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Papst erlässt Meldepflicht für Missbrauchsfälle in der Kirche

Papst Franziskus hat für die gesamte katholische Kirche eine Meldepflicht für Fälle sexuellen Missbrauchs erlassen. Für Kleriker und Ordensleute wird ab Juni die Verpflichtung eingeführt, innerhalb der Kirche Missbrauchs- und Vertuschungsfälle umgehend anzuzeigen.

Agentur
sda
09.05.19 - 12:15 Uhr
Politik
Für alle katholischen Kleriker und Ordensleute gilt ab Juni eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle in der Kirche. Papst Franziskus hat dies in einem apostolischen Schreiben mitgeteilt. Eine Meldepflicht an staatliche Stellen ist nicht vorgesehen.
Für alle katholischen Kleriker und Ordensleute gilt ab Juni eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle in der Kirche. Papst Franziskus hat dies in einem apostolischen Schreiben mitgeteilt. Eine Meldepflicht an staatliche Stellen ist nicht vorgesehen.
KEYSTONE/EPA ANSA/ANGELO CARCONI

Dies teilte der Vatikan am Donnerstag mit. «Während diese Verpflichtung bis dato in einem gewissen Sinne dem persönlichen Gewissen überlassen war, wird sie nunmehr zu einer universell gültigen Rechtsvorschrift», erklärte der Chefredakteur der Kommunikationsabteilung des Vatikans, Andrea Tornielli. Das Gesetz soll am 1. Juni in Kraft treten. Eine Meldepflicht an staatliche Stellen ist allerdings nicht vorgesehen.

In dem apostolischen Schreiben «Vos estis lux mundi» (Ihr seid das Licht der Welt) heisst es zudem, die katholischen Diözesen in aller Welt müssten bis spätestens Juni nächsten Jahres «ein oder mehrere dauerhafte und der Öffentlichkeit leicht zugängliche» Anlaufstellen für Anzeigen einrichten.

Die katholische Kirche steckt seit Jahren wegen Missbrauchsskandalen in vielen Ländern der Welt in einer ihrer schwersten Krisen. Während des Pontifikats von Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. kam ans Licht, dass sich massenhaft Geistliche an Kindern vergangen hatten und von Oberen gedeckt wurden. Franziskus stand nun stark unter Druck, seinen Worten von einer «Null Toleranz»-Politik auch Taten folgen zu lassen.

Das nun veröffentlichte sogenannte Motu proprio ist eine Folge des Anti-Missbrauchsgipfels, zu dem der Papst Ende Februar die Vorsitzenden aller Bischofskonferenz in den Vatikan geladen hatte. Danach war kritisiert worden, dass der Pontifex keine umfassenden Schritte im Kampf gegen den Missbrauch von Kindern unternommen hatte. Zuletzt stellte Franziskus einzig für den kleinen Vatikanstaat - in dem kaum Kinder leben - entsprechende Regeln auf.

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