf das Risiko der zunehmenden Waldbrandgefahr kam Hohmann zur sprechen. Man gehe davon aus, dass diese im Alpenraum zukünftig leicht zunehme.

Der Kanton ist gewappnet

Die Waldbrandgefahr beschäftigt auch den Kanton, wie Regierungspräsident Jon Domenic Parolini in seinem Referat erklärte. «Jedes Jahr gibt es im Kanton Graubünden zwischen zehn und 20 Waldbrände.» Die Klimaentwicklung der letzten Jahre erhärte die Annahme, wonach sich Trockenperioden und somit das Waldbrandrisiko häufen. Als Präventionsmassnahme diene das im April vorgestellte Konzept «Waldbrandprävention 2030» des Amts für Wald und Naturgefahren (Ausgabe vom 18. April). Der Bericht zeige notwendige Anpassungen auf: Investitionen in die Löschinfrastruktur, Verbesserungen in der Organisation und Information, mehr Wasserentnahmestellen.

Schutzwald ist wichtig für GVG

Welche Herausforderungen die Waldbrandgefahr für die GVG bringt, erklärte Direktor Markus Feltscher. «Wenn Schutzwald verloren geht, werden Siedlungen unbewohnbar.» Schutzwald sei günstige Prävention – «viel günstiger als Überbauungen». Die GVG-Frühlingstagung schloss er mit den folgenden Worten ab: «Es ist ein Wunder, dass es letztes Jahr keine grösseren Waldbrände gab.»

Daria Joos Daria Joos ist Regionalredaktorin für Online/Zeitung. Sie absolvierte nach ihrem Maturitätsabschluss ein einjähriges Redaktionspraktikum bei der «Südostschweiz». Aktuell belegt sie die Masterstudiengänge Empirische Kulturwissenschaft und Gender Studies an der Universität Zürich. Mehr Infos

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