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Gespannte Lage an Grenzen Venezuelas vor Ankunft von Hilfsgütern

Im Kampf um die Macht in Venezuela haben sich die Spannungen an den Grenzen des verarmten Krisenstaats verschärft. Präsident Nicolás Maduro reagierte mit dem Abbruch aller diplomatischer Beziehungen zu Kolumbien.

Agentur
sda
23.02.19 - 23:57 Uhr
Politik

Die vom selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó, dem Gegenspieler Maduros, organisierten Konvois mit humanitärer Hilfe setzten sich am Samstag in Kolumbien und Brasilien in Bewegung in Richtung Venezuela.

An der Grenze zu Brasilien wurden bei gewaltsamen Zusammenstössen nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation und eines Spitals mindestens zwei Menschen getötet, darunter ein 14-jähriger Junge. Beide seien durch Schüsse der venezolanischen Armee in Santa Elena de Uairén gestorben, sagte ein Sprecher von Foro Penal. 31 weitere Menschen seien verletzt worden.

Lastwagen angezündet

Zuvor hatten hunderte Demonstranten in Ureña an der Grenze zu Kolumbien gegen die von Maduro verfügte Schliessung der Übergänge protestiert - und wurden von Sicherheitskräften mit Tränengas und Gummigeschossen zurückgedrängt. Die Demonstranten zündeten ihrerseits Autoreifen an und bewarfen die Polizei mit Steinen.

Auf zwei Brücken zwischen den venezolanischen Städten San Antonio del Táchira und Ureña und dem kolumbianischen Nachbarort Cúcuta kam es zu schweren Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Maduro-Gegnern. Die Demonstranten ebenso wie vier Lastwagen mit Hilfsgütern für die Venezolaner versuchten, die Absperrungen auf der Simón-Bolívar-Brücke und der Santander-Brücke zu durchbrechen.

Die Lastwagen passierten nur eine erste Barriere, dann wurden sie auf venezolanischer Seite von den Sicherheitskräften angehalten. Drei der Lastwagen gerieten Berichten zufolge aus zunächst ungeklärter Ursache in Brand. Rund 100 Menschen wurden dabei verletzt, wie CNN en Español unter Berufung auf örtliche Kliniken berichtete.

Mindestens elf Soldaten und zwei Polizisten setzten sich ausserdem nach Kolumbien ab, wie die dortige Einwanderungsbehörde mitteilte. Drei von ihnen durchbrachen mit einem Panzerwagen die Barrieren auf der Grenzbrücke Simón Bolívar.

Abbruch der Beziehungen

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Guaidó und dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera forderte Kolumbiens Staatschef Iván Duque die freie Einfuhr von Hilfsgütern. Die Blockade der Transporte sei ein «Attentat gegen die Menschenrechte», sagte Duque in Cúcuta.

Maduro reagierte auf Kolumbiens Unterstützung für Guaidó und ausländische Hilfslieferungen mit dem Abbruch aller diplomatischer Beziehungen. Bei einer Kundgebung in der Hauptstadt Caracas sagte er, die «faschistische Regierung von Kolumbien» müsse all ihre diplomatischen Vertreter binnen 24 Stunden aus Venezuela abziehen.

Kolumbiens Aussenminister Carlos Holmes Trujillo äusserte Kritik an der Ankündigung Maduros und bekräftigte, seine Regierung erkenne dessen Gegenspieler Juan Guaidó als Präsidenten Venezuelas an. Zum Schutz der kolumbianischen Diplomaten habe er jedoch deren Rückreise nach Kolumbien angeordnet.

Maduro hält die Grenzen geschlossen, um die Einfuhr der Hilfsgüter zu blockieren. In Venezuela herrscht zwar eine schwere Lebensmittelknappheit. Die Regierung mutmasst aber, Guaidó wolle mit den Hilfslieferungen eine ausländische militärische Intervention und den Sturz Maduros einleiten.

Die gezielte Verteilung von Lebensmitteln an Anhänger ist überdies für die Maduro-Regierung ein Mittel, soziale Kontrolle auszuüben. Die Macht Maduros würde weiter geschwächt, wenn die Opposition die Not der Bevölkerung in dem eigentlich ölreichen Staat lindern könnte.

Angst vor Blutvergiessen

In Kolumbien standen 600 Tonnen Hilfsgüter bereit, in Brasilien weitere 200 Tonnen Medikamente und Nahrungsmittel. Ein Schiff mit 200 Tonnen sei ausserdem am Samstag von Puerto Rico ausgelaufen, erklärte der Oppositionsabgeordnete Miguel Pizarro in Caracas.

Tausende freiwillige Helfer und Anhänger Guaidós wollen gegebenenfalls die Nahrungsmittel und Medikamente von Kolumbien aus mit den eigenen Händen ins Land bringen, falls die Lastwagen nicht die Grenzübergänge durchkreuzen können. Sie gehen dabei ein hohes Risiko ein. Befürchtet wurde ein Blutvergiessen, falls Soldaten die Menschen mit Gewalt stoppen.

Appelle an Militär

Die US-Regierung warnte Maduro und das Militär vor neuer Gewaltanwendung. In einer am Freitagabend (Ortszeit) verbreiteten Erklärung forderte auch das Weisse Haus die Soldaten auf, Hilfsgüter für das Volk ungehindert passieren zu lassen. «Die Welt sieht zu», warnten die USA.

Uno-Generalsekretär António Guterres forderte ebenfalls die venezolanischen Sicherheitskräfte auf, keine Gewalt gegen Demonstranten einzusetzen.

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Bezeichnend, dass die angeblichen Demokratien – inklusive die Schweiz! – den Putsch der USAchse des Bösen unterstützen gegen die UNO-Charta. Hingegen die angeblichen Nichtdemokraten Russland und China sind gegen den Putsch.
Nebenbei: Die USA und ihre Helfershelfer wie Kolumbien und Brasilien (alles Regimechanges made by USA) haben mit Boykotts und Sabotage erst die Not in Venezuela verursacht, die sie nun heilen wollen: Die angebliche Feuerwehr als Brandstifter, und das Schlimmste, das Weltpublikum glaubt das grossmehrheitlich auch noch, weil es in ihren "Qualitätsmedien" so berichtet wird. Gemäss Logik werden wir demnächst die Nächsten sein. Zu Recht, wie ich finde.

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