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Aprilwetter- und Sujet-Sturm am ersten Basler Fasnachtstag

Aprilwetter im März haben die Fasnächtler und die -zigtausend Menschen am Strassenrand am ersten Tag der diesjährigen Basler Fasnacht erlebt. Farbenfroh und abwechslungsreich war der Cortège am Nachmittag gleichwohl - sujet- und wettermässig ein Wechselbad.

Agentur
sda
11.03.19 - 18:51 Uhr
Politik

Das Wetter: Tagelang war es im Vorfeld der Fasnacht das Thema Nummer eins bei den Aktiven. Beinahe stündlich wurden die entsprechenden Apps konsultiert, denn das Wetter bestimmt, was unter und über den Kostümen getragen wird. Skijacken, Kurzarmpulli und/oder Pelerinen? Und starke Windböen machten nicht nur Laternenträgern Sorgen.

Dann startete am Montagmorgen die Fasnacht, und das Wetter bot alle Facetten: Der Morgenstreich konnte zwar unter sternenklarem Himmel, bei nahezu Windstille und Temperaturen um fünf Grad stattfinden. Doch am Nachmittag setzte vor dem Cortège kräftiger Sturm ein, zeitweise mit Regen und sogar Schnee; zuweilen zeigte sich die Sonne.

Manche Zuschauer am Strassenrand verzogen sich nach Einsetzen des in Basel seltenen Schneefalls in die Beizen oder gingen gleich nach Hause. Viele Fasnächtler harrten hingegen im Plastikregenschutz auf der Cortège-Route aus. Einen Kampf gegen den Sturm auszutragen hatten die Laternenträger, welche die schweren «Lampen» der Cliquen durch die Strassen schleppen müssen - mitunter gegen den Wind.

Umweltverschmutzung und Klima

Die Klimaveränderung und die Umweltverschmutzung gehören zu den vielen Themen, welche die Cliquen ausspielen, vor allem die Jungen Garden. «Rettet dr glai Ysbäär» heisst es auf der Laterne einer Clique.

Den «Plastik im Rhy» beklagt eine andere Formation, derweil die Alte Garde der Schnooggekerzli eine fröhliche Laterne zum Thema «Dr ewig Summer» präsentiert. Oft wird auf den Laternen der - politische und klimatische - Zustand der Welt mit schwarzen Totenköpfen und weissen Skeletten symbolisch dargestellt.

Die Themen Rassismus und Narrenfreiheit werden seit Monaten in Basel heiss diskutiert. Dabei geht es um die seit Jahrzehnten bestehenden Namen der Guggenmusiken «Negro Rhygass» und «Mohrenkopf». Auf einem Wagen wird festgehalten: «Dr Baslerstab isch is z negro, welli Farb wurd mee go?» Der Baslerstab ist in rosa und grün bemalt.

«Bis zletscht» ist das Gesamt-Motto der diesjährigen Fasnacht; es spielt auf das Ende der Schweizer Mustermesse alias Muba an. Die Fasnachtsplakette zeigt eine Clique, die den Ändstraich vor der grossen Uhr der Rundhof-Messehalle zelebriert.

Free Drug Party (FDP)

Auf einer Laterne wird die einst grosse Publikumsmesse als untergehende Titanic dargestellt. Eine andere zeigte den ehemaligen Messe-Chef als Pharao und die teuren Messehallen als Pyramiden einer untergegangenen Kultur.

Die Themenvielfalt ist gross. Geschlechterrollen, Sexismus, welt- und lokalpolitische (Un-)Korrektheiten werden breit ausgespielt. Die Märtplatz-Clique spottet über die Basler FDP: die Free Drug Party, die sich für Drogenfreiheit einsetzt. Oft ausgespielt wird auch die umstrittene Beschaffung von Tesla-Fahrzeugen der Basler Polizei.

Für den Cortège haben sich beim Fasnachts-Comité heuer 490 Einheiten angemeldet. Das sind Pfeifer- und Trommlergruppen, Wagen, Guggenmusiken und andere. Am Montagabend waren dann die Schnitzelbänkler unterwegs und sangen in diversen Lokalen ihre Verse.

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