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Fischer und Fische leiden wegen überdüngten Seen und Klimawandel

Fische und Fischerei leiden wegen überdüngter Gewässer und klimabedingt zu warmem Wasser. In der Hälfte der grössten Schweizer Seen sind die Sauerstoffkonzentrationen tiefer als es die Gewässerschutzverordnung vorschreibt.

Agentur
sda
30.01.19 - 12:31 Uhr
Politik
Haben es die Fische schwer, leiden auch die Berufsfischer. Ein Bericht des Bundesrates schlägt Massnahmen für die Verbesserung der Wasserqualität und der Lebensräume der Fische vor.
Haben es die Fische schwer, leiden auch die Berufsfischer. Ein Bericht des Bundesrates schlägt Massnahmen für die Verbesserung der Wasserqualität und der Lebensräume der Fische vor.
KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Das steht in einem Bericht, den der Bundesrat auf Bestellung des Parlaments erstellt und am Mittwoch verabschiedet hat. Fliessgewässer und Seen stehen demnach stark unter Druck. Gründe sind Verbauungen, Rückstände von Pestiziden und Düngemitteln, Verunreinigungen, der Klimawandel und gebietsfremde Arten.

Künstliche Belüftung

Die Belastung der Seen mit Nährstoffen sei dank Phosphatverbot für Waschmittel und Auflagen für die Landwirtschaft zwar geringer geworden, schreibt das Bundesamt für Umwelt (Bafu). Doch die Hälfte der grössten Seen erfülle die Anforderungen der Gewässerschutzverordnung in Sachen Sauerstoffkonzentration nicht.

Vor allem in Regionen mit vielen Nutztieren und viel Ackerbau sind Seen nach Angaben des Bafu noch immer massiv überdüngt. Zum Beispiel der Sempachersee, der Baldeggersee und der Hallwilersee müssten künstlich belüftet werden.

Bei der Hälfte der grösseren Seen ist das Ziel zum Phosphorgehalt - 20 Mikrogramm Phosphor pro Liter - nicht erreicht. Bei gut der Hälfte dieser Seen seien die Einträge aus der Landwirtschaft hauptverantwortlich, hält das Bafu dazu fest. Nährstoffarm seien die Schweizer Seen nicht, höchstens «phosporlimitiert».

Für das Überleben der Fische relevant ist die Klimaerwärmung, die die durchschnittlichen Wassertemperaturen steigen lässt. Nur wenn der See im Winter genügend abkühlen kann, können sich die Wasserschichten durchmischen, so dass Sauerstoff von der Oberfläche in die Tiefen und Nährstoffe an die Oberfläche des Sees gelangt.

Naturnahe Temperaturen

Der Bericht empfiehlt, die bestehenden Massnahmen für Schutz und Aufwertung der Gewässer konsequent umzusetzen. Daneben schlägt er auch neue Massnahmen vor. Etwa sollen naturnahe Temperaturen gefördert werden, durch Schatten spendende Gehölze am Ufer von Fliessgewässern.

Damit auch bei Hitze genügend Wasser bleibt, sollte zudem statt Quell- mehr Grundwasser genutzt werden. Und um das Wasser möglichst sauber zu halten, sollen Kläranlagen für das Herausfiltern von Mikroverunreinigungen aufgerüstet werden.

Die Ansiedlung und Ausbreitung von gebietsfremden Arten, die den Fischen ebenfalls zusetzen, soll wenn immer möglich verhindert werden. Einmal aufgetaucht, könnten diese Fremdlinge nicht mehr beseitigt werden, heisst es im Bericht.

Die existierenden Vorschriften für das Einsetzen von gebietsfremden Fischen und Krebsen müssten deshalb konsequent angewendet werden. Auch dass gebietsfremde Arten von einem Gewässer in ein anderes verschleppt werden, gilt es zu verhindern.

Was den Fischen zusetzt, lässt auch Berufsfischer und -fischerinnen leiden. Der Bericht spielt den Ball den kantonalen Fischereibehörden zu. Diese sollen langfristig planen und spezifische Lösungen für die Seen in ihren Gebieten erarbeiten. Eine nationale Plattform für Berufsfischerei könnte laut Bericht den Austausch fördern.

262 Berufsfischer

Der Bundesrat liefert im Bericht auch Zahlen: In der Schweiz gibt es 262 haupt- und nebenberufliche Berufsfischer und rund 150'000 Freizeit-Anglerinnen und -Angler. Drei Viertel der gefangenen Fische werden von Berufsfischern aus dem Wasser gezogen - sie fangen jährlich rund 1350 Tonnen.

Der Fischkonsum hat zugenommen: Wurden vor 30 Jahren noch knapp sieben Kilogramm Fisch pro Kopf und Jahr verzehrt, sind es heute fast neun Kilogramm. Etwa zwei Prozent des Fischkonsums wird von den Schweizer Berufsfischern geliefert. Die Nachfrage nach einheimischen Fischen aus Wildfang ist grösser als das Angebot.

Der Bericht empfiehlt, für die bessere Vermarktung ein Label «Schweizer Fisch aus Wildfang» einzurichten. So könnte die ökologische Qualität hervorgehoben und ein besserer Preis erzielt werden. Potenzial sehen die Autoren auch bei von den Esserinnen und Essern noch wenig geschätzten Fischarten.

Den Bericht bestellt hatte der Nationalrat mit der Überweisung eines Postulates. Verfasst hatte dieses die Umweltkommission der grossen Kammer. Diese hatte den Vorstoss mit der prekären wirtschaftlichen Lage der Berufsfischer begründet und Empfehlungen für eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände gefordert.

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