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Die Gemeinden bestimmen weiterhin, wo es langgeht

Der Gemeindeverband für Abfallentsorgung in Graubünden (Gevag) will rascher auf die Veränderungen am Markt reagieren können. Deshalb soll die Organisationsstruktur angepasst werden.

Dario
Morandi
07.05.19 - 04:30 Uhr
Politik
Der Gemeindeverband für Abfallentsorgung in Graubünden soll in eine öffentlich-rechtliche Anstalt umgewandelt werden.
Der Gemeindeverband für Abfallentsorgung in Graubünden soll in eine öffentlich-rechtliche Anstalt umgewandelt werden.
ARCHIVBILD

Vor über 50 Jahren bündelten 33 Gemeinden ihre Kräfte, um dem stetig steigenden Abfallberg in Graubünden Herr zu werden. Denn der Kehricht sollte nicht mehr auf riesigen Deponien seinem Schicksal überlassen, sondern möglichst umweltschonend verbrannt werden. Und das war gewissermassen die Geburtsstunde des Gemeindeverbandes für Abfallentsorgung in Graubünden (Gevag), der seit dieser Zeit die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Trimmis betreibt.

Abfälle aus Graubünden

Inzwischen werden in Trimmis Siedlungs-, Gewerbe- und Industrieabfälle aus 25 Verbandsgemeinden und 63 Gemeinden entsorgt, die anderen Abfallverbänden angehören. Gemäss Gevag-Angaben profitieren 170 500 Einwohnerinnen und Einwohner von der Dienstleistung. Der Anlagewert der KVA, in der heute fast der ganze Abfall aus Graubünden entsorgt wird, beläuft sich auf etwa 200 Millionen Franken. Auch beschränkt sich der Gevag seit vielen Jahren nicht bloss aufs Verbrennen von Abfall. Der Verband produziert aus der Abwärme auch Energie: in Form von Elektrizität und Prozessdampf für benachbarte Gewerbe- und Industriebetriebe sowie für das Fernwärmenetz der Stadt Chur.

Nicht mehr gerecht werden

Die Anlagen und die Dienstleistungen des Gevag wurden im Laufe der Zeit immer wieder erneuert und ausgebaut. Doch die Führungsstruktur ist dieselbe geblieben und kann mit der Entwicklung im Entsorgungs- und Energiegeschäft nicht mehr Schritt halten. Das wissen der Vorstand und die Delegierten des Gevag: Den veränderten Verhältnissen und Anforderungen an eine KVA vermöge die bestehende Organisationsform zunehmend nicht mehr gerecht zu werden. Das halten die Verantwortlichen in ihren Ausführungen zur Neuorganisation des Gevag fest, über die in den Vertragsgemeinden am 19. Mai abgestimmt wird. Und: Die mitgliedschaftliche Verbandsstruktur aus den Anfängen des Gevag, als dieser einzig mit der Abfallentsorgung für seine Verbandsgemeinden beauftragt gewesen sei, habe sich zwar bewährt. «Heute erweist sich diese aber zunehmend als Erschwernis», heisst es. Die bestehende Verbandsstruktur sei «äusserst aufwendig und schwerfällig». Laut Gevag vermag diese «insbesondere den Herausforderungen an ein modernes Unternehmen nur noch ungenügend gerecht zu werden und erschwert ein agiles Handeln am sich stetig und schnell ändernden Markt.»

Unter Aufsicht der Gemeinden

Aus diesem Grund soll der Gevag mit dem Segen der Stimmberechtigten von einem Zweckverband in eine öffentlich-rechtliche Anstalt umgewandelt werden. Diese wird weiterhin unter der Aufsicht der Gemeinden stehen, was gemäss den Abstimmungsunterlagen über die Eignerversammlung (vormals Delegiertenversammlung) weiterhin «eine politische Einflussmöglichkeit erlaubt».

Aufgestellt wird der Gevag ähnlich wie eine Aktiengesellschaft mit einem Verwaltungsrat und einer Geschäftsführung. Das Unternehmen finanziert sich selber über Erträge aus der Kehrichtverbrennung und der Energieproduktion. Ausserdem wählt die Eignerversammlung, also die Gemeindevertreter, eine Geschäftsprüfungskommission. Diese wacht über die Einhaltung der Eignerstrategie und die Erfüllung des Leistungsauftrags. Sollte die Vorlage an der Urne scheitern, bleibt der Gevag gemäss der Broschüre ein Zweckverband.

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