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Postfinance-Einbruch und Postauto-Affäre schmälern Gewinn der Post

Die Post hat im letzten Jahr 122 Millionen Franken weniger Konzerngewinn erwirtschaftet als 2017. Gründe sind die deutlich tieferen Erträge bei Postfinance sowie die Rückzahlungen nach der Postauto-Affäre.

Agentur
sda
07.03.19 - 12:56 Uhr
Politik
Die Bewältigung der Postauto-Affäre schlug sich auch im Betriebsergebnis 2018 der Post nieder. Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller präsentierte die Zahlen am Donnerstag in Bern.
Die Bewältigung der Postauto-Affäre schlug sich auch im Betriebsergebnis 2018 der Post nieder. Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller präsentierte die Zahlen am Donnerstag in Bern.
KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Der Konzerngewinn der Post lag 2018 bei 405 Millionen Franken, wie der Konzern am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Bern mitteilte. Das sind 122 Millionen weniger als im Vorjahr.

Insbesondere der Einbruch bei Postfinance trübte die Bilanz. Das Betriebsergebnis sackte von 549 auf 220 Millionen Franken ab. Der Ertrag sank um 372 Millionen auf 1704 Millionen Franken.

Hauptgründe für den Rückgang waren einmalige Realisierungsgewinne aus Aktienverkäufen im Vorjahr von 109 Millionen Franken sowie der marktbedingt tiefere Zins- und Dividendenertrag, der um 155 Millionen Franken abnahm.

«Unglaublich hinderliche Restriktion»

«Das ist ein dramatischer Rückgang», sagte Postfinance-CEO Hansruedi Köng vor den Medien. Um Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit von Postfinance langfristig zu gewährleisten, müsse das Kredit- und Hypothekarverbot aufgehoben werden. «Das ist eine unglaublich hinderliche Restriktion»."

Der Bundesrat hat einen entsprechenden Richtungsentscheid getroffen, Uvek und EFD erarbeiten derzeit eine Vernehmlassungsvorlage. Das letzte Wort hat das Parlament. Postfinance verspricht sich viel von einer Freigabe: Der Hypothekarmarkt in der Schweiz sei tausend Milliarden Franken gross und wachse jährlich um 30 bis 40 Milliarden, sagte Köng.

«Jeden Franken zurückbezahlt»

Bei Postauto ist zwar das Betriebsergebnis 2018 von Rückzahlungen geprägt. Unter dem Strich weist das Unternehmen deshalb einen Verlust von 58 Millionen Franken aus, das entspricht einem Rückgang von 77 Millionen Franken. Der Betriebsertrag konnte jedoch um 29 Millionen gesteigert werden. Dieser ergab sich aus einem Ausbau der Leistungen und damit erhöhten sich die Fahrgasteinnahmen.

Bei der Aufarbeitung der Postauto-Affäre habe die Post ihre Versprechen gehalten, sagte Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller. «Wir haben jeden Franken zurückbezahlt, an Bund, Kantone und Gemeinden.» Soweit es in der Verantwortlichkeit der Post liege, sei die Angelegenheit abgeschlossen. Noch am Laufen ist die strafrechtliche Aufarbeitung der Affäre durch das Fedpol.

Mit strategischen Zielen auf Kurs

Der Verwaltungsrat sei zufrieden, dass sich alle Unternehmensbereiche des Postkonzerns mit Ausnahme von Postfinance behauptet und alle ihr Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr steigern konnten, sagte Schwaller. Die Post sei auf Kurs der strategischen Ziele des Eigners, des Bundes. «Wir erfüllen diese Ziele.» Trotz sehr turbulenten Momenten habe die Post immer funktioniert.

Auch Post-CEO-Ulrich Hurni sprach von einer «positiven Bilanz übers Ganze». Die Post wolle auch in den kommenden Jahren ihren Service public, die Grundversorgung, selber finanzieren. «Der Weltpostverein hat uns zum zweiten Mal als beste Post der Welt ausgezeichnet, das freut uns ganz besonders.»

Postmail erstmals mit grösstem Beitrag

Postmail erzielte letztes Jahr ein Betriebsergebnis von 388 Millionen Franken. Damit übertrifft Postmail den Vorjahreswert um 18 Millionen Franken und leistet erstmals den grössten Beitrag zum Gesamtergebnis, bisher tat dies Postfinance. Der Betriebsertrag ging jedoch um 114 Millionen Franken zurück, da die Briefmengen und die Anzahl abonnierter Zeitungen stetig sinken.

Swiss Post Solutions erwirtschaftete 2018 ein Betriebsergebnis von 31 Millionen Franken. Das Betriebsergebnis lag um 6 Millionen Franken über dem Vorjahreswert und steigt damit seit fünf Jahren ununterbrochen an. Der Betriebsertrag von 583 Millionen Franken war um 32 Millionen Franken höher als im Vorjahr.

Weniger Briefe - mehr E-Banking

Postnetz konnte das Betriebsergebnis um 65 Millionen Franken verbessern und das Minus auf 94 Millionen Franken senken. Der Betriebsertrag nahm gegenüber dem Vorjahr hingegen um 57 Millionen Franken ab und beträgt 1045 Millionen Franken.

Der Rückgang im Betriebsertrag erklärt sich dadurch, dass das Schaltergeschäft und mit ihm die Briefmengen (-2 Prozent) sowie der Zahlungsverkehr wegen E-Banking (-6 Prozent) nochmals markant kleiner wurden. Ausserdem sank der Umsatz mit Handelswaren in den Filialen infolge der Sortimentsbereinigung um 36 Millionen Franken.

Postlogistics erzielte 2018 ein Betriebsergebnis von 145 Millionen Franken und lag damit 26 Millionen Franken über dem Vorjahreswert. Die Hauptgründe für den Anstieg waren das Wachstum bei den Paketmengen um 6,7 Prozent, eine Wertberichtigung von Anlagen im Vorjahr sowie tiefere Mieten und Abschreibungen. Der Betriebsertrag betrug 1678 Millionen Franken und lag damit 59 Millionen Franken über dem Vorjahr.

Neben der grösseren Paketmenge war der Anstieg auch auf Akquisitionen von Gesellschaften zurückzuführen. Der Betriebsaufwand erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 33 Millionen Franken auf 1533 Millionen Franken.

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