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IS-Terrormiliz verliert letzte Bastion Baghus in Syrien

Nach monatelangen Kämpfen haben Truppen unter kurdischer Führung die letzte Bastion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien eingenommen. Der Ort Baghus sei befreit und der militärische Sieg erzielt worden, hiess es.

Agentur
sda
23.03.19 - 08:58 Uhr
Politik
Rauch am Freitag über Baghus - die letzte Bastion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist besiegt worden.
Rauch am Freitag über Baghus - die letzte Bastion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist besiegt worden.
Keystone/AP/MAYA ALLERUZZO

«Die Syrischen Demokratischen Kräfte erklären die vollständige Zerstörung des so genannten Kalifats und die territoriale Niederlage des IS zu 100 Prozent», teilte der Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali, am Samstag über Twitter mit.

Die letzte IS-Bastion war am Freitagmorgen nach zweitägiger Pause wieder unter Beschuss genommen worden. Die Angriffe dauerten auch in der Nacht zum Samstag an. Das Weisse Haus hatte bereits am Freitag die Vertreibung des IS aus Baghus verkündet, obwohl die Kämpfe zu dem Zeitpunkt laut SDF noch andauerten. US-Präsident Donald Trump hatte schon zuvor mehrfach eine unmittelbar bevorstehende Niederlage des IS vorhergesagt.

Krieg erreicht vorläufiges Ende

Mit der Einnahme von Baghus erreicht der Krieg gegen den IS in Syrien und im Irak nach fast fünf Jahren sein vorläufiges Ende. Die Extremisten hatten im Sommer 2014 den Höhepunkt ihrer Macht erreicht, als sie die nordirakische Millionenstadt Mossul überrennen konnten. Kurz darauf rief die Terrormiliz ein «Kalifat» unter Führung von IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi aus, der sich in einer Moschee Mossuls bei einer Freitagspredigt das bisher einzige Mal öffentlich zeigte.

Die Dschihadisten kontrollierten damals eine riesige Region, die sich über grosse Teile Syriens und des Iraks erstreckte. Mit dem Beginn der internationalen Militärintervention unter US-Führung verlor der IS sein Herrschaftsgebiet jedoch nach und nach. Mit Unterstützung aus der Luft brachten es lokale Bodentruppen unter ihre Kontrolle.

Im Sommer 2017 konnte die irakische Armee Mossul nach monatelangen heftigen Kämpfen vollständig befreien. Im Herbst desselben Jahres verloren die Dschihadisten die nordsyrische Stadt Al-Rakka, die inoffizielle Hauptstadt des IS. Ende 2017 erklärte der Irak den militärischen Sieg über die Terrormiliz. Zurück bleiben zerstörte Städte und Regionen, deren Wiederaufbau Milliarden kosten wird.

Widerstand bis zum Schluss

In Baghus nahe der Grenze zum Irak waren bis zuletzt noch IS-Anhänger auf engstem Raum am Ufer des Euphrat-Flusses in einem Zeltlager eingeschlossen, wo sie sich in Gräben und Tunnel eingegraben hatten. Bis zum Schluss leisteten sie Widerstand. Auch IS-Chef Abu Bakr al-Bagadadi soll Medienberichten zufolge in Baghus gewesen, vor Beginn der kurdischen Offensive aber in die umliegenden Wüstengebiete geflohen sein.

In den vergangenen Wochen hatten Tausende IS-Kämpfer aufgegeben und sich den SDF-Truppen gestellt. Sie wurden in Gefangenenlager gebracht und verhört. Auch Zehntausende Zivilisten, darunter Angehörige der IS-Kämpfer, verliessen den Ort. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte warf den Extremisten vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Mit dem Sieg über den IS wird auch ein baldiger Abzug der US-Truppen aus Syrien wahrscheinlicher, den US-Präsident Donald Trump im Dezember angekündigt hatte. Allerdings soll nach letzten Plänen des Weissen Hauses noch ein Truppenkontingent im Land bleiben.

Kritik an Abzugsplänen der USA

Die Abzugspläne Amerikas haben international massive Kritik ausgelöst. Militärs und Beobachter warnen, der IS sei trotz der Niederlage noch nicht besiegt und könne wieder erstarken. In einem vor einigen Wochen vom Pentagon veröffentlichten Bericht heisst es, der IS bleibe aktiv und könne in sechs bis zwölf Monaten wieder aufleben.

Die Dschihadisten sind weiterhin in der Badia-Wüste präsent. In Syrien und im Irak verfügen sie überdies über zahlreiche Schläferzellen, die immer wieder Anschläge verüben.

Bei einem US-Abzug droht auch ein Angriff der Türkei auf die Kurdenmiliz YPG, die die SDF anführt. Die Regierung in Ankara sieht in der Miliz einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und hat sie als Terrororganisation eingestuft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat einen Offensive gegen die YPG angekündigt.

Die Kurden kontrollieren in Nordsyrien ein grosses Gebiet an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet. Die YPG ist der wichtigste Verbündete der USA in Syrien. Unter Führung der Miliz konnten die SDF die grössten Teile des IS-Gebietes in dem Bürgerkriegsland einnehmen, darunter wichtige Ölquellen.

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