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Wie ein Partyschiff 
im Rapperswiler Hafen 
die Geister umtreibt

Die Stadträte von Rapperswil-Jona standen im Zentrum des 55. Schübligbanketts der Fasnachtsbruderschaft vom Wurstkranz Jona. Ehrengast war Regierungsrat Benedikt Würth. Mario Geiger wurde zum Ehrenzeremonienmeister gekürt.

01.03.19 - 04:30 Uhr
Politik
Regierungsrat Benedikt Würth war Ehrengast am Schübligbankett in Jona.
Regierungsrat Benedikt Würth war Ehrengast am Schübligbankett in Jona.
BILD MARKUS TIMO RÜEGG

Punkt zehn Uhr eröffnete Bruno Huber im berstend vollen «Kreuz»-Saal in Jona das 55. Schübligbankett. Gleich zu Beginn seiner pointenreichen Rede machte der Zunftobermeister das Gasthaus selber zum Thema, indem er die Befürchtung äusserte, dass angesichts der angesagten asiatischen Küche im «Kreuz» die Wurstbrüder die Schüblig zukünftig mit Stäbchen zu essen hätten. Huber kam auch auf die «Zigeuner» zu sprechen beziehungsweise auf die Familie Knie, die mit Crowdfunding ein neues Zelt finanzierte. «Das ist nichts anderes als moder- ne Bettlerei», rief Huber in den Saal hinein. Auch Stadtpräsident Martin Stöckling kriegte sein Fett weg: Dieser verwechsle dauernd die Wörter und lasse Senioren mit Radiatoren statt mit Rollatoren durch die Gegend laufen.
In der Folge wurde der 35-jährige Adrian Haller, Präsident des Gewerbevereins Rapperswil-Jona, in die Bruderschaft aufgenommen. Nach dessen Rede kam es zu einer Premiere in der Geschichte der Zunft. Zum ersten Mal wurde ein Wurstkranz-Oscar verliehen. Favoriten für den Preis waren alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann, alt Nationalrat Toni Brunner, Bruno Hug, ehemals Verleger der «Obersee-Nachrichten», und Regierungsrat Benedikt Würth. Der illust-ren Konkurrenz zum Trotz machte schliesslich Bruno Huber das Rennen. Ihm wurde der Oscar nicht zuletzt deswegen verliehen, weil er seit 30 Jahren Wurstbruder ist und seit 15 Jahren der Obermeister der Zunft.

Weltuntergang als Fake News

Der erste Gastredner, Urs Ingold von der Rapperswiler Schellegoggi-Zunft, thematisierte das Partyschiff von Oliver Bühler im Rapperswiler Hafenbecken. Ebenso den Stadtrat Kurt Kälin, der zwar unterdessen in der Lage sei, ein Bierfass sachgerecht anzustechen, aber gleichwohl nicht, den Pflasterstein für die Übergabe an die Fasnächtler parat zu halten.
Im Anschluss daran war Alfons Amweg alias Emos Rigazotti an der Reihe, der mit seinem Klavierspiel und Gesang einen poetischen Höhepunkt setzte und dessen Auftritt vom Publikum mit brausendem Applaus belohnt wurde. Rigazotti spannte in seinem Lied einen Bogen von der frisch gebackenen Mutter und CVP-Kantonsrätin Yvonne Suter bis zur jüngst verstorbenen Uriella, deren angekündigter Weltuntergang als Fake News abzuhaken sei.

Skandal autofreie Molkereistrasse

Derweil sorgten Fabian Villiger alias Larry Meier und Ernst Brönnimann alias Flättere-Fredy mit ihrem Radio Wurstkranz für Lachsalven. Sie berichteten vom Kampf zwischen dem Pizzaiolo und selbst ernannten Hafenmeister Rocco delli Colli und Oliver Bühler, der gleich mit mehreren Schiffen das Rapperswiler Becken besetzen will. Larry Meier liess eine Drohne im Saal über das Publikum steigen zum Beweis, dass Rapperswil-Jona definitiv eine Drohnenstadt sei, auch wenn der Kulturwissenschaftler Peter Röllin Angst habe, dass man nun mit der Drohnenkamera in seinen Garten schauen könne.

«Ein Stadtrat kann nicht ein Pudel sein. Weil dieser Hund ist viel zu intelligent für einen Stadtrat.»

Marc Dufour alias Röbi Rüdisüli, Bruderschaft vom Wurstkranz Jona


Thomas Marty und Martin Schmucki begaben sich in ihrem Sketch als Horn und Matter auf eine Bergtour auf das Matterhorn. Sie sinnierten über den Skandal, dass Bauchef Thomas Furrer die Molkereistrasse autofrei gestalten will und gleichzeitig die Bauprojekte St. Gallerstrasse, Visitor Center und Tunnel Schiffbruch erlitten.

In Verwaltung hängen geblieben

Bevor Schüblig und Kartoffelsalat serviert wurden, war es an der Zeit, dass Mario Geiger alias Sämi Bräuli zum Ehrenzeremonienmeister gekürt wurde. Er ist seit 25 Jahren Mitglied der Bruderschaft und war lange Zeit Zeremonienmeister in der Zunft. Einem grossen Publikum ist Mario Geiger mit seinen Auftritten als Knastbruder, russischer Regent und Primarlehrer in Erinnerung geblieben. Zudem ist er mit einem Soloprogramm auf Tournee gegangen. Nach einer schweren Erkrankung war gestern Mario Geiger zurück auf der Bühne und überwältigt von der Ehrung, die ihm am Schübligbankett zuteil wurde.
Nachdem Wurst und Salat verspeist waren, wurde der Ehrengast vorgestellt: Regierungsrat Benedikt Würth meinte einleitend, er sei nur ein Verlegenheitskandidat, weil die an sich anvisierten Ehrengäste, die nebenamtlichen Stadträte, allesamt mit ihrem Wahlkampf fürs Schulpräsidium beschäftigt seien. Überdies sei eine Einladung an Bauchef Thomas Furrer in der Bauverwaltung hängengeblieben.
Auch im abschliessenden Beizen-sketch mit Schübligwirt Felix Hollen-stein und Marc Dufour alias Röbi Rüdis-üli waren die Stadträte ein Thema, indem sie mit Hunden verglichen wurden: Ueli Dobler als Golden Retriever, Martin Stöckling als Neufundländer, Roland Manhart als Terrier, Thomas Fur-rer als Schnauzer und Kurt Kälin als Jack Russel. Nur ein Pudel, das könne kein Stadtrat sein. Weil der Puddel eben ein sehr intelligentes Wesen sei.

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