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Baby-Tragen schützen auf Skipisten nur ungenügend

Immer mehr Eltern wagen sich mit Babys auf dem Rücken auf die Skipiste. Unfälle sind laut einem Kinderchirurgen zwar selten. Wenn aber etwas passiert, sind die Folgen schwer. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) rät deshalb davon ab.

Agentur
sda
26.02.19 - 09:00 Uhr
Politik
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) rät davon ab, mit Kleinkindern auf dem Rücken Skipisten hinunterzusausen. Schlittelplausch hält sie für die besser Alternative. (Archivbild)
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) rät davon ab, mit Kleinkindern auf dem Rücken Skipisten hinunterzusausen. Schlittelplausch hält sie für die besser Alternative. (Archivbild)
KEYSTONE/WALTER BIERI

Am Kinderspital in Lausanne sind die Ärzte zwar selten, wenn nicht sehr selten mit Ski-Unfällen konfrontiert, in die Kleinkinder verwickelt sind, die von einem Elternteil in einer Baby-Trage auf dem Rücken mitgeführt wurden. Trotzdem, die Risiken seien da, sagt der Stellvertretende Spitalleiter und Kinderchirurg Nicolas Lutz auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Unterkühlung und Schädeltraumata infolge einer Kollision seien die schlimmsten möglichen Folgen. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) rät denn auch stark davon ab, Kleinkinder auf dem Rücken mit zum Skifahren zu nehmen.

Wer es trotzdem tut, sollte das Baby gut vor der Kälte schützen. «Man muss sicherstellen, dass die Kinder warm angezogen sind und die Ärmchen im Innern der Trage geschützt sind», rät Lutz.

Baby-Köpfe zu klein für Helme

Bei Temperaturen unter null Grad sollte man mit Babys überhaupt nicht auf die Piste gehen. Da sich Kleinkinder in der Trage kaum bewegen und manchmal sogar einschlafen, müsse man regelmässig nach dem Kind schauen. «Jede Stunde», empfiehlt der Kinderarzt. Ausserdem müsse darauf geachtet werden, dass das Kind genug trinke.

Lutz weist darauf hin, dass Babys vor zwölf bis 18 Monaten ihren Kopf noch nicht selber halten könnten und deshalb sehr verletzlich seien. Man müsse sich also die Frage stellen, will man auf die Piste gehen, um sich selber oder dem Baby Freude zu machen.

Der Kinderarzt gibt auch zu bedenken, dass auf Skipisten immer schneller gefahren werde. Bei einer Kollision mit einem anderen Skifahrer oder einem Sturz seien die Kleinkinder sehr schlecht geschützt. Weil es für Kinder bis drei, vier Jahre keine Helme gebe, sei die Gefahr eines Schädeltraumas gross.

Ab einem Alter von zwei Jahren stelle sich die Situation etwas anders dar, meint Lutz. Das Kind könne dann den Kopf nach links und rechts drehen und komme so mehr von der Umgebung mit.

Ab drei bis vier Jahren, wenn die Muskulatur stärker sei, könne das Kind selber stehen. Ab diesem Alter könnten die Kinder dann grundsätzlich auch beginnen, selber auf Skiern zu stehen.

Schlitten als Alternative

Für die Eltern, die sich schon mit den ganz Kleinen im Schnee tummeln möchten, bieten sich aber auch Alternativen zum Vergnügen auf der Piste an. Schneeschuhe haben laut Lutz beispielsweise den Vorteil, dass es kein Kollisionsrisiko gibt und man jederzeit anhalten kann, um im Schnee zu spielen.

Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung schlägt Alternativen vor: «Wir ermuntern Wintersportfans eher, Kinder auf einen Schlitten zu satteln und sie auf einem Winterwanderweg oder einer Langlaufloipe mit zu ziehen», sagt bfu-Sprecher Nicolas Kessler.

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