×

Wie Wildhüter die Natur schützen, hegen und pflegen

Im Schloss Rapperswil ging die Diplomfeier der Wildhüter über die Bühne. Wie Wildhüter den
 Lebensraum der Wildtiere vor der Freizeitgesellschaft schützen, davon sprach Regierungsrat Bruno Damann an der Feier.

04.03.19 - 04:30 Uhr
Politik
Die erfolgreichen Absolventen der Berufsprüfung: Zu ihnen gehört Benedikt Jöhl, Wildhüter im Linthgebiet (kniend, ganz links).
Die erfolgreichen Absolventen der Berufsprüfung: Zu ihnen gehört Benedikt Jöhl, Wildhüter im Linthgebiet (kniend, ganz links).
BILD MAGNUS LEIBUNDGUT

Zum vierten Mal wurden am Freitag die eidgenössischen Fachausweise für Wildhüter übergeben. Und dies bereits zum zweiten Mal im Kanton St. Gallen, wie Urs Büchler, Präsident des Schweizerischen Wildhüterverbands, an der Diplomfeier betonte: «Hier im ehrwürdigen Rittersaal, wo früher Adelige und Ritter zusammen kamen, um zu feiern, sind es nun die Wildhüter, die heute im Mittelpunkt stehen.»
Die geografische, biologische und politische Vielfalt der Schweiz würden sich in direkter Weise in der Wildhütertätigkeit widerspiegeln. «In wohl keinem anderen Beruf ist die Berufspraxis, über die Kantone betrachtet, so verschieden wie beim Wildhüterberuf», sagte Büchler: Vom Wildhüter als Vollzugsorgan, aber auch als Bindeglied zwischen den Bedürfnissen der Wildtiere und jener der Gesellschaft, würden nebst fachlichem Wissen zunehmend auch soziale Kompetenzen in der Aufklärung und im Vollzug verlangt.
Büchler gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Wildhüter die Entwicklungen im Lebensraum und in der Tierwelt, aber auch in der Gesellschaft, mit scharfen Sinnen beobachtet würden und dass sie sich immer wieder die Frage stellen sollten, ob sie mit ihrem Wirken auf dem richtigen Weg seien.
«Jäger und Wildhüter sind dafür bekannt, dass sie sehr traditionsbewusst sind», konstatierte Büchler: Es sei aber von grosser Wichtigkeit, gegenüber neuen Erkenntnissen offenzubleiben und bereit zu sein, neue Wege zu gehen.
Dies erst recht, wenn der Schutz intakter Lebensräume, natürlich strukturierter Wildtierbestände und eine nachhaltige, Tierschutz-gerechte Jagd dies erfordern würden. «Nur dann wird der Wildhüterberuf seinen Platz und seine Bedeutung in der Gesellschaft behalten», führte Büchler aus.

Wildschweine im Garten

Dominik Thiel, Leiter des St. Galler Amtes für Natur, Jagd und Fischerei, erwähnte die Wichtigkeit der Aufgabe der Wildhüter in einer Zeit, in der die Konflikte aufgrund verschiedener Interessen zunehmen würden.
Noch vor 20 Jahren habe es viel weniger Wildtiere gehabt als heute, seien keine Wölfe und Bären unterwegs gewesen. «Heutzutage können Wildschweine im Garten und Füchse in der Stube beobachtet werden», sagte Thiel. Da seien Wildhüter aufgefordert, diesen Konflikt zwischen Mensch und Tier in ihren nicht immer ganz einfachen Begegnungen lösen zu können.
Es gebe Menschen, die den Wald und zunehmend auch die Berge zuerst als Sportarena für Biken, Joggen, Hundetraining und Free Riding sehen würden, sagte Regierungsrat Bruno Damann: «Andere romantisieren die Wildtiere und blenden Zielkonflikte aus, welche die Wildhüter bestens kennen.»
Und dann gebe es Menschen, die würden die Natur für wirtschaftliche Vorteile nutzen wollen, sei es für den Tourismus, die Landwirtschaft oder die Industrie und Energiegewinnung. «Sie übersehen dabei, dass sie sich so ihre eigene Zukunft verbauen», sagte Damann: «Wer die Natur plündert, zerstört auch seine eigene wirtschaftliche Grundlage. Nur wenn wir unsere Lebensgrundlagen schützen, sichern wir unser Überleben.»
Das erste Jagdgesetz habe zur Folge gehabt, dass Steinbock, Rothirsch, Wildschwein und Reh, die damals ausgerottet waren, wieder einwandern oder ausgewildert werden konnten. «Heute haben sie sich soweit erholt, dass sie wieder eine Einnahmequelle für die Kantone sind», stellte Damann fest: «Es war also erfolgreich. So erfolgreich, dass es einigen schon wieder unheimlich wird.»

Wenn der Wolf Schafe anfällt

Als es den Huftieren nämlich wieder besser gegangen sei, kehrten auch jene Wildtiere zurück, denen sie als Nahrungsgrundlage dienten: Bären, Luchse, Wölfe, Goldschakal.
«Diese sollen nun mit neuen Gesetzen, angepassten Schutzvorschriften und Zäunen von den Menschen und ihren Nutztieren ferngehalten werden», sagte Damann.
Wer – wie der Wildhüter – zwischen dem Bauern, dessen Maisfeld von Wildschweinen umgepflügt wurde, und dem Jäger, der nächtelang erfolglos auf dem Hochsitz gewartet hatte, vermitteln und beiden gerecht werden wolle, würde wissen: «Es gibt keine einfachen Lösungen. Auch nicht beim Fuchs im Quartier-Sandkasten oder beim Wolf in der Schafherde», betonte Damann.
Schliesslich konnten 50 Absolventen der Berufsprüfung für Wildhüter ihr Diplom im Schloss Rapperswil entgegennehmen. Unter ihnen befand sich Benedikt Jöhl aus Amden, Wildhüter der Region See-Gaster.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR