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Kirchenspaltung wegen «Adebar»?

Statt das Urteil in Sachen «Adebar» zu akzeptieren, bemüht Bischof Vitus Huonder jetzt den Vatikan. Es geht aber schon längst nicht mehr um die Beratungsstelle – es ist die Landeskirche, die er weghaben will.

Pierina
Hassler
26.02.19 - 04:30 Uhr
Politik
SCHWEIZ RELIGION TREFFEN
Der Churer Bischof Vitus Huonder will das Urteil in Sachen «Adebar» nicht akzeptieren.
ARNO BALZARINI/ARCHIV

Die Geschichte beginnt im Jahre 2012 mit der Katholischen Landeskirche Graubünden. Diese wollte den Verein «Adebar», eine Beratungsstelle für Familienplanung, Sexualität, Schwangerschaft und Partnerschaft, mit jährlich 15 000 Franken unterstützen. Generalvikar Martin Grichting stellte damals fest: «Adebar» halte Abtreibungen für legitim. Damit stehe die Haltung des Vereins im Widerspruch zur Lehre der katholischen Kirche. Es sei deshalb unzulässig, wenn er mit Geldern der Landeskirche unterstützt werde. Grichting legte bei der Rekurskommission der Katholischen Landeskirche Graubünden Beschwerde ein und blitzte ab. Ebenso vor Verwaltungsgericht Graubünden und vor Bundesgericht.

Gang nach Rom

Was mit dem Bundesgerichtsurteil fertig erzählt wäre, wird jetzt aber um ein, vielleicht auch um mehrere Kapitel reicher. In der Zeitung «St. Galler Tagblatt» vom 19. Februar sagte Bistumssprecher Giuseppe Gracia: Das Bistum werde den Heiligen Stuhl (päpstliche Regierung) über die Einzelheiten des Falls ins Bild setzen. Es liege nun am Vatikan, zu entscheiden, ob das vom Bundesgericht «Staatskirchenstruktur» genannte Konstrukt für die katholische Kirche noch tragbar sei. Landeskirchen könnten sich zwar katholisch nennen, seien aber der katholischen Lehre nicht verpflichtet, so Gracia im «St. Galler Tagblatt». «Nach dem Urteil des Bundesgerichts ist klar, dass das staatskirchenrechtliche System in der Schweiz keinen der eigentlichen Kirche zudienenden Charakter hat.» Mit dem Gang nach Rom wolle man dies klären.

Der Punkt, dass das Bistum Chur laut Bundesgerichtsurteil der Katholischen Landeskirche Graubünden nicht vorschreiben kann, wie sie ihre Gelder verwendet, stösst dem Bistum mehr als sauer auf. Ob Rom das «Churer Problem» klärt, ist fraglich.Denn der Staats- und Kirchenrechtler Christoph Winzeler von der Uni Freiburg sagt im «St. Galler Tagblatt»: «Ich glaube nicht, dass der Papst wegen des Falls ‘Adebar’ eine Kirchenspaltung heraufbeschwören will.»

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