×

Arbeitsbüro und Schulzimmer sind häufigste Tatorte für Rassismus

Beratungsstellen in der Schweiz haben im vergangenen Jahr 278 Fälle von Rassismus registriert - ein Rückgang um 8 Prozent gegenüber dem Rekordvorjahr. Am häufigsten diskriminiert wurden Betroffene am Arbeitsplatz und in der Schule.

Agentur
sda
08.04.19 - 10:04 Uhr
Politik
Rechtsradikale Sprüche an Wänden sind wie rassistische Beleidigungen im Arbeits- und Schulalltag keine Ausnahme, wie ein Bericht des Bundes zeigt. (Symbolbild)
Rechtsradikale Sprüche an Wänden sind wie rassistische Beleidigungen im Arbeits- und Schulalltag keine Ausnahme, wie ein Bericht des Bundes zeigt. (Symbolbild)
KEYSTONE/SIGI TISCHLER

Das zeigt ein am Montag veröffentlichter Bericht der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) und des Vereins humanrights.ch. Er deckt sich mit einer jüngst vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführten Erhebung.

2018 machten Beschimpfungen sowie Benachteiligungen die häufigsten Formen der Diskriminierung auf. In 34 Fällen war aber auch Gewalt im Spiel. Neben dem Arbeitsplatz und der Ausbildungsstätte wurde Rassismus im vergangenen Jahr vor allem in Nachbarschafts- und Mietkonflikten beobachtet.

Hohe Dunkelziffer

Ein Grossteil der Vorkommnisse im Jahr 2018 traf Schwarze. Sie waren in 96 Fällen Opfer von Diskriminierung. 68 Mal richteten sich die Übergriffe gegen Muslime und Menschen aus dem arabischen Raum. 45 Fälle betreffen Personen mit Schweizer Herkunft, die als «fremd» wahrgenommen und diskriminiert wurden.

Dass die Gesamtzahl der Fälle im vergangenen Jahr leicht zurückging, ist laut den Verantwortlichen der Beratungsstellen trügerisch. Einerseits sei dies auf den Rückgang der Mitgliedsinstitutionen zurückzuführen. Andererseits stellten die dokumentierten Fälle nur die berühmte «Spitze des Eisbergs» dar: Es sei davon auszugehen, dass die Mehrzahl der rassistischen Vorfälle in der Schweiz nirgends gemeldet wird.

Trotzdem oder gerade deshalb sei der Bedarf an Beratungsstellen eindeutig vorhanden, schreibt EKR-Präsidentin Martine Brunschwig Graf. Die ehemalige Genfer FDP-Nationalrätin nimmt auch die Politik in die Pflicht. Sie müsse dem Bedürfnis besonders in finanzieller Hinsicht Rechnung tragen. Beratungsstellen bräuchten Ressourcen, um zu funktionieren, und sie müssten sichtbar sein, um zugänglich zu sein.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR